Bluttat
wie in einem Zerrspiegel aussah.
»Ich werde so diskret wie möglich sein, Sir«, sagte Milo.
»Das weiß ich...« Daney drehte sich um, als ein mit Säcken voll Düngemittel beladener Pick-up auf den Parkplatz fuhr. Dunkelblau. Ein aufgeklebtes Schild verkündete: Hernandez Landscaping . Zwei schnurrbärtige Männer in staubigen Jeans und Baseballmützen stiegen aus und betraten die Imbissbude.
Daney sagte: »Sehen Sie, was ich meine, Pick-ups gibt’s überall. Ich bin sicher, es hat nichts zu bedeuten.«
»Versuchen Sie’s trotzdem, Mr. Daney. Um Rands willen.«
Daney seufzte. »Okay …« Noch ein Seufzer. »Barnett Malley - Kristal Malleys Vater - fährt einen dunklen Pick-up. Oder hat zumindest einen gefahren.«
»Vor acht Jahren?«, fragte Milo.
»Nein, nein, das ist nicht so lange her. Vor zwei Jahren. Da bin ich ihm zufällig in einer Eisenwarenhandlung hier in der Nähe begegnet. Ich habe Ersatzteile für einen Müllschlucker besorgt, und er hat Werkzeuge eingekauft. Ich bemerkte ihn sofort, aber er hat mich nicht gesehen. Ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, aber wir sind uns an der Kasse begegnet. Ich ließ ihn vorgehen und beobachtete, wie er den Laden verließ und in seinen Pick-up stieg. Ein schwarzer Pick-up.«
»Haben Sie mit ihm gesprochen?«, fragte Milo.
»Ich hatte es vor«, antwortete Daney. »Wollte ihm sagen, dass ich seinen Schmerz nie wirklich verstehen könnte, aber dass ich für seine Tochter gebetet hätte. Wollte ihm klarmachen, dass es nicht bedeutete, ich hätte kein Verständnis für seine Tragödie, nur weil ich mich um Troy und Rand gekümmert hatte. Aber er hat mir einen Blick zugeworfen, der besagte: ›Lass das.‹« Er legte die Arme um sich.
»Feindselig«, sagte ich.
»Mehr als das, Dr. Delaware.«
»Wie viel mehr?«, fragte Milo.
»In seinen Augen«, sagte Daney, »lag purer Hass.«
Wir sahen zu, wie der weiße Jeep wegfuhr.
Milo sagte: »Barnett Malley. Jetzt ist die Angelegenheit offiziell unerfreulich. Wie würde denn ein Hinterhalt in den zeitlichen Rahmen passen - und der Anruf bei dir, anderthalb Stunden, nachdem er die Daneys verlassen hatte?«
»Rand könnte die Daneys belogen haben, was seine Verabredung an der Baustelle betraf.«
»Warum sollte er das tun?«
»Weil er vor der Verabredung mit mir noch eine hatte und nicht wollte, dass sie davon erfuhren. Mit Barnett Malley.«
»Und warum sollte er das tun?«
»Ich habe dir gesagt, dass er sich beunruhigt anhörte. Falls er von Schuldgefühlen geplagt wurde und zu beweisen versuchte, dass er ein guter Mensch sei, gab es niemanden, den er besser um Vergebung bitten konnte als Malley.«
»Daney sagte, er wäre außer sich gewesen, weil er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.«
»Aber am nächsten Morgen sah er besser aus. Vielleicht hatte er irgendwie Verbindung zu Malley aufgenommen und beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die kalifornischen Gesetze verlangen, dass die Familien der Opfer über die Entlassung des Täters informiert werden, also dürfte Malley gewusst haben, dass Rand draußen war. Könnte Malley Rand nicht im Auge behalten haben und ihm persönlich gegenübergetreten sein, als er um acht Uhr das erste Mal zu der Baustelle ging? Sie vereinbarten für später ein Treffen, und Rand erfand die Verabredung mit dem Bauleiter zur Tarnung.«
»Kein Hinterhalt«, sagte er. »Er steigt freiwillig in Malleys Pick-up ein, und dann nimmt es ein böses Ende.«
»Rand war leicht zu beeindrucken, nicht sehr klug und wollte unbedingt seine Absolution. Falls Malley einen freundlichen, versöhnlichen Eindruck machte, hätte Rand ihm das zu gern geglaubt.«
»Okay, gehen wir das der Reihe nach durch. Rand trifft sich mit Malley gegen siebzehn Uhr, Malley fährt ihn in die Stadt, lässt ihn an dem Einkaufszentrum raus, und Rand ruft dich an, um noch ein Treffen auszumachen. Warum, Alex?«
Zum ersten Mal nannte er das Opfer beim Vornamen. Da hatte irgendeine Veränderung stattgefunden.
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Es sei denn, Rand und Malley hatten ihren Frieden miteinander gemacht, und Rand beschloss, diesen Prozess fortzusetzen.«
Er rieb sich energisch das Gesicht, als wüsche er sich ohne Wasser. »Nicht weit her mit dem Frieden, wenn Malley ihn erschossen hat. Meinst du, Malley hat ihn abgesetzt und dann wieder mitgenommen?«
»Vielleicht gab es noch mehr, worüber Malley reden wollte.«
»Die beiden fahren zusammen durch die Gegend und plaudern über die
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