Bluttat
durch vier gerade Schnitte eingekerbt. Sie bildeten grob ein Quadrat. Ein Quadrat mit einer Kantenlänge von sechzig Zentimetern.
Bündig mit dem Boden, kein Griff, keine Vorsprünge, keine Chance, es zu bemerken, wenn man nicht danach Ausschau hielt.
Cherish Daney hatte danach gesucht. Es gab alle möglichen Arten von Hausputz.
Milo kniete sich hin und starrte auf die Fugen. »Stemmspuren.«
Er steckte das Brecheisen in die Aussparung. Die Platte ließ sich leicht hochdrücken. Darunter war ein dunkles Loch, einen knappen Meter tief.
»Leer«, sagte Milo. »Nein, das nehme ich zurück......«
Er legte sich auf den Boden, steckte seinen Arm hinein und holte eine staubige Holzkiste heraus.
Smith & Wesson stand auf dem Etikett an der Innenseite des Deckels. Der Boden war ausgeschäumt mit einer angepassten Vertiefung. Einer Vertiefung in Form eines Revolvers.
Er tippte mit einem Finger gegen den harten Schaum. »Bin mal gespannt, wer als Erster das Glück hatte.«
Wir verließen das mittlerweile mit einem Band abgesperrte Grundstück. Judy Weisvogel stand neben dem Würfel und redete leise mit Valerie. Das Mädchen drehte seine Haare um einen Finger und trat von einem Fuß auf den anderen. Weisvogel nahm ein Papiertaschentuch und tupfte Valeries Augen ab. Als ich vorbeiging, fiel Valeries Blick auf mich, und sie kniff verächtlich die Augen zusammen und zeigte mir den Mittelfinger. Judy Weisvogel runzelte die Stirn und zog sie beiseite.
Was würde Allison von meiner Technik halten?
Was hielt ich davon?
Als ich losfuhr, konzentrierte ich mich auf ein Kinderarmband aus Plastik.
»Sieht so aus, als hättest du eine neue Verehrerin«, sagte Milo.
»Sie ist verärgert, weil Cherish den Raum betreten hat. Auf mich ist sie wütend, weil ich die Information aus ihr rausgeholt habe. Noch eine Verletzung ihres Reviers.«
»Ihres Reviers? Sie ist besitzergreifend wie eine kleine Ehefrau. Das ist krank.«
»Es wird lange Zeit dauern, bis sie begreift, was er ihr angetan hat.«
«Ach ja«, sagte er. »Dein Job ist härter als meiner.«
Ich fuhr auf den Freeway und gab Gas. »Ich glaube, die Durchsuchung ist gerechtfertigt. Cherish wollte eindeutig, dass jemand die Souvenirs fand. Sie ließ die Kassette für Wascomb da stehen, in der Hoffnung, er würde sie aufmachen. Sie wusste, dass er schließlich die Behörden benachrichtigen würde, auch wenn er selbst keinen Blick reinwarf, und dass die Wahrheit ans Licht kommen würde.«
»Ich glaube nicht, dass die Wahrheit so viel Bedeutung für sie hat, Alex. Sie lässt die Kinder im Stich und haut mit ihrer gesamten Garderobe ab. Vielleicht auch mit dem Geld und der Kanone, wenn Drew nicht als Erster dran war. Was, wenn ich es recht bedenke, nicht unwahrscheinlich ist. Üble Zeitgenossen wie er haben ein gutes Gespür für heraufziehende Schwierigkeiten. Möglicherweise feiert er bereits im Caesar’s Palace und hat eine neue Identität.«
»Valerie sagte, er wäre zu einem seiner Nebenjobs gerufen worden. In einer Kirche. Du könntest herauszufinden versuchen, wo er überall gearbeitet hat, um möglicherweise seinen Aufenthaltsort festzustellen. Falls der Anruf echt war.«
»Falls?«, fragte er.
»Es gibt noch die andere Möglichkeit«, sagte ich. »Cherish hat das Geld und die Kanone. Und Cherish hat einen Freund.«
Die Fahrt zum Soledad Canyon dauerte vierzig Minuten. Ich parkte in einiger Entfernung an der Straße, und wir gingen zu Fuß zum Campingplatz. Milo öffnete das Holster, ließ die Pistole aber stecken.
Kein Rabe, kein Falke, kein Lebenszeichen an einem schmutzig grauen Himmel so stumpf wie Flanell. Trotz meinem Bleifuß war die Fahrt ermüdend gewesen, geprägt von langen Strecken des Schweigens, den Kiesgruben, Schrottplätzen und einfallslosen Häusern auf ihren staubigen Parzellen, die heute noch deprimierender wirkten. Immobilienhaie würden die Wüste so lange auffressen, wie man es ihnen gestattete. Familien würden einziehen und Kinder kriegen, die zu Jugendlichen heranwüchsen. Gelangweilte Teenager würden sich über die Hitze und die Stille und die Tage ärgern, die sich aneinanderreihen würden wie eine Endlosschleife. Zu viel Leere würde Schwierigkeiten nach sich ziehen. Leute wie Milo würden nie arbeitslos werden.
Leute wie ich auch nicht.
Als wir uns dem Schild näherten, das Aufenthalt mit Bergblick ankündigte, blieb Milo stehen, zog das Handy heraus und fragte nach, ob der Suchbefehl nach Drew Daneys Jeep etwas gebracht
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