Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Er braucht jede Unterstützung, die er kriegen kann.«
    »Betreuen Sie auch Rand Duchay?«, fragte ich.
    »Wenn man uns darum bittet, tun wir das. Wann immer wir gebraucht werden -«
    Sydney Weider sagte: »Gehen wir«, und verstärkte ihren Griff an Jane Hannabees Arm. Hannabee zuckte zusammen und begann zu zittern. Mütterliche Besorgnis oder irgendwelche Entzugserscheinungen? Ich tadelte mich wegen meiner Voreingenommenheit. Gib ihr eine Chance.
    »Wir machen uns besser auf den Weg zu Troy«, sagte Cherish Daney.
    Ihr Mann schaute auf seine Sportuhr. »Das kannst du laut sagen.«
    Cherish ging auf Jane Hannabee zu, als wollte sie die Frau umarmen, überlegte es sich anders und winkte ihr stattdessen kurz zu. »Gott schütze Sie, Jane. Gute Besserung.«
    Hannabee ließ den Kopf hängen.
    Drew Daney sagte: »War schön, Sie kennen zu lernen, Doktor. Viel Glück.«
    Die beiden gingen mit forschem Schritt Arm in Arm auf das elektrische Tor des Gefängnisses zu.
    Sydney Weider sah ihnen ein paar Sekunden mit ausdruckslosem Gesicht nach, bevor sie sich mir zuwandte. »Noch einen Besprechungsraum im Gefängnis zu bekommen ist recht umständlich. Wie wär’s, wenn Sie sich in meinem Wagen unterhalten?«
    Jane Hannabee setzte sich hinter das Steuer von Weiders BMW und sah aus, als wäre sie von Besuchern aus dem All entführt worden. Ich nahm den Beifahrersitz. Sydney Weider ging in einer Entfernung von einigen Metern auf und ab, rauchte und telefonierte mit ihrem Handy.
    »Gibt es etwas, das Sie mir sagen möchten, Ms. Hannabee?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ma’am?«
    Sie starrte auf das Armaturenbrett und sagte: »Lassen Sie nicht zu, dass die Troy umbringen.«
    Ausdruckslose Stimme, leicht näselnder Tonfall. Eine Bitte, aber ohne Leidenschaft.
    »Die«, sagte ich.
    Sie kratzte sich durch den Ärmel, rollte den Stoff hoch und machte sich an der nackten, schlaffen Haut zu schaffen. Weitere primitive, dunkle und schaurige Tätowierungen schmückten ihren Unterarm. Weider hatte sie wahrscheinlich auch aus diesem Grund neu eingekleidet.
    »Im Gefängnis«, sagte sie. »Wenn man ihn verurteilt, wird er einen schlechten Namen haben. Es wird cool sein, ihm wehzutun.«
    »Was für einen schlechten Namen?«
    »Babymörder«, sagte sie. »Obwohl er es nich’ getan hat. Die Nigger und die Mexikaner werden sagen, es wär cool, ihn dranzukriegen.«
    »Troy hat Kristal nicht ermordet«, sagte ich, »aber sein Ruf wird ihn im Gefängnis in Gefahr bringen.«
    Sie antwortete nicht.
    »Wer hat Kristal ermordet?«, fragte ich.
    »Troy ist mein Baby.« Ihr Mund stand offen, als ob sie mehr Luft bräuchte. Hinter den trockenen Lippen standen drei Zähne, braun und schadhaft. Ich begriff, dass sie lächelte.
    »Ich hab getan, was ich konnte«, sagte sie. »Das können Sie glauben oder nich’.«
    Ich nickte.
    »Sie glauben mir nich’«, sagte sie.
    »Ich bin sicher, dass es schwer war, einen Sohn allein großzuziehen.«
    »Die andern bin ich losgeworden.«
    »Die andern?«
    »Ich bin vier Mal geschwängert worden.«
    »Abtreibungen?«
    »Drei. Die letzte hat wehgetan.«
    »Sie haben Troy behalten.«
    »Ich hab gedacht, ich hätt’s verdient.«
    »Verdient, ein Kind zu haben.«
    »Yeah«, sagte sie. »Da hat eine Frau ein Recht drauf.«
    »Ein Kind zu haben.«
    »Finden Sie nich’?«
    »Sie wollten Troy haben«, sagte ich. »Sie haben ihn so gut erzogen, wie Sie konnten.«
    »Sie glauben das nich’. Sie werden ihn ins Gefängnis schicken.«
    »Ich werde einen Bericht schreiben über Troys psychologischen Status - was in seinem Kopf vor sich geht - und ihn dem Richter geben. Daher könnte alles hilfreich sein, was Sie mir über Troy sagen können.«
    »Wollen Sie sagen, er ist verrückt?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich halte ihn für kein bisschen verrückt.«
    Die Direktheit meiner Antwort überraschte sie. »Ist er nicht«, beharrte sie, als wären wir unterschiedlicher Meinung. »Er ist richtig schlau. Er war immer schlau.«
    »Er ist sehr intelligent«, sagte ich.
    »Yeah«, sagte sie. »Ich will, dass er aufs College geht.« Sie drehte sich um und warf mir ein weiteres Lächeln zu, mit geschlossenem Mund, kaum wahrnehmbar. Der Schwung ihres Mundwinkels entsprach der Schlangenwindung an ihrem Hals, und die Wirkung war enervierend. »Ich hab mir gedacht, er könnte Arzt werden oder so was, um reich zu werden.«
    Troy hatte davon geredet, dass er reich werden wollte. Nicht weiter beeindruckt. Als ob die Anklagepunkte gegen ihn eine

Weitere Kostenlose Bücher