Bluttat
nichts.
Er sagte: »Ich weiß, dass Teenager blöd sind. Das Problem ist, dass eine Menge wirklich bösartiger Brutalos billig davonkommen würden, wenn wir jugendlichen Straftätern eine Extrawurst braten. Und nichts in meiner Erfahrung kommt der Bösartigkeit dieses Verbrechens gleich. Sie haben das arme Mädchen wirklich schlimm zugerichtet.«
»Ich weiß. Aber Sie haben Turner gesehen. Er sieht aus wie zwölf. Ich versuche ihn mir in Quentin oder einem ähnlichen Knast vorzustellen, und das ist kein angenehmer Gedanke.«
»Klein und klug, aber er hat eine Zweijährige ermordet, Alex. Warum zum Teufel sollte ein kluger Junge so etwas tun?«
»Das ist noch eine Frage, die ich nicht beantworten kann«, erwiderte ich. »Intelligenz und moralische Entwicklung sind zwei verschiedene Dinge. Wie Walker Percy sagte: ›Man kann lauter Einsen schreiben, aber trotzdem im Leben durchfallen.‹«
»Wer ist das?«
»Ein Schriftsteller und Psychologe.«
»Interessante Kombination«, erwiderte er. »Also sagen Sie mir, ich hab’s mit einem dummen Jungen und einem klugen kleinen Psychopathen zu tun, und sie haben einfach zufällig eine Zweijährige ermordet. Gibt es in der Vorgeschichte von einem der beiden irgendwelche asozialen Vorkommnisse?«
»Bei Rand nicht. Jeder, der Troy kennt, beschreibt ihn als gerissen, und manche Leute in seiner Wohnsiedlung bezeichneten ihn als grausam. Er hat in der Vergangenheit jüngere Kinder bedroht. Er steht auch im Verdacht, streunende Hunde und Katzen getötet zu haben, aber ich konnte keine Fakten finden, die das untermauerten, also macht man in der Gerüchteküche vielleicht Überstunden wegen des Mordes. Eine Frau deutete an, er hätte ihre Tochter belästigt, weigerte sich aber, mit mir darüber zu reden. Angesichts der Umstände, unter denen er aufgewachsen ist, wäre ich nicht schockiert, wenn er selbst missbraucht worden wäre.«
Ich gab ihm eine knappe Zusammenfassung der Biografie beider Jungen, wobei ich auch die Kopfverletzung erwähnte, die Rand Duchay als Baby erlitten hatte. »Falls Sie nach mildernden Umständen Ausschau halten: Da gibt’s eine Menge.«
»Gefangene der Biologie?«
»Und der Soziologie. Keiner von beiden hat eine richtige Erziehung genossen, Tom.«
»Was nicht entschuldigt, was sie dem kleinen Mädchen angetan haben.«
»Nicht im Mindesten.«
»Haben Sie irgendein mögliches Motiv aufgeschnappt?«, fragte er. »Weil niemand etwas in der Richtung vorgebracht hat - inklusive der Cops.«
»Soweit ich das beurteilen kann, war die Entführung ein spontaner Akt. Die beiden wollten in den Park gehen, um etwas zu trinken und zu rauchen, als sie Kristal herumwandern sahen. Sie dachten sich, es wäre lustig, Kristal rauchen und trinken zu sehen. Ihr wurde schlecht, sie machte Theater, übergab sich, und die Situation geriet außer Kontrolle. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie ihr nachgestellt haben.«
»Pech für das Mädchen«, sagte er. »Okay, also ist es das typische sinnlose Verbrechen. Ich hatte auf etwas gehofft, das psychologisch ein bisschen … erhellender wäre. Aber keine Kritik, Sie haben mir von Anfang an reinen Wein eingeschenkt. Vergessen Sie den Blödsinn von wegen Kürzung Ihres Honorars. Wenn der Staat Ihnen Geld anbietet, nehmen Sie’s … Und es gibt nichts, was Sie mir bezüglich der Einstufung an die Hand geben können?«
»Was geschieht, wenn Sie ihnen volle Schuldfähigkeit bescheinigen?«
»Zunächst werden sie lange Haftstrafen bekommen und nach Quentin oder in ein ähnliches Gefängnis geschickt. Wenn ich sie als Jugendliche einstufe, gehen sie in eins der Heime der California Youth Authority, die sich heutzutage nicht mehr sehr von Gefängnissen für Erwachsene unterscheiden, abgesehen davon, dass die Insassen kleiner sind. Dort würden sie dann höchstens bis zu einem Alter von fünfundzwanzig Jahren bleiben.«
»Das heißt, sie würden entlassen werden, wenn ihr krimineller Tatendrang am größten ist.«
»Allerdings«, sagte er. »Im Erwachsenenknast wären sie potenzielle Opfer der Black Guerilla Army und der Nuestra Familia und würden sich vermutlich unter die Fittiche der Aryan Brotherhood flüchten. Also würden wir zwei kleine Nazis heranziehen. Aber die meisten Einrichtungen der C.Y.A. werden ebenfalls von Gangs beherrscht.«
»Warum haben Sie gesagt, sie würden ›zunächst‹ lange Haftstrafen bekommen?«
»Wenn ich ihnen die Schuldfähigkeit eines Erwachsenen bescheinige, besteht eine gute Chance,
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