Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
sagte ich. »Er ist wegen guter Führung früher entlassen worden.«
    »Das heißt, dass er niemanden direkt vor einem Wärter vergewaltigt oder erstochen hat.«
    Schweigen.
    Binchy sagte: »Ich finde heraus, was genau man den Kollegen in Van Nuys gesagt hat, Lieut. Viel Spaß bei Ihrem Ausflug nach New York, Doktor.«
    Als er gegangen war, stopfte Milo ein paar Papiere in seinen Aktenkoffer, und dann stiegen wir die Treppe zum Hintereingang des Reviers hinunter. Wir gingen zwei Häuserblocks weit zu der Stelle, wo ich den Seville abgestellt hatte.
    Er sagte: »Burschen wie Turner und Duchay ziehen schlimme Dinge regelrecht an.«
    »Es ist paradox, nicht wahr?«, sagte ich.
    »Was meinst du?«
    »Rand übersteht acht Jahre C.Y.A., kommt raus, und drei Tage später ist er tot.«
    »Es geht dir nahe, oder?«
    »Dir nicht?«
    »Ich bin sehr wählerisch mit den Dingen, bei denen mein Herz blutet.«
    Ich schloss die Wagentür auf.
    Er fragte: »Was macht dir wirklich zu schaffen, Alex?«
    »Er war ein dummer, leicht zu beeindruckender Junge, der seine Eltern als Baby verloren, bei der Gelegenheit vermutlich einen Hirnschaden davongetragen hat, von einer Großmutter aufgezogen wurde, die ihn nicht leiden konnte, und vom Schulsystem ignoriert wurde.«
    »Außerdem hat er ein zweijähriges Kind getötet. An diesem Punkt verlagern sich meine Sympathien.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte ich.
    Er legte eine Hand auf meine Schulter. »Lass dich nicht davon anfressen. Mach dir ein paar schöne Tage in La Manzana Grande.«
    »Vielleicht sollte ich nicht fahren.«
    »Warum denn?«
    »Wenn ich nun für den Fall relevant bin?«
    »Bist du nicht. Auf Wiedersehn.«
    Während ich nach Hause fuhr, dachte ich über Rand Duchays letzte Augenblicke nach. Vielleicht bedeutete ein Schuss in die Schläfe, dass er nach vorne geblickt hatte, es nicht hatte kommen sehen. Vielleicht hatte er keinen letzten Feuerstoß voll Schrecken und Schmerzen erlebt.
    Ich stellte mir vor, wie er mit dem Gesicht nach unten an einem kalten, dunklen Ort lag, nichts davon wissend und nichts darum gebend. Acht Jahre alte Fernsehbilder tauchten aus dem Nichts vor mir auf. Barnett und Lara Malley, wie sie den Gerichtssaal verlassen. Sie schluchzend. Er schmallippig, innerlich kochend. So starr vor Wut, dass er kurz davor war, einen Kameramann zu schlagen.
    Die Todesstrafe fordernd.
    Jetzt waren beide Mörder seiner Tochter tot. Würde er darin Trost finden?
    Hatte er seine Finger im Spiel gehabt?
    Nein, das war abgedroschen und unlogisch. Rache war ein Gericht, das am besten kalt schmeckte, aber acht Jahre zwischen den Morden, das war geradezu arktisch. Milo hatte Recht. Geschädigte Jungen wie Turner und Duchay zogen Gewalt tatsächlich an. In einem gewissen Sinn war das, was geschehen war, das vorhersagbare Ende von zwei verschwendeten Leben gewesen.
    Von drei.
    Ich kontrollierte meine Reisetasche, packte die Zahnbürste hinein, die ich vergessen hatte, und brachte das Haus einigermaßen in Ordnung. Ich loggte mich auf der Website eines Wetterdienstes ein und erfuhr, dass ich morgen in der Mitte eines Schneesturms landen würde.
    Tiefsttemperatur: minus neun, Höchsttemperatur: minus zwei Grad. Ich stellte mir einen weißen Himmel und weiße Bürgersteige vor, das Flackern der Lichter von Manhattan in unserem Fenster, während Allison und ich uns in einer schönen warmen Suite mit Butler-Service verkrochen.
    Warum hatte Rand mich nur angerufen?
    Das Telefon klingelte. Allison sagte: »Gott sei Dank, dass ich dich erwischt habe. Alex, du wirst es nicht für möglich halten.«
    Ihre Stimme klang angespannt. Mein erster Gedanke war, dass ihrer Großmutter etwas zugestoßen war.
    »Was ist los?«
    »Grams Freundin, die aus St. Louis kommen sollte, hat heute Morgen einen Schlaganfall erlitten. Wir sind gerade angerufen worden. Gram ist ziemlich erschüttert. Alex, es tut mir so leid, aber ich kann sie nicht allein lassen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen, das weiß ich einfach, sie kommt immer darüber hinweg - wird dir das Ticket gutgeschrieben? Ich hab das Hotel bereits angerufen und abgesagt. Es tut mir wirklich leid.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. Ich klang ganz ruhig. Kein Theater, ich war erleichtert darüber, dass ich nicht fliegen würde. Was das wohl über mich aussagte?
    »… trotz der derzeitigen Situation versuche ich, die ursprüngliche Verlängerung von zwei Wochen rückgängig zu machen, Alex. Höchstens noch eine Woche, dann

Weitere Kostenlose Bücher