Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
der ihm einen Gefallen schuldete. Es dauerte eine Weile durchzukommen, aber sobald die Verbindung hergestellt war, war das Gespräch kurz. Als er auflegte, machte er einen müden Eindruck.
    »Lara Malley ist verstorben. Vor sieben Jahren, Selbstmord mit einer Schusswaffe. Heutzutage erschießen sich Frauen häufiger, aber damals war es ein bisschen ungewöhnlich, stimmt’s? Tabletten waren die Wahl der Ladys.«
    »Nicht immer, falls die Ladys es ernst meinten«, erwiderte ich.
    »Mommy gibt sich ein Jahr nach dem Mord an Kristal die Kugel. Zeit genug, um zu sehen, dass das Leben nicht besser wurde. Haben die Malleys sich um eine Therapie bemüht, Alex?«
    »Keine Ahnung.«
    Er begann die Tastatur seines Computers zu bearbeiten und loggte sich in die Datei mit den im Staat registrierten Schusswaffen ein. Kniff die Augen zusammen, starrte auf den Bildschirm, schrieb irgendetwas ab und zog seine Lippen zu einem sonderbaren, hohlen Lächeln zurück, angesichts dessen ich froh war, nicht sein Feind zu sein.
    »Mr. Barnett Melton Malley hat ein ganz schönes Waffenlager angesammelt. Dreizehn Schrotflinten, Gewehre und Handfeuerwaffen, inklusive zweier 38er.«
    »Vielleicht lebt er allein in einer einsamen Gegend. Er hat mehr Grund als die meisten, wachsam zu sein.«
    »Wer sagt, dass er allein lebt?«
    »Die gleiche Antwort«, erwiderte ich. »Wenn er eine neue Familie gegründet hat, wird er sie schützen wollen.«
    »Ein wütender, verbitterter Mann«, sagte er. »Verliert seine ganze Familie durch Gewalttaten, zieht mit einer Waffensammlung aufs Land, die groß genug ist, um eine ganze Miliz auszurüsten. Vielleicht ist er in einer Miliz - eins dieser Arschlöcher mit Überlebenstraining. Gehe ich zu weit, wenn ich den Ausdruck ›hohes Risiko‹ benutze?«
    »Wenn er vorhatte, jemanden umzubringen, warum sollte er dann seine Waffen registrieren lassen?«
    »Wer sagt denn, dass er alle hat registrieren lassen?« Er kramte in einer Schreibtischschublade herum, zog eine Zigarre mit Holzmundstück heraus und rollte sie zwischen seinen Händen.
    »Die Art, wie Rand erschossen wurde«, sagte er. »Kontaktwunde, linke Seite des Kopfes, der Mörder ungefähr auf gleicher Höhe. Er wurde überrascht, wie du vermutet hast. Beschwört das ein Bild vor dir herauf?«
    »Der Mörder saß links von ihm«, sagte ich. »Beispielsweise auf dem Fahrersitz eines Wagens.«
    Er zeigte mit der Zigarre auf mich. »Das ist das Programm, das in meinem Kopf eingeschaltet wurde. Was den Vorsatz betrifft: Vielleicht hat Malley es nicht von Anfang an so gewollt. Vielleicht wollte er zunächst nur mit Rand reden. Den Mann zur Rede stellen, der sein Leben ruiniert hatte. Wir beide wissen, dass die Angehörigen von Opfern sich manchmal danach sehnen.«
    »Dafür hatte Malley acht Jahre Zeit«, sagte ich, »aber vielleicht hat Rands Entlassung alte Erinnerungen in ihm wachgerufen.«
    »Malley liest ihn auf, setzt ihn ab, fährt in der Gegend rum und stellt fest, dass er immer noch nicht mit Rand fertig ist. Sie fahren irgendwohin in die Berge, und irgendwas geht schief.«
    »Rand war nicht redegewandt. Er sagte etwas, das Malley in den falschen Hals bekam und einen Wutanfall bei ihm auslöste.«
    »›Ich bin ein guter Mensch‹«, sagte er.
    »Ich kann verstehen, dass das falsch rüberkommt.«
    Er sprang auf, versuchte in dem winzigen Büro auf und ab zu gehen, machte einen einzigen, halbherzigen Schritt, stand vor meinem Stuhl und setzte sich wieder. Ich war ein Hindernis. Meine Gedanken schweiften nach New York an einem frischen, verschneiten Tag. Bummelnd.
    Ich sagte: »Andererseits könnte ein gewisser Vorsatz vorgelegen haben, falls Malley eine Schusswaffe dabeihatte.«
    »Er traf sich mit dem Mörder seiner Tochter. Wie du schon sagtest, er hatte allen Grund, vorsichtig zu sein.«
    »Ein guter Anwalt könnte ziemlich überzeugende Argumente für Notwehr beibringen.«
    Er warf die Zigarre auf den Schreibtisch. »Hör dir das an, wir analysieren den armen Kerl, und keiner von uns beiden hat ihn je kennen gelernt. Er könnte genauso gut ein pazifistischer Zen-Buddhist sein, der sich vegan ernährt, transzendentale Meditation betreibt und im Namen der Gelassenheit in den Wäldern lebt.«
    »Mit dreizehn Schusswaffen.«
    »Guter Einwand«, sagte er. »Mann, wie gern würde ich die Jungs von der Spurensicherung diesen schwarzen Pick-up von ihm durchsuchen lassen. Wie gern hätte ich einen Grund dafür - Alex, könnten wir das Mittagessen ausfallen

Weitere Kostenlose Bücher