Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
rief an, um mir das zu sagen.«
    »Was hätte er vorgezogen?«
    »Die Todesstrafe.« Sein Lächeln war unsicher. »Sieht so aus, als hätte er sie bekommen.«
    Ich sagte: »Wäre Troy sicherer gewesen, wenn Sie ihn in ein Gefängnis für Erwachsene gesteckt hätten?«
    Er hob die Flasche auf und rollte sie zwischen seinen Handflächen hin und her. »Nein, aber es stinkt trotzdem.«
    »Ist der Aufenthaltsort seiner Mutter festgestellt worden?«
    »Am Ende ja. Das County hat gerade ihre Methadon-Therapie genehmigt, und man hat sie an einer Poliklinik gefunden, wo sie in der Schlange stand und auf ihre Dosis wartete. Der Direktor im Chaderjian sagte, sie hätte Troy ein Mal während des ganzen Monats besucht, und das für zehn Minuten.« Er schüttelte den Kopf. »Der kleine Dreckskerl hatte keine Chance.«
    »Kristal Malley auch nicht.«
    Er starrte mich an. »Das ging Ihnen ziemlich leicht über die Lippen. Sind Sie so tough?«
    »Ich bin überhaupt nicht tough. Ich habe mehrere Jahre auf der Krebsstation des Western Peds gearbeitet und aufgehört, mir einen Reim aufs Leben zu machen.«
    »Sind Sie Nihilist?«
    »Ich bin ein Optimist, der sich keine weiten Ziele steckt.«
    »Normalerweise bin ich ziemlich gut darin, mit all der Scheiße fertig zu werden, die ich sehe«, sagte er. »Aber irgendwas an dem hier … vielleicht wird es Zeit, dass ich mich pensionieren lasse.«
    »Sie haben Ihr Möglichstes getan.«
    »Danke, dass Sie das sagen. Ich weiß nicht, warum ich Sie damit behellige.«
    »Sie behelligen mich nicht.«
    Eine Zeit lang sprach keiner von uns, dann lenkte er das Gespräch auf seine beiden Kinder im College, schaute auf seine Uhr, dankte mir noch einmal und ging.
    Ein paar Wochen später las ich von einer Abschiedsfeier, die für ihn im Biltmore Downtown gegeben wurde. »Richter im Kindesmordprozess« war sein neuer Titel, und ich vermutete, der würde ihm bleiben.
    Nette Feier, so wie es klang. Richter und Staatsanwälte, Pflichtverteidiger und Gerichtsdiener, die für fünfundzwanzig Jahre treue Dienste sein Loblied sangen. Er hatte vor, die nächsten paar Jahre mit Segeln und Golfspielen zu verbringen.
    Der Mord an Troy Turner ließ mich nicht los, und ich fragte mich, wie es Rand Duchay erging. Ich rief bei der C.Y.A. in Chino an und kämpfte eine Weile mit der Bürokratie, bis ich mit einem gelangweilt klingenden Oberaufseher namens DiPodesta verbunden wurde.
    »Und?«, sagte er, als ich ihm von dem Mord erzählt hatte.
    »Das könnte eine Gefahr für Duchay bedeuten.«
    »Ich mache mir einen Vermerk in der Sache.«
    Ich bat darum, mit Rand sprechen zu dürfen.
    »Persönliche Telefongespräche sind auf Blutsverwandte und Leute beschränkt, die auf der Kontaktliste stehen.«
    »Wie komme ich auf die Liste?«
    »Indem Sie sich bewerben.«
    »Wie mache ich das?«
    »Indem Sie Formulare ausfüllen.«
    »Könnten Sie mir bitte welche zuschicken?«
    Er notierte sich meinen Namen und meine Adresse, aber die Bewerbungsformulare trafen nie ein. Ich dachte daran, der Sache nachzugehen, beschloss dann aber, es sein zu lassen: Ich hatte nicht genug Zeit - und Lust - für Langzeitverpflichtungen, wie konnte ich Rand also schon von Nutzen sein?
    Während der nächsten paar Wochen überflog ich die Zeitungen nach schlechten Nachrichten über ihn. Als ich nichts fand, überzeugte ich mich selbst, dass er da war, wo er hingehörte.
    Wo er eine Therapie und eine Ausbildung erhielt und wo man sich die nächsten zwölf Jahre um ihn kümmern würde.
    Jetzt war er nach acht draußen.
    Und wollte mit mir reden.
    Ich nahm an, ich war bereit zuzuhören.

11
    Ich verließ das Haus und fuhr Richtung Westwood.
    Das Restaurant hieß Newark Pizza. Ein Schild unter dem dreifarbigen Stiefel verhieß: Authentische Pasta aus New Jersey und sizilianische Delikatessen!
    Hinter rosaweiß karierten Vorhängen war das Licht an, und man sah die schwachen Umrisse von Gästen.
    Niemand wartete draußen.
    Ich ging hinein und war sofort eingehüllt vom Geruch nach Knoblauch und überreifem Käse. Geschmacklose Wandgemälde bedeckten die Seitenwände - schielende Traubenpflücker brachten die Chianti-Lese unter einer grüngelben Sonne ein. Fünf runde Tische standen auf einem roten Linoleumboden und waren mit dem gleichen karierten Stoff bedeckt, aus dem auch die Vorhänge waren. Vor der Rückwand stand ein gemauerter Pizzaofen, der nach Hefe riechende Dämpfe von sich gab, hinter einer Abholtheke für Gerichte zum Mitnehmen.
    Zwei

Weitere Kostenlose Bücher