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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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tief im trockenen Erdboden wurzelten und ihre graugrünen Kronen im Wind schimmern ließen. Wäldchen der würdevollen Bäume erstreckten sich deutlich bis zum nächsten Bergrücken. Es sind zähe, uralte Lebewesen, denen Selbstverleugnung Freude zu bereiten scheint; wenn man sie mit zu viel Wasser verwöhnt, gehen sie ein.
    Während das Blattwerk dünner wurde, verlangte die Straße mehr Aufmerksamkeit, Haarnadelkurven schlangen sich um scharfe Kanten verwitterter Felsen, Überreste von Bergstürzen zwangen Milo, den Blick nicht von der Fahrbahn zu wenden. Das Pfeifen des Windes schwoll zu einem penetranten Heulen an. Die großen Vögel stießen tiefer hinab, flogen selbstsicherer. Nichts beeinträchtigte ihren Flug, außer einem gelegentlichen Strommast.
    Wir hatten seit mehreren Meilen keinen anderen Wagen mehr gesehen, als eine Frau, die fröhlich auf ihrem Handy plauderte, in einem Minivan um eine nicht einsehbare Kurve geschossen kam und uns beinahe gerammt hätte.
    »Brillant«, sagte Milo. Als sein Atem wieder normal ging: »Soledad. Das heißt Einsamkeit, stimmt’s? Man muss das Alleinsein schätzen, um hierher zu ziehen.«
    Dreihundert Meter höher erschienen ein paar Ranches, kleine, mit Buschwerk bewachsene, sporadisch in Schluchten eingelassene Parzellen, die von der Landstraße abgeschnitten und von Elektrozäunen eingegrenzt waren. Hier eine Kuh, dort ein Pferd. Ein verblichenes Schild nach Nirgendwo pries Ponyreiten am Wochenende an. Kein Tierbestand, der das bekräftigte.
    »Lies mir die Adresse vor, Alex.«
    Das tat ich. »Wir kommen der Sache näher.«
    Zehn Meilen später kamen wir zu mehreren privaten »Picknickplätzen«, die auf der Westseite der Soledad Canyon Road lagen.
    Cozy Bye. Smith’s Oasis Stop. Lulu’s Welcome Ranch.
    Die zu Barnett Malleys Adresse passenden Zahlen waren in ein blaues Schild am Straßenrand gebrannt, das einen Aufenthalt mit Bergblick ankündigte: Erholung und Picknicks .
    »Vielleicht ist er am Ende doch nicht so asozial«, sagte ich.
    Milo nahm die festgestampfte Abfahrt. Dann holperten wir über einen unbefestigten Weg, der von Eichen gesäumt war, bis wir zu einer wackligen Holzbrücke kamen, die einen schmalen Arroyo überquerte. Unter dem blauen Welcome! -Schild auf der anderen Seite befand sich ein getünchtes Brett, das eine Magna Charta von Regeln aufführte: Rauchen verboten, Trinken verboten, Motorräder verboten, Geländewagen verboten, laute Musik verboten. Haustiere nur mit Einzelgenehmigung, Kinder müssen beaufsichtigt werden, der Swimmingpool ist nur für angemeldete Gäste …
    Milo sagte: »Raff das, Rousseau«, und fuhr weiter.
    Die Zufahrt endete hundert Meter später an einem offenen, gepflasterten Platz. Auf der linken Seite standen weitere Eichen - ein Wäldchen mit alten, dicken Bäumen -, und direkt vor uns standen drei kleine, helle Holzhäuser. Auf der rechten Seite war ein weiterer gepflasterter Bereich, der etwas größer und von weißen Streifen unterteilt war. Ein halbes Dutzend mit Forellen-Aufklebern versehene Winnebagos waren mit Versorgungsleitungen verbunden. Der Hintergrund war nichts als goldene Berglandschaft.
    Wir parkten und stiegen aus. Ein Generator von der Größe eines Schuppens hinter dem Platz der Wohnmobile summte und knackte. »Erholung und Picknicks« schien zu bedeuten: eine Parkmöglichkeit, Zugang zu einer Reihe chemischer Toiletten und ein paar Redwood-Tische. Ein Swimmingpool, dessen Wasser für den Winter abgelassen war, zeigte sich als riesige weiße Spritzbetonschüssel. Hinter dem Schwimmbereich lag ein von einem Rohrzaun umgebener Pferdekorral leer und ausgebleicht in der Sonne.
    Ein paar Leute, von denen keiner unter sechzig war, saßen auf Klappstühlen vor ihren Wohnwagen und lasen, strickten und aßen.
    »Muss eine Zwischenstation sein«, sagte ich.
    »Wohin?«, fragte Milo.
    Darauf hatte ich keine Antwort, und wir gingen weiter auf die weißen Holzhäuser zu. Es waren Bungalows aus der Vorkriegszeit; die Dächer aller drei waren mit grüner Teerpappe gedeckt und hatten Flügelfenster und winzige Vorderveranden. Das größte Gebäude war ein gutes Stück von dem Campingplatz zurückgesetzt. Ein dreißig Jahre alter roter Dodge Charger mit chromverzierten Rädern stand in der benachbarten, mit Kies bedeckten Einfahrt.
    Wie Hände mit ausgestreckten Zeigefingern geformte Schilder auf Pfosten identifizierten die anderen zwei Gebäude als Büro und Erfrischungen . Das Sonnenlicht machte es schwer,

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