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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Peace-Zeichen baumelte an dem mittleren Türkis. Eher ein älterer Hippie als ein Milizionär.
    Seine Augen waren hellblau und ruhig.
    Milo zeigte ihm seinen Ausweis. Malley warf kaum einen Blick darauf.
    »Mr. Malley, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber es gibt einige Fragen, die ich Ihnen gern stellen würde.«
    Malley antwortete nicht.
    »Sir?«
    Schweigen.
    Milo sagte: »Haben Sie gehört, dass Rand Duchay Samstagnacht ermordet wurde?«
    Malley schlug die Zähne aufeinander. Ging in seine Hütte zurück. Schloss die Tür.
    Milo klopfte. Rief Malleys Namen.
    Keine Reaktion.
    Wir gingen zur Südseite der Hütte. Keine Fenster. Auf der anderen Seite war eine einzelne waagrechte Scheibe oben in die Nordwand eingelassen. Milo reckte sich und klopfte gegen das Glas.
    Vogelrufe, Blätterrauschen. Dann: Musik.
    Ein Ragtime-Klavier. Eine Melodie, die ich immer schon mochte - Floyd Cramers »Last Date«. Eine Soloaufnahme, die ich noch nie gehört hatte.
    Kurzes Zögern, dann wurde die Melodie wiederholt. Auf einen falschen Ton folgte flüssiges Spiel.
    Keine Aufnahme. Live.
    Malley spielte das Lied zu Ende, dann fing er von vorne an und improvisierte ein einfaches, aber anständig phrasiertes Solo.
    Der Vortrag wurde wiederholt. Hörte auf. Milo nutzte die Stille und klopfte noch einmal an Malleys Fenster.
    Malley begann wieder zu spielen. Die gleiche Melodie. Andere Improvisation.
    Milo machte auf dem Absatz kehrt, seine Lippen bewegten sich. Ich konnte nicht hören, was er sagte, und ich wusste, dass es keine gute Idee war, nachzufragen.
    Als wir den Campingplatz verließen, erblickten wir Bunny MacIntyre, die vor den Wohnmobilen stand und mit einem der älteren Paare redete. Sie streckte die Hand aus und nahm einige Geldscheine in Empfang. Sie sah uns und wandte sich ab.
    »Reizende Menschen auf dem Land«, sagte Milo, als wir den zivilen Einsatzwagen erreichten. »Ist das das Thema aus Beim Sterben ist jeder der Erste , was ich da durch den Kiefernwald klingen höre?«
    »Ich hätte meine Gitarre mitbringen sollen.«
    »Ein Duett mit Barnett, dem Piano Man? War das die Reaktion eines Unschuldigen, Alex? Ich hatte gehofft, ihn ausschließen zu können, aber das Gegenteil ist der Fall.«
    »Ich frage mich, warum er vorne die Willkommensmatte liegen hat«, sagte ich.
    »Vielleicht sind manche Leute willkommen.« Er drehte den Zündschlüssel und ließ den Motor im Leerlauf laufen. »Der Bluthund in mir möchte für sein Leben gern schnüffeln, aber der selbst ernannte Beschützer der Opfer hält es für eine Schande, wenn Malley sich als Mörder entpuppen sollte. Das Leben des Mannes ist völlig ruiniert worden. Ich lese die Bibel nicht, aber auf einer gewissen Ebene verstehe ich diese Sache mit dem Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    »Ich auch«, sagte ich. »Obwohl das mit dem Auge um Auge nicht wörtlich gemeint war.«
    »Sagt wer?«
    »Wenn du den originalen Bibeltext liest, ist der Zusammenhang ziemlich eindeutig. Es geht um zivilrechtliche Fragen - finanzieller Schadenersatz.«
    »Bist du von selbst darauf gekommen?«
    »Ein Rabbi hat es mir erzählt.«
    »Der dürfte es wissen.« Er fuhr von dem Campingplatz runter, bog auf die Landstraße ein und stellte den Polizeifunk ein. Die Kriminalitätsrate ging zurück, aber die Aufzählung von Straftaten durch den Mann in der Zentrale riss nicht ab.
    »Die Aussichten sind trostlos«, sagte er.
    Am Dienstagmorgen rief er um Viertel nach elf an. »Zeit für ein Tandoori.«
    Ich hatte gerade ein Telefongespräch mit Allison beendet. Wir hatten es geschafft, ein bisschen über persönliche Dinge zu plaudern, bevor sie ihrer Großmutter Tee und Trost spenden musste. Der Plan sah vor, dass sie in zwei oder drei Tagen zurückfliegen würde. Je nachdem.
    Ich fragte: »Was liegt an?«
    »Reden wir beim Essen darüber«, sagte er. »Es wird eine Prüfung für deinen Appetit sein.«
    Das Café Moghul liegt am Santa Monica Boulevard, zwei Häuserblocks westlich der Butler, vom Revier aus nur ein kurzer Spaziergang. Die Atmosphäre eines Ladengeschäfts ist aufgepeppt durch geschnitzte Friese und Bögen in gebrochenem Weiß, die Elfenbein nachahmen sollen, durch vielfarbige Wandgobelins mit ländlichen indischen Szenen und durch Poster aus Bollywood-Filmen. Die Musik im Hintergrund wechselt zwischen monotonen Sitarklängen und ultrahohen Soprangesängen - Pandschab-Pop.
    Die Frau, die das Restaurant leitet, hieß mich mit ihrem üblichen Lächeln willkommen. Wir begrüßen uns

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