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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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oberen, nichts in der unteren.
    Eine eingedellte Truhe diente als Kleiderschrank. Darin lagen zwei weiße T-Shirts, zwei blaue Arbeitshemden, eine Bluejeans.
    Cherish Daney sagte: »Wir sind nicht mal dazu gekommen, ihm Sachen zum Anziehen zu kaufen.«
    Wir gingen zurück zur Vorderseite des Hauses. Sie blickte durch ein Fenster. »Da kommt mein Mann. Ich gehe ihm besser tragen helfen.«

14
    Drew Daney kam durch die Toreinfahrt mit zwei großen Tüten Lebensmitteln in jedem Arm. Ein noch größeres Netz mit Orangen baumelte an seinem rechten Daumen.
    Cherish nahm ihm die Früchte ab und griff nach einer der Tüten.
    Daney hielt sie fest. »Das geht schon, Cher.« Dunkle Augen musterten uns über die Lebensmittel hinweg. Er blieb stehen und stellte seine Last auf den Boden.
    »Dr. Delaware.«
    »Sie erinnern sich an mich.«
    »Es ist ein ungewöhnlicher Name«, sagte er und kam auf uns zu. Seine Ringerfigur hatte rund fünfzehn Pfund zugelegt, die meisten davon weich, und seine dichten Locken wurden an den Schläfen grau. Er trug jetzt einen Bart, ein stoppliges silberfarbenes Teil, an den Rändern säuberlich gestutzt. Sein weißes Polohemd war fleckenlos und gebügelt. Seine Jeans ebenfalls. Das gleiche Farbschema wie bei seiner Frau.
    »Außerdem«, sagte er, »habe ich Ihren Bericht für den Richter gelesen, und deshalb blieb der Name haften.«
    Cherish sah ihn an und ging ins Haus.
    »Wie kamen Sie dazu, ihn zu lesen?«, fragte ich.
    »Sydney Weider wollte meine Meinung als Troys Berater hören. Ich habe ihr gesagt, dass es meiner Ansicht nach ein vorsichtiges Dokument sei. Sie wollten sich nicht exponieren und etwas Unwissenschaftliches sagen. Aber Sie waren eindeutig nicht gewillt, den Jungen eine Freikarte auszustellen.«
    »Eine Freikarte für einen Mord?«, fragte Milo.
    »Zu der Zeit hofften wir auf ein Wunder.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Die Familien der Jungen, Sydney, meine Frau, ich selbst. Es schien einfach keine Lösung zu sein, die Jungs für immer wegzusperren.«
    »Für immer bedeutete in diesem Fall acht Jahre, Reverend«, sagte Milo.
    »Detective … wie heißen Sie, bitte -«
    »Sturgis.«
    »Detective Sturgis, im Leben eines Kindes sind acht Jahre eine Ewigkeit.« Daney fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »In Troys Fall war ein Monat eine Ewigkeit. Und jetzt Rand … unglaublich.«
    »Haben Sie eine Idee, wer Rand etwas hätte antun wollen, Sir?«
    Daney blies die Wangen auf. Er stieß mit den Zehenspitzen gegen eine der Einkaufstüten und senkte die Stimme. »Ich möchte nicht, dass meine Frau das hört, aber es gibt vermutlich etwas, das Sie wissen sollten.«
    »Vermutlich?«
    Daney blickte zur Eingangstür seines Hauses. »Könnten wir uns auf einen Ort einigen, wo wir uns später unterhalten?«
    »Früher ist besser als später, Sir.«
    »Okay, klar, ich verstehe, was Sie meinen. Ich habe um zwei eine Sitzung des Jugendausschusses in Sylmar. Ich könnte etwas früher fahren und Sie in, sagen wir, zehn Minuten treffen.«
    »Klingt gut«, sagte Milo. »Wo?«
    »Wie wär’s mit dem Dipsy Donut an der Vanowen, ein paar Blocks nach Westen?«
    »Wir werden dort sein, Reverend.«
    »Sie beide?«, fragte er.
    »Dr. Delaware fungiert in dem Fall als Berater.«
    »Ah«, sagte Daney. »Das ist sinnvoll.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, erklärte Milo, als wir losfuhren. »Du bist immer noch in der gegnerischen Mannschaft.«
    »Und du?«
    »Ich bin der Spürhund, der die Ehre hat, den Mord an Duchay aufzuklären.«
    »Soll ich im Wagen warten, während ihr zwei zarte Bande knüpft?«
    »Muss nicht sein. Ich frage mich, was der Rev vor seiner Frau verborgen wissen möchte.«
    »Klang nach etwas, das sie ängstigen würde.«
    »Beängstigend«, sagte er, »ist immer interessant.«
    Der Donut-Stand war eine windschiefe weiße Bude auf einem asphaltierten Grundstück mit Rissen im Belag, über der sich ein knapp zwei Meter hoher, teilweise gegessener Donut mit menschenähnlichen Zügen befand. Brauner Gips, der an mehreren Stellen abgesprungen war, versuchte wie Schokolade auszusehen. Wild dreinblickende Heiterkeit verriet, dass die frittierte Kreatur es liebte, verschlungen zu werden. Drei schmuddelig aussehende Tisch-und-Bank-Kombinationen aus Aluminium waren auf dem Asphalt verstreut. Das Schild hatte zwei Buchstaben verloren.
    DI SY DON T
    Der Laden war voller Kunden. Wir gingen hinein und atmeten Fett und Zucker und warteten in der Schlange, während drei bedrängte Jungs übergroße Teile

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