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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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eintüteten und an lüstern geifernde Scharen ausgaben. Milo kaufte ein Dutzend gemischte und vertilgte eins mit Geleefüllung und eins mit Schokoüberzug in der Zeit, die wir brauchten, um zum Wagen zurückzugehen.
    »Hey«, sagte er, »das gehört zur Jobbeschreibung. Und Kauen ist Aerobic.«
    »Viel Spaß.«
    »Du sagst das, aber die Missbilligung steht dir ins Gesicht geschrieben.«
    Ich nahm mir einen radkappengroßen Apfeldonut aus der Schachtel und begann mit der Arbeit daran. »Zufrieden?«
    »Ein kreativer Mensch ist nie zufrieden.«
    Wir saßen in dem Seville, wo er einen weiteren Donut mit Gelee verputzte.
    »Ich frage mich, was Rand zwischen halb sieben und neun gemacht hat«, sagte ich.
    »Ich auch. Ich hab Kaffee vergessen, willst du einen?«
    »Nein, danke.«
    Er ging gerade zu der Donut-Hütte zurück, als Drew Daney in einem älteren weißen Jeep angefahren kam. Ich stieg aus, und Milo kam mit zwei Bechern Kaffee zurück.
    Er bot Daney die Donut-Schachtel an.
    Daney hatte sein Ensemble mit einem blauen Blazer komplettiert und die Hände in den Hosentaschen. »Haben Sie welche mit Creme?«
    Wir setzten uns an einen der Tische draußen. Daney fand einen mit Himbeercreme, biss hinein und atmete befriedigt aus. »Es geht doch nichts über Vergnügungen, die mit Schuldgefühlen verbunden sind, oder?«
    »Sie sagen es, Reverend.«
    »Ich bin nicht geweiht, Sie können mich einfach Drew nennen.«
    »Haben Sie nicht zu Ende studiert?«
    »Ich hab mich dagegen entschieden«, sagte Daney. »Cherish ebenfalls. Wir haben uns beide in der Jugendarbeit engagiert und beschlossen, dass unsere Berufung dort liegt. Ich bedaure es nicht. Auf einer Kanzel geht es normalerweise mehr um interne Rangeleien als um gute Werke.«
    »Jugendarbeit«, sagte Milo. »Zum Beispiel Pflegekinder.«
    »Pflegekinder, Unterricht, Nachhilfe, Beratung. Ich arbeite bei mehreren gemeinnützigen Organisationen mit - das Treffen in Sylmar.« Er schaute auf seine Uhr. »Ich komme besser zur Sache. Wahrscheinlich hat es nichts zu sagen, aber ich habe den Eindruck, es ist meine Pflicht, Ihnen davon zu erzählen.«
    Er steckte sich das letzte Stück Donut in den Mund und wischte sich Krümel von den Lippen. »Vor sechs Monaten wurde Randy nach Camarillo verlegt, wo er auf seine Entlassung wartete. Am Donnerstagabend sind meine Frau und ich dorthin gefahren und haben ihn zu uns nach Hause geholt. Er sah aus, als wäre er auf einem anderen Planeten gelandet.«
    »Desorientiert«, sagte ich, den Ausdruck seiner Frau benutzend.
    »Mehr als das. Benommen. Überlegen Sie mal, Dr. Delaware. Nach acht Jahren äußerster Strukturiertheit - seine ganze Pubertät hinter Gittern - wird er in eine fremde neue Welt entlassen. Wir haben ihm was zum Abendessen gemacht, haben ihm sein Zimmer gezeigt, und er ging sofort ins Bett. Wir hatten nur eine ehemalige Waschküche für ihn, aber ich sage Ihnen, der Junge war anscheinend richtig dankbar, wieder in einem kleinen Raum zu sein. Am nächsten Morgen bin ich wie üblich um halb sieben aufgestanden und hab nach ihm gesehen. Sein Bett war leer und fein säuberlich gemacht. Ich fand ihn draußen auf der Eingangstreppe. Er sah schlimmer aus als am Abend zuvor. Hatte dunkle Ringe unter den Augen. War richtig schreckhaft. Ich hab ihn gefragt, was los sei, und er starrte einfach auf das Tor in unserer Einfahrt, das weit offen stand. Ich hab ihm gesagt, dass alles gut würde, dass er sich Zeit lassen müsste. Das regte ihn nur noch mehr auf - er begann den Kopf zu schütteln, immer schneller. Dann vergrub er sein Gesicht in den Händen.«
    Daney demonstrierte es. »Es war so, als wollte er sich vor etwas verbergen. Den Kopf in den Sand stecken. Ich bog seine Finger auf und fragte ihn, was los sei. Er antwortete nicht, und ich sagte ihm, es wäre wichtig für ihn, dass er seinen Gefühlen freien Lauf ließe. Schließlich erzählte er mir, dass ihn jemand beobachtete. Das überraschte mich, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich fragte ihn, um wen es sich handle. Er sagte, er wüsste es nicht, aber er hätte in der Nacht Geräusche gehört - jemand, der sich vor seinem Fenster bewegte. Das Grundstück ist klein, und weder meine Frau noch ich hatten irgendwas gehört. Ich fragte ihn, zu welcher Zeit. Er sagte, im Lauf der Nacht, er hätte keine Uhr. Dann sagte er, er hätte es am frühen Morgen wieder gehört - direkt nach Sonnenaufgang -, wäre aufgestanden und hätte gesehen, dass das Tor offen stand und wie

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