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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Parken seit einer Stunde verboten sei.
    »Steht da wie auf dem Präsentierteller«, sagte Milo. »Wo sind die Parknazis, wenn man sie braucht?«
    Ich stellte mich hinter den Jeep.
    »Steht einfach da, und niemandem fällt was auf«, sagte er.
    Ich sagte: »Da hast du deine Einladung zum Durchsuchen.«
    Ein weiteres Paar Plastikhandschuhe wurde hervorgezogen. Wie viele hatte er dabei? Er ging um den Jeep herum, überprüfte den Unterboden, dann die Fenster. Die Türen waren abgeschlossen, und das Innere war leer. Durch das Heckfenster konnte man den Gepäckraum gut einsehen. Nichts.
    »Hast du Lust auf einen Spaziergang?«, fragte Milo.
    Ein unbefestigter Wanderpfad verlief oben über den Staudamm. Dickere Bäume - noch ein paar Eukalyptus, knorrige Platanen, wilde Eichen, denen die Dürre nichts ausmachte, und Nadelbäume, denen sie sehr wohl etwas ausmachte. Es gab zahlreiche Gelegenheiten, auf gepflasterten Wegen in Richtung Burbank oder Victory auszuweichen, aber wir blieben auf dem Wanderpfad. Nach zwanzig Metern wurde der Bewuchs noch dichter, und der Pfad wurde schwarz, und Milos Taschenlampe warf einen schwachen Strahl, der einen Meter vor uns nicht mehr zu sehen war.
    Steine und Erde und vorbeihuschende Käfer.
    »Du bist gut ausgerüstet«, sagte ich.
    »Ich war bei den Pfadfindern«, erwiderte er. »Hab’s bis hoch zum Eagle geschafft. Wenn sie das nur gewusst hätten.«
    Wir liefen durch das halbe Reservat, ohne etwas zu entdecken. Die Erregung, die mich erfasst hatte, als wir den Jeep fanden, begann abzuklingen.
    Wir wollten uns gerade auf den Rückweg machen, als wir auf ein Geräusch aufmerksam wurden. Ein leises, hartnäckiges Summen, das vom Rauschen des Freeway fast übertönt wurde.
    Fliegen.
    Milo setzte seine langen Beine in Bewegung und war innerhalb von Sekunden da.
    Als ich ihn einholte, hatte er die Taschenlampe auf eine fünfzehn Meter hohe Platane gerichtet.
    Ein Baum mit einem dicken Stamm und von Mehltau befallenen, fleckigen Ästen. Im Gegensatz zu den immergrünen Büschen und wilden Eichen in unmittelbarer Umgebung trug er nur noch ein paar vertrocknete braune Blätter.
    Drew Daney, der dunkle Joggingsachen und Sportschuhe anhatte, hing an einem der unteren Äste, und seine Füße baumelten fünf Zentimeter über dem Boden. Sein Kopf war zur Seite gedreht, die Augen traten fast aus den Höhlen, und seine Zunge, die aus seinem schiefen Mund hervorragte, sah aus wie eine japanische Aubergine.
    Milo richtete den Strahl auf seinen Kopf. Ein einziger Schuss in die linke Schläfe. Die Eintrittswunde war sternförmig. Die Ausschussöffnung war größer. Winzige, hyperkinetische Ameisen krabbelten in beide Löcher hinein und wieder hinaus. Die Fliegen schienen die Austrittswunde zu bevorzugen.
    Es dauerte eine Weile, aber er fand das Loch im Baum, wo das Geschoss stecken geblieben war.
    Daneys Augen und Zunge ließen darauf schließen, dass er zuerst aufgehängt worden war. Ich sagte: »Overkill.« Dachte daran, wie Daney nur knapp über dem rettenden Boden gebaumelt hatte. Sich am Seil festklammerte, versuchte, sich hochzuziehen.
    Die Kraft seines breiten Oberkörpers nutzend. Vielleicht hatte er es einige Sekunden geschafft, vielleicht sogar Minuten.
    Und war unvermeidlich gescheitert. Hatte gefühlt, wie das Leben ihm entglitt.
    Milo senkte den Strahl. »Sieh dir das an.«
    An Daneys Schritt herrschte wildes Treiben. Ein übel zugerichteter Hohlraum, an den Rändern gezackt, wo die Baumwolle der Jogginghose weggeschossen worden war.
    Hier herrschten die Fliegen unangefochten.
    Milo trat näher heran und betrachtete die Stelle genauer. Ein paar der Fliegen verzogen sich, aber die meisten blieben bei der Sache. »Sieht nach Schüssen aus … nach mehreren Schüssen.« Er bückte sich und inspizierte den Baumstamm weiter unten. »Ja, da haben wir sie, sieht nach … vier, nein, fünf Kugeln aus … yeah, fünf.«
    »Der sechsschüssige Revolver wurde geleert«, sagte ich. »Die Waffe eines Cowboys.«
    »Da ist noch etwas drin.« Er leuchtete die Stelle aus und zeigte darauf. »Zwei Ringe.«
    Ich trat hinzu und sah zwei Weißgoldringe mit winzigen blauen Steinen. Dieselben Ringe hatte ich vor acht Jahren am Gefängnis gesehen.
    An das geheftet, was von Daneys Glied noch übrig geblieben war.
    »Drews und Cherishs Eheringe«, sagte ich. »Sie hat ihre Stellungnahme abgegeben.«
    Er trat von der Leiche zurück. Sah sie sich von oben bis unten an. Ausdruckslos.
    Zog mit raschem Griff sein Handy

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