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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht wohl dabei, zu früh an den guten Sachen rumzupfuschen. Ein Verteidiger, der was an meiner Beweiskette auszusetzen hat, hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Sie steht offen da rum, sodass jeder sie sehen kann, obwohl man sie leicht hätte verstecken können«, sagte Milo. »Ist das keine Einladung, sie zu inspizieren?«
    Weisvogel lächelte. »Sie hätten Jura studieren sollen. Besser als ehrliche Arbeit.«
    »Ich hätte die Kassette aufmachen können, bevor Sie hier eintrafen, Judy.«
    »Das hätten Sie allerdings.« Weisvogel starrte zu ihm hoch. Ihre Augen waren grün, heller als die von Milo, fast khakifarben, mit winzigen blauen Flecken am Rand. Unerschütterlich. »Und wenn die Kassette nun verschlossen ist?«
    »Ich habe Werkzeug dabei.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    Milo lächelte.
    Weisvogel sagte: »Zum Teufel, was ist, wenn sie tickt - ich weiß, dann lassen Sie einen Roboter kommen. Im Ernst, es könnte Probleme mit der Gültigkeit der Beweise geben, Milo.«
    »Probleme können gelöst werden. Finden wir den Scheißkerl, bevor er weiteren Schaden anrichtet, und dann kümmern wir uns um die Einzelheiten.«
    Weisvogel blickte zum Haus hinüber. Schlug die Zähne aufeinander. Fuhr sich mit der Hand durch ihre Terrierhaare. »Also befehlen Sie mir als mein Vorgesetzter, diese Kassette zu öffnen.«
    »Ich bitte Sie, ein bisschen flexibel zu -«
    »Was ich höre , ist, dass Sie mir gegenüber den Vorgesetzten herauskehren. Wo ich doch nur eine D-Zwei bin und Sie ein hohes Tier.«
    Jetzt hatte Weisvogel Grund zum Lächeln. Mit nikotinverfärbten Zähnen.
    »Ich bin ein hohes Tier?«, fragte Milo, als hätte man eine unangenehme Krankheit bei ihm diagnostiziert.
    »Tut mir leid, es Ihnen so plötzlich zu eröffnen«, sagte Weisvogel. »Verstehe ich also diese ganze Befehlskettenkiste richtig?«
    Immer noch lächelnd.
    Milo sagte: »Yeah, yeah. Wenn sich jemand beschwert, war alles meine Idee.«
    »Dann habe ich wohl keine andere Wahl«, sagte Weisvogel. »Lieutenant.«
    Sie gesellte sich zu ihren Detectives im Würfel, und Milo sagte zu mir: »Nach draußen zum Wagen.«
    »Wozu?«
    »Wir brauchen Werkzeug.«
    »Ich habe keins.«
    »Du hast ein Brecheisen. Und ich habe das hier.« Er griff in seine Jackentasche und zog eine kleine Taschenlampe und einen Ring mit Edelstahldietrichen hervor.
    »Hast du die immer dabei?«
    »Manchmal«, sagte er. »Wenn ich glaube, dass wichtige Dinge so liegen gelassen werden, dass jeder sie sehen kann.«
    Das Haus in einem gepflegten Zustand, genauso wie beim ersten Mal, die Küche geschrubbt, die Flure gestaubsaugt.
    Als wir uns dem Schlafzimmer näherten, blickte ich den Flur hinunter zu der fensterlosen ehemaligen Waschküche, in der Rand geschlafen hatte.
    Milo ging in das Schlafzimmer, und ich folgte ihm. Der Schreibtisch stand links von dem Doppelbett. Er war braun lackiert, unansehnlich und nicht sehr stabil, ein Stück vom Flohmarkt, das kaum in Drew und Cherish Daneys beengtes Schlafgemach hineinpasste.
    Milo zog sich Handschuhe an und öffnete den Schrank.
    »Seine Klamotten sind hier, aber ihre nicht. Sieht so aus, als hätte sie für eine längere Reise gepackt.«
    »Und er nicht.«
    »Wenn das nicht zum Nachdenken anregt.« Er ging zum Schreibtisch hinüber. Die Beine waren wacklig, und die Oberfläche neigte sich nach vorn. In einem Marmeladenglas befanden sich Kugelschreiber und Stifte. Das grüne Löschpapier, auf dem Cherishs Anweisungen gelegen hatten, war immer noch da. Auf einer der Ecken stand die Kassette.
    Sie war blaugrau und extragroß, von der Art, die Banken für bevorzugte Kunden bereithalten.
    Milo untersuchte das Schloss, hob die Kassette hoch und inspizierte den Boden.
    »Ein Stempel der Columbia Savings. Die gibt’s doch seit Jahren nicht mehr.«
    »Lagerbestände, wie bei den Schulspinden«, sagte ich. »Sie sind geizig.«
    Er runzelte die Stirn. »Das ganze Geld vom County, und dann leben sie so.«
    »Falls Valerie Recht hat, gab es eine Menge Streit um Geld. Vielleicht weil Drew Gelder abzweigte und beiseiteschaffte.«
    »Sein geheimer Schatz. Das könnte Blödsinn gewesen sein, den er dem Mädchen erzählt hat, um es zu beeindrucken.«
    »Ich würde darauf wetten, dass es stimmt. Bei Valerie hatte er von Anfang an das Heft in der Hand und musste sich nicht beweisen.« Ich zeigte auf die Kassette.
    Er stellte sie hin. Sah sich noch einmal das Schloss an. Prüfte seine Dietriche und suchte einen aus. Hob die Kassette hoch und schätzte das

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