Bluttat
schlechte alte Zeit, und Malley beschließt, ihn lieber umzulegen als mit dir Pizza essen zu lassen? Selbst wenn wir das alles erklären können, bleibt die große Frage: Wenn es bei alldem darum ging, es Rand heimzuzahlen, warum sollte Malley dann acht Jahre warten?«
»Vielleicht war er bereit, auf die Freilassung beider Jungen zu warten, aber ein Bandenkiller kam ihm bei Troy zuvor.«
»Und bei Rand wartet er den richtigen Augenblick ab.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Daney zufolge war Malley vor zwei Jahren immer noch geladen.«
»Malley wollte die Todesstrafe«, sagte ich. »Manche Wunden heilen nie.«
»Theorie, Theorie, Theorie. Was soll ich jetzt machen? Ein Ehepaar belästigen, das sein Kind auf die schlimmste Weise verloren hat, nur weil der Mann Daney vor zwei Jahren böse angesehen hat und einen schwarzen Pick-up fährt?«
»Das könnte heikel werden«, sagte ich.
»Das könnte ernsthafte psychologische Sensibilität erfordern.«
Ich biss in meinen Donut. Vor ein paar Minuten hatte er toll geschmeckt. Jetzt war es frittierter Staub.
»Muss ich noch deutlicher werden, Alex? Mir wäre es lieber, du machst es, und ich schaue zu.«
»Hast du keine Angst, meine Anwesenheit könnte sich störend auswirken?«
»Die Verteidigung hat dich als Experten der Anklage betrachtet, also haben die Malleys dich vielleicht aus dem gleichen Grund in angenehmer Erinnerung.«
»Sie haben keinen Grund, sich überhaupt an mich zu erinnern«, sagte ich. »Ich habe sie nie kennen gelernt.«
»Tatsächlich?«
»Es gab keinen Grund.« Komisch, wie defensiv das klang.
»Na ja«, sagte er. »Jetzt gibt es einen Grund.«
15
Milo rief bei der Straßenverkehrsbehörde an und erkundigte sich nach aktuellen Führerscheinen und Fahrzeugzulassungen für Barnett und Lara Malley.
Kein Eintrag für sie. Barnett Melton Malley hatte eine Adresse in Soledad Canyon, draußen im Antelope Valley.
»Das Geburtsdatum passt«, sagte er. »Ein Fahrzeug, ein zehn Jahre alter Ford Pick-up. Zur Zeit der Zulassung schwarz.«
»Soledad liegt vierzig, fünfzig Meilen hinter Van Nuys«, sagte ich. »Nach dem, was sie durchgemacht haben, kann ich verstehen, dass sie die Stadt verlassen wollten. In einer derart ländlichen Gegend bräuchte Lara einen fahrbaren Untersatz, warum hat sie dann keinen Führerschein?«
»Sie lebt nicht mehr mit ihrem Mann zusammen und hat Kalifornien verlassen?«
»Eine solche Tragödie kann dazu führen, dass Paare auseinandergehen.«
»Ich kann mir einen riesigen Keil vorstellen«, sagte er. »Kristal wurde vor ihren Augen entführt. Vielleicht hat ihr Mann ihr Vorwürfe gemacht.«
»Oder«, sagte ich, »sie hat sich selbst Vorwürfe gemacht.«
Als wir in die Stadt zurückkehrten, rief Sean Binchy an. Die Kollegen in Van Nuys hatten nichts über einen Anruf der Daneys wegen Rands Verschwinden in ihren Unterlagen.
»Keine große Überraschung«, sagte Milo. »Er wurde nicht offiziell vermisst, also wurde keine Akte angelegt.«
»Wie sieht es im Moment mit deiner Theorie vom Kumpel aus dem Jugendknast aus?«
»Ob ich sie komplett aufgegeben habe, weil Barnett Malley einen schwarzen Pick-up besitzt? Wie Daney gesagt hat, im Valley gibt’s viele Pick-ups. Aber Malley hatte einen guten Grund, Rand zu hassen. Es wäre idiotisch, ihn zu ignorieren.«
»Wann hattest du vor, ihn zu besuchen?«
»Ich dachte an morgen«, sagte er. »So spät, dass wir nicht in den Berufsverkehr kommen, aber früh genug, um nicht auf dem Rückweg im Stau zu stehen. Zunächst werde ich rauszufinden versuchen, wo er arbeitet. Falls ich Glück habe und es bei uns in der Nähe ist, rufe ich dich an.«
Er kritzelte etwas in sein Notizbuch und steckte es in die Tasche zurück. »Oder ich habe noch mehr Glück, und es ergibt sich ein mildernder Umstand. Ein hieb- und stichfestes Alibi für Malley zum Beispiel.«
»Du willst nicht, dass er es war«, sagte ich.
»Hey«, sagte er. »Wie wär’s mit Mittagessen? Ich denke an Tandoori-Lamm.«
Wir fuhren zuerst im Revier vorbei, wo er seine Nachrichten durchsah und Barnett Malley durch den NCIC und die anderen Verbrechensdatenbanken laufen ließ - ohne Erfolg. Auch unter Lara Malley fand sich nichts.
Ich blieb stehen, weil ich damit rechnete, dass wir gleich ins Café Moghul aufbrechen würden. Aber er saß nur mit geschlossenen Augen da und ließ den Telefonhörer von einer Hand in die andere wandern, bis er im Rathaus downtown anrief und sich mit einem Angestellten verbinden ließ,
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