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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Seelenklempner. Das bedeutet, du wolltest die harte Wahrheit hören, nicht Empathie und Verständnis.«
    »Ich weiß nicht, was ich hören wollte.«
    »Du hast dich nach dem Ratschlag des weisen Detective und nach Onkel Milos instinktiver Beschützerhaltung gesehnt. Nachdem jetzt der Erstere verabreicht wurde, will ich mein Bestes tun, die Letztere einzunehmen, während du mit einer liebreizenden Lady am Arm über die Fifth Avenue bummelst.«
    »Das ist okay -«
    »Hier kommt mein Plan«, sagte er. »Ich werde mindestens einmal pro Tag an deinem Haus vorbeifahren, zweimal, falls irgend möglich, deine Zeitung und deine Post mitnehmen und nach zweifelhaften Gestalten Ausschau halten, die um dein Grundstück schleichen.«
    »Bummeln«, sagte ich.
    »Du weißt doch, wie man bummelt? Einen Fuß vor den andern setzen … und sich einfach treiben lassen.«
    Um dreizehn Uhr rief er zurück. »Wann wolltest du nach New York aufbrechen?«
    »Morgen früh. Warum?«
    »Gestern Nacht wurde in Bel Air eine Leiche gefunden, abgeladen in den Büschen neben der Auffahrt zum 405er nach Norden. Weiß, männlich, jung, eins achtundachtzig, neunzig Kilo, Kopfschuss, keine Brieftasche, kein Ausweis. Aber in der kleinen vorderen Tasche seiner Jeans steckte ein zusammengefaltetes Stück Papier. Schmierig und ausgefranst, als wäre es oft in der Hand gehalten worden. Was draufstand, war allerdings immer noch lesbar, und stell dir vor, was es war: deine Telefonnummer.«

12
    Ich traf mich mit Milo in seinem Büro im ersten Stock des Westside-Reviers. Es ist eine fensterlose Zelle, ein ehemaliger Abstellraum, ein wenig abseits von dem gemeinschaftlichen Stimmengewirr des Großraumbüros der Detectives. Da ist kaum Platz genug für einen Schreibtisch mit zwei Schubladen, einen Aktenschrank, zwei Klappstühle und einen altersschwachen Computer. Das Revier ist eine Nichtraucherzone, aber Milo pafft manchmal Panatelas, und die Wände sind gelb geworden, und die Luft riecht wie ein Dutzend alter Männer.
    Er ist eins neunzig, und wenn er auf seine Ernährung achtet, wiegt er hundertfünfzehn Kilo. Über den zu kleinen Schreibtisch gebeugt, sieht er aus wie eine Karikatur.
    Diese Ausstattung passt nicht zu einem Lieutenant, aber er ist nicht der typische Lieutenant, und er behauptet, er sei völlig zufrieden. Vielleicht meint er es ernst, und vielleicht trägt dazu bei, dass er ein zweites Büro hat - ein indisches Restaurant ein paar Häuserblocks entfernt, dessen Inhaberin ihn wie ein Mitglied des Königshauses behandelt.
    Der Sprung vom Detective III zu seinem jetzigen Dienstrang war durch ein Druckmittel ermöglicht worden, um das er sich nicht bemüht hatte: hässliche Geheimnisse über den früheren Polizeichef, die ans Tageslicht gekommen waren.
    Die Abmachung sah so aus, dass er das Gehalt eines Lieutenant bezog, ohne den Verpflichtungen nachkommen zu müssen, die normalerweise mit dem Job verbunden waren, und Mordfälle bearbeiten durfte. Solange er allein funktionierte und niemandem auf den Wecker ging.
    Der alte Chief war weg, und der neue schien die Absicht zu haben, das Department umzukrempeln. Aber bis jetzt war Milos Situation keiner Überprüfung unterzogen worden. Falls das derzeitige Regime so sehr an Ergebnissen orientiert war, wie es behauptete, würde ihm seine Aufklärungsquote vielleicht einen gewissen Aufschub gewähren.
    Vielleicht auch nicht. Ein schwuler Cop war nicht mehr die offizielle Unmöglichkeit, die er zur Zeit seines Eintritts in den Polizeidienst gewesen war, aber er hatte sich in kälteren Zeiten auf neues Gebiet begeben und würde nie richtig dazugehören.
    Seine Tür stand auf, und er las in einem vorläufigen Untersuchungsbericht. Seine schwarzen Haare mussten geschnitten werden, und die weißen Koteletten, die er seine Stinktierstreifen nannte, waren buschig und reichten anderthalb Zentimeter über seine Ohrläppchen hinaus.
    Ein fichtengrünes Sportjackett hing über der Rückenlehne seines Stuhls und bauschte sich am Boden. Sein kurzärmliges weißes Hemd sah fertig aus, und sein schmaler gelber Schlips hätte als Senffleck durchgehen können. Eine graue Kordhose und hellbraune Boots setzten dem Ensemble die Krone auf. Die nackte Glühbirne an der Decke war vage rosafarben und versah seine aknenarbigen Wangen mit einem unechten Sonnenbrand.
    Er zeigte mit einem Daumen auf den anderen Stuhl, und ich klappte ihn auf und setzte mich darauf. Er reichte mir den Bericht und ein paar Tatortfotos.
    Der Bericht

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