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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Unannehmlichkeit am Rand des Wegs zum Reichtum wären. Angesichts der Illusionen seiner Mutter taten mir die Augen weh.
    Sie legte die Hände auf das Lenkrad des BMW. Trat auf das inaktive Gaspedal. Murmelte: »Das ist’n tolles Ding.«
    »Das Auto?«
    Sie beäugte Weider durch die Windschutzscheibe. »Glauben Sie, sie wird Troy helfen?«
    »Sie scheint eine gute Anwältin zu sein.«
    »Sie antworten nie auf’ne Frage, oder?«
    »Reden wir über Troy«, sagte ich. »Sie wollen, dass er aufs College geht.«
    »Jetzt wird er nich’ da hingehen. Sie schicken ihn ja ins Gefängnis.«
    »Ms. Hannabee, ich kann ihn nirgendwo hinschicken -«
    »Der Richter hasst ihn.«
    »Warum sagen Sie das?«
    Sie streckte die Hand aus und berührte meinen Arm. Streichelte ihn. »Ich kenne Männer. Sie haben nix anderes im Kopf als Hass und Bespringen.«
    »Bespringen?«
    »Frauen«, sagte sie, während sie sich langsam bis zu meiner Schulter hocharbeitete. Meine Wange berührte. Ich nahm ihre Hand weg.
    Sie schenkte mir ein wissendes Lächeln. »Wenn es was gibt, was ein Mann braucht, dann weiß ich’s.«
    Ich rückte von ihr ab, bis ich die Tür berührte. »Gibt es etwas, das Sie mir über Troy sagen möchten?«
    »Ich kenne Männer«, wiederholte sie.
    Sie sah mich an, und ich wich ihrem Blick nicht aus. Sie berührte den blauen Fleck auf ihrer Wange. Ihre Lippen bebten.
    »Wo haben Sie das her?«, fragte ich.
    »Sie halten mich für hässlich.«
    »Nein, aber ich würde gern wissen -«
    »Ich war mal scharf«, sagte sie. »Meine Titten waren wie Ballons voll Wasser, ich hab getanzt.« Sie drückte ihre Handflächen gegen die Brust.
    »Ms. Hannabee -«
    »Sie müssen mich nich’ so nennen. Miz. Ich bin keine Miz.«
    »Jane -«
    Sie drehte sich und packte erneut meinen Arm. Klauenfinger bohrten sich durch die Wolle meines Ärmels. Diesmal ohne verführerische Absicht. Verzweiflung lag in diesem Griff, kalte Furcht machte ihre Augen heller, und ich konnte etwas von dem Mädchen erkennen, das sie mal gewesen war.
    »Bitte« , sagte sie. »Troy hat kein Baby umgebracht. Der Idiot hat es getan. Das weiß jeder.«
    »Jeder?«
    »Er ist der Große, Troy ist klein. Troy ist mein kleiner Mann. Es war nich’ sein Fehler, dass er mit dem Idiot rumgezogen ist.«
    »Rand ist der Schuldige«, sagte ich.
    Ihr Griff an meinem Arm wurde noch fester. »Genau.«
    »Hat Troy Ihnen gesagt, dass Rand das Baby umgebracht hat?«
    »Yeah.«
    Ich warf einen Blick auf ihre Hand. Sie hustete und schniefte und nahm sie weg.
    »Er wird wieder gesund«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Troy. Wenn Sie ihm eine Chance geben, wird er gesund und kann aufs College gehen.«
    »Glauben Sie, er ist krank?«
    Sie starrte mich an. »Jeder ist krank. Wenn man am Leben ist, ist man krank. Wir müssen verzeihen können. Wie Jesus.«
    Ich sagte nichts.
    »Verstehen Sie das?«, fragte sie. »Mit dem Verzeihen?«
    »Das ist eine wundervolle Eigenschaft«, erwiderte ich. »Wenn man verzeihen kann.«
    »Ich verzeihe jedem«, sagte sie.
    »Jedem, der Ihnen wehtut?«
    »Yeah, warum nich’? Wen kümmert’s, was vorher passiert ist? Bei Troy ist es dasselbe - was er getan hat, ist vorbei. Und er hat es nich’ mal getan. Der Idiot war’s.«
    Sie drehte sich in ihrem Sitz, stieß mit der Hüfte gegen das Lenkrad und zuckte zurück. »Werden Sie ihm helfen?«
    »Ich werde mein Bestes tun, um einen wahrheitsgemäßen Bericht zu schreiben.«
    »Das sollten Sie«, sagte sie. Beugte sich zu mir. Ihr Geruch war eine merkwürdige Mischung aus alter Wäsche und zu süßem Parfum. »Sie könnten aussehen wie er.«
    »Wie wer?«
    »Wie Jesus.« Sie lächelte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ja, definitiv. Lassen Sie sich’nen Bart stehen, ein paar mehr Haare, und yeah, klar. Sie könnten ein richtig süßer Jesus sein.«

9
    Tom Laskins Sekretärin rief mich zwei Tage später an, um nach meinem Bericht zu fragen. Ich sagte ihr, ich bräuchte noch eine Woche, wobei ich den Zeitpunkt aufs Geratewohl wählte; ich war mir nicht sicher, warum ich um eine Verlängerung bat.
    Ich verbrachte weitere zehn Tage mit dem Fall, sprach mit den Sozialarbeitern, die für 415 City zuständig waren, stattete den Häusern einen Besuch ab und plauderte mit den Nachbarn, mit jedem, der behauptete, er hätte etwas zu bieten. Margaret Sieff war jedes Mal nicht zu Hause. Jane Hannabee war ausgezogen, und niemand wusste, wohin.
    Ich besuchte die Schule der Jungen. Niemand - weder der Rektor noch die Lehrer

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