Bluttat
hispanische Männer in fleckigen weißen Schürzen bedienten die Gäste, die sich auf drei Tische verteilten. Die Köche hatten aztekische Gesichter und nahmen ihre Arbeit ernst.
Die Gäste waren zwei Japaner, die sich eine kleine Peperoni-Pastete teilten, ein junges bebrilltes Pärchen, das mit zwei wild dreinblickenden, mit Tomatensauce bespritzten Kindern im Vorschulalter fertig zu werden versuchte, und drei Schwarze in den Zwanzigern, die Fila-Trainingsanzüge trugen und sich Salat und Lasagne schmecken ließen.
Einer der Männer an der Theke fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich warte auf jemanden. Junger Typ, um die zwanzig.«
Er zuckte mit den Achseln, drehte eine schlaffe weiße Teigscheibe herum und bestäubte sie mit Mehl.
Ich fragte: »War so jemand hier drinnen?«
Bestäuben. Rumdrehen. »Nein, Amigo.«
Ich ging hinaus und wartete vor dem Lokal. Das Restaurant lag in einem stillen Block, eingeklemmt zwischen einem Fotokopier-Service und einem einstöckigen Bürogebäude. Beide waren dunkel - am Wochenende arbeitete dort niemand. Der Himmel war schwarz, und der Verkehr auf dem Pico, zwei Häuserblocks entfernt, war anämisch. L.A. hat noch nie ein richtiges Nachtleben gehabt, und dieser Teil von Westwood lag im Winterschlaf, wenn das Einkaufszentrum nicht brummte.
Das Einkaufszentrum.
Acht Jahre, nachdem er Kristal Malley brutal umgebracht hatte, wollte Rand zwei Blocks von einem Einkaufszentrum entfernt über das Verbrechen reden.
Ich bin kein schlechter Mensch.
Wenn er an einer Absolution interessiert war: Ich war kein Priester.
Vielleicht war die Unterscheidung zwischen einer Beichte und einer Therapie kleinlich. Vielleicht kannte er den Unterschied. Vielleicht wollte er nur reden. Wie der Richter, der ihn weggesperrt hatte.
Ich fragte mich, was Tom Laskin so machte. Fragte mich, was sie alle so machten.
Ich stand da, achtete darauf, in dem Widerschein des Neon-Stiefels zu bleiben, und hielt nach dem Mann Ausschau, zu dem Randolph Duchay herangewachsen war.
Er war ein großer Junge gewesen, also war er vermutlich ein großer Mann. Es sei denn, acht Jahre Anstaltsessen und Gott weiß was für andere Demütigungen hatten sein Wachstum gehemmt.
Ich dachte daran, wie er darum gerungen hatte, das Wort »Pizza« zu identifizieren.
Das Wort bestand aus sechzig Zentimeter hohen dreifarbigen Neonbuchstaben.
Fünf Minuten vergingen. Zehn, fünfzehn.
Ich schlenderte bis zur nächsten Ecke, wobei ich mich nur aus dem Grund häufiger umsah, weil vielleicht ein Mörder nach mir suchte.
Was wollte er?
Ich ging zum Newark Pizza zurück und öffnete die Tür einen Spalt, nur für den Fall, dass ich ihn übersehen hatte. Hatte ich nicht. Diesmal sahen mich die Schwarzen prüfend an, und der Koch, mit dem ich geredet hatte, machte ein unfreundliches Gesicht.
Ich ging wieder nach draußen, stellte mich ein paar Meter von dem Restaurant entfernt hin und wartete weitere fünf Minuten.
Nichts. Ich fuhr nach Hause.
Keine Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter. Ich überlegte, ob ich Milo anrufen und darum bitten sollte, die Einzelheiten über Rand Duchays Entlassung in Erfahrung zu bringen. Seine professionelle Meinung erbitten sollte, was Rand wohl gewollt haben mochte und warum er nicht aufgetaucht war.
Ein Vierteljahrhundert Arbeit im Morddezernat hatte einen Katastrophen-Chip in Milos Gehirn implantiert, und ich hatte eine ziemlich gute Vorstellung, wie seine Antwort lauten würde.
Einmal ein Dreckskerl, immer ein Dreckskerl, Alex. Warum willst du dich damit abgeben?
Ich machte mir ein Thunfisch-Sandwich und trank koffeinfreien Kaffee, schaltete die Alarmanlage ein und ließ mich auf der Couch im Büro mit psychologischen Journalen aus den letzten zwei Monaten nieder. Irgendwo draußen in der Dunkelheit heulte ein Kojote - ein trällerndes, schrilles A-cappella-Solo, zum Teil der Protest des Aasfressers, zum Teil der Triumph des Raubtiers.
Im Glen wimmelt es von den Kreaturen. Sie leben von dem hochwertigen Abfall, der die Mülltonnen der Westside füllt, und manche von ihnen sind so geschmeidig und furchtlos wie Haustiere.
Früher hatte ich eine kleine französische Bulldogge und machte mir Sorgen, wenn ich Spike allein in den Garten ließ. Jetzt wohnte er in Seattle, und das Leben war einfacher.
Ich räusperte mich. Der Laut erzeugte ein Echo; das Haus war voller Echos.
Die Heulsonate wiederholte sich. Wurde zunächst zu einem Duett erweitert, wuchs dann zu einem Kojoten-Chor
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