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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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rufe ich meinen Cousin Wesley an und bitte ihn um Ablösung. Er ist Chemieprofessor in Barnard auf Forschungsjahr in Boston, also müsste er flexibel sein. Das ist nur gerecht, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    Sie holte tief Luft. »Du bist nicht zu aufgebracht?«
    »Ich würde dich sehr gern sehen, aber so was kann passieren.«
    »Allerdings … außerdem ist es ziemlich kalt.«
    »Zwischen minus neun und minus zwei Grad in New York.«
    »Du hast nachgesehen«, sagte sie. »Du warst völlig darauf eingerichtet herzukommen. Huh-huh.«
    »Huh-huh-huh«, sagte ich.
    »Die Suite hatte einen offenen Kamin. Verdammt.«
    »Wenn du zurückkommst, werden wir meinen anmachen.«
    »Bei Temperaturen um zwanzig Grad?«
    »Ich werde ein bisschen Eis kaufen und es im Wohnzimmer verstreuen.«
    Sie lachte. »Was für ein Bild … ich komme so schnell wie möglich zurück. In spätestens einer Woche … oh, da ruft Gram wieder nach mir, was jetzt? Sie will noch etwas Tee … tut mir leid, Alex, ich ruf dich morgen wieder an.«
    »Klingt gut.«
    »Wie geht es dir?«
    »Gut, warum?«
    »Du klingst ein bisschen abwesend.«
    »Nur enttäuscht«, log ich. »Das wird schon alles wieder gut werden.«
    »Es geht doch nichts über einen gesunden Optimismus«, sagte sie. »Wie schaffst du das eigentlich bei allem, was du siehst?«
    Allison war in ihren Zwanzigern Witwe geworden. Ihre grundsätzliche Veranlagung war fröhlicher als meine. Aber ich war der bessere Simulant.
    »Es ist eine gute Art zu leben«, erwiderte ich.
    »Das kann man wohl sagen.«

13
    Am Montagabend erreichte ich Milo zu Hause. Es war kurz nach zehn, und seine Stimme war träge von Whiskey und Erschöpfung.
    »In New York ist es ein Uhr früh, mein Junge.«
    »Ich bin immer noch auf Pacific Standard Time.«
    »Was ist passiert?«
    »Allisons Großmutter brauchte sie.« Ich setzte ihn ins Bild.
    »Das tut mir leid. Was liegt an?«
    »Ich wollte mich nur melden.«
    »Wegen Duchay? Es hat sich rausgestellt, dass am Wochenende auf der Baustelle aufgeräumt wird, aber der Bauleiter sagt, er hätte sich nicht mit Duchay getroffen. Also war die Geschichte entweder erfunden, oder Duchay war durcheinander. Abgesehen davon gibt’s nichts zu berichten. Meine Arbeitshypothese war, dass Duchay sich mit einem bösen Buben, einem Kumpel aus C.-Y.-A.-Tagen, zusammengetan hat, um etwas Schlimmes anzustellen. Sie sind in Streit geraten, und der Kumpel hat ihn umgelegt.«
    »Weshalb glaubst du, dass er irgendwas geplant hat?«
    »Weil acht Jahre Haft eine Doktorarbeit in Schlimm bedeuten. Ich dachte aus dem Grund an einen Kumpel, weil Duchays übliches Verhalten Zusammenarbeit mit einem Komplizen war.«
    »Ein Verbrechen reicht für übliches Verhalten?«
    »Wenn es ein Verbrechen ist wie seins. Und du musst eines bedenken, Alex: Der Plan könnte dich involviert haben. Als Opfer nämlich.«
    »Ziemlich theoretisch«, erwiderte ich.
    »Mach einen Schritt zurück und versuch, objektiv zu sein«, sagte er. »Ein überführter Mörder ruft dich aus heiterem Himmel an und sagt, er wolle mit dir über sein Verbrechen reden, aber keine Einzelheiten preisgeben. Wenn es ihm tatsächlich um eine Beichte mit Absolution ging, warum hätte er dann acht Jahre warten sollen? Er hätte dir einen Brief schreiben können. Und warum du? Er hatte geistliche Berater - Weltverbesserer, die ihm liebend gern die Absolution erteilen würden. Die ganze Sache stinkt, Alex. Er hat dich herausgelockt.«
    »Warum sollte er mir etwas tun wollen?«
    »Weil du ein Teil des Systems warst, das ihn acht Jahre weggesperrt hat. Und seine Messerwunden sprechen dafür, dass es sich nicht um einen Urlaub handelte. Neun Stiche, Alex. Und drei davon waren tief. Er hatte Narben an der Leber und einer Niere.«
    Margaret Sieff - die Frau, die Rand »Gram« genannt hatte - war hinsichtlich meiner Zugehörigkeit deutlich gewesen.
    Randolphs Anwalt hat gesagt, Sie wären nich’ unbedingt auf unserer Seite.
    Vielleicht hatte sie das Rand übermittelt. Oder Lauritz Montez hatte es getan. Er hatte mich als Werkzeug der Staatsanwaltschaft betrachtet und sich Sydney Weiders Antrag angeschlossen, der mir den Zugang zu den Jungen verwehrt hatte.
    »Bedeutet dein Schweigen, dass dir sinnvoll vorkommt, was ich sage?«, fragte Milo.
    »Alles ist möglich«, sagte ich. »Aber er klang am Telefon nicht feindselig.«
    »Ich weiß, nur beunruhigt.«
    »Als ich ihn damals untersuchte, gab es keine Feindseligkeit seinerseits, Milo. Er war lammfromm und

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