Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Gewicht. »Kommt mir leicht vor. Vielleicht hat Cherish die Knete gefunden, sie eingesteckt und ist abgehauen. Die Frage ist: Wo ist er hin, wenn seine ganzen Sachen zum Anziehen noch hier sind?«
    »Er könnte als Erster ans Geld gegangen sein. Hat gemerkt, dass Cherish Verdacht schöpfte, gespürt, dass es hier eng für ihn wird, und ist gegangen.«
    »Ohne Klamotten?«
    »Er reist mit leichtem Gepäck. Ich denke an Las Vegas, weil er Valerie gesagt hat, dass Cherish dorthin wollte.«
    »Yeah, Vegas würde zu seinem Stil passen, da könnte so ein Drecksack leicht untertauchen. Okay, genug gemutmaßt. Gib mir das da.« Er steckte die Dietriche in die Tasche und griff nach dem Brecheisen.
    Er verkeilte die Spitze unter dem Deckel der Kassette und drückte mit Schwung nach unten. Der Deckel sprang ohne jeden Widerstand auf und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Während er darum kämpfte, es wiederzuerlangen, musste ich ausweichen, um nicht von dem Brecheisen getroffen zu werden.
    »Das Ding war nicht abgeschlossen«, sagte er.
    »Da hast du deine Einladung zum Durchsuchen.«
    Zuerst kam ein graues Filztuch, wie man es zum Putzen von angelaufenem Silber verwendet. Darunter war kein Geld, aber die Kassette war halb voll.
    Milo nahm jedes Teil heraus und legte es auf den Schreibtisch.
    Nichts davon wog viel.
    Ein vergilbter Ausschnitt aus einer siebeneinhalb Jahre alten Zeitung aus Stockton. Ein Artikel im Lokalteil über Troy Turners Ermordung im Gefängnis. Troys Name war mit einem Rotstift unterstrichen, genauso wie ein Satz, der ihn mit dem Fall Malley in Verbindung brachte. Kristal Malleys Name war doppelt unterstrichen.
    Ein Paar Jadeohrringe in Tropfenform.
    »Irgendeine Vermutung?«, fragte er.
    »Vielleicht sind es Laras.«
    Ein schwarzes Brillenetui. Darin lagen ein halber geschwärzter Löffel, ein billiges Feuerzeug und eine primitive Spritze aus einer Pipette und einer Injektionsnadel. Braunes Zeug klebte an dem Glas. In dem roten Samtfutter des Etuis stand die goldgeprägte Adresse eines Optikers an der Alvarado.
    Unter der Adresse war ein Papierfetzen am Innendeckel festgeklebt.
    Eigentum von Maria Teresa Almedeira.
    »Nestors Mutter«, sagte ich. »Nestor hat es geklaut, um sein Besteck darin unterzubringen. Als Daney ihn umgebracht hatte, wurde es zu seinem Souvenir.«
    Milo griff wieder in die Kassette und zog einen dünnen königsblauen Strickpullover mit einem waagrechten roten Streifen heraus. Er hielt ihn an den Ärmeln hoch und untersuchte das Etikett. »Made in Malaysia, Größe S. Der könnte auch Lara gehört haben.«
    »Er gehörte Jane Hannabee«, sagte ich. »Sie trug ihn an dem Tag, als ich sie am Gefängnis traf. Brandneu. Weider hatte versucht, sie herauszuputzen.«
    »Und Daney hat sie aus der Welt geputzt …« Er inspizierte das Kleidungsstück aus der Nähe. »Sieht nicht so aus, als wäre Blut dran.«
    »Er hat sie im Schlaf erstochen. Da hätte sie keine neuen Sachen getragen. Er wickelte sie in Plastik ein, durchstöberte ihre Sachen und nahm sich ein Souvenir heraus.«
    »Okay, falls die Ohrringe Lara gehören, kann ihre Mutter das vielleicht bestätigen … sieh dir mal das hier an.«
    Die Fotokopie eines County-Dokuments. Antragsformular für ein Pflegekind.
    Das Kind, um das es ging, war ein sechzehnjähriges Mädchen namens Miranda Melinda Shulte. Drew und Cherish Daney hatten das Papier beide unterschrieben, aber es war nicht eingereicht worden.
    »Nummer sieben«, sagte ich.
    Milo rieb sich die Augen. »Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass er irgendwelche anderen Mädchen umgebracht hat. Warum dann sie, Alex?«
    »Sie war erst eine Woche hier gewesen, aber Beth Scoggins beschrieb sie als aggressiv, als jemanden, der Beth ihren Status als Bienenkönigin streitig machte. Daney will sie eher passiv haben. Vielleicht ist sie zu bestimmt aufgetreten. Oder sie wollte sich von ihm den Hof machen lassen, aber als es ernst wurde, hat sie sich widersetzt.«
    »Hat das Spiel nicht mitgemacht«, sagte er. »Es könnte irgendwo eine Familie geben, die sich fragt, wo sie ist.«
    Oder, was noch schlimmer wäre, es gibt gar keine.
    »Wenn wir ihn finden«, sagte ich, »erfahren wir vielleicht, wo er sie begraben hat.«
    »Ich liebe deinen Optimismus.« Er legte das Antragsformular auf den Schreibtisch. Starrte es an. Legte es wieder in die Kassette.
    Eine pharmazeutische Klarsichtpackung. Neun Blasen, sieben davon leer. Zwei runde weiße Pillen, mit einer diagonalen Kerbe versehen.

Weitere Kostenlose Bücher