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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Grund hätte ihm das Sorgen gemacht.«
    »Der dunkle Pick-up«, sagte sie. »Drew hat mir das alles erzählt, aber ich beziehe mich auf etwas anderes. Etwas, das Rand schwer zu schaffen gemacht hat, kurze Zeit, bevor er entlassen wurde. Eigentlich hat es ein paar Wochen vorher begonnen. Ich wollte Rand dazu bringen, sich zu öffnen, aber ich hatte den Eindruck, ich sollte es besser langsam angehen wegen all dem, was er durchgemacht hatte.«
    »Sie wollten ihn dazu bringen, sich zu öffnen«, sagte ich.
    »Ich bin keine Psychologin, aber ich habe einen Abschluss in geistlicher Beratung. Die nonverbalen Zeichen waren alle da, Dr. Delaware. Konzentrationsschwäche, Nachlassen des Appetits, Schlaflosigkeit, allgemeine Unruhe. Ich habe es auf den Bammel vor der Entlassung geschoben, aber jetzt frage ich mich, ob das richtig war. Und es hat eine ganze Weile, bevor wir Rand bei uns aufnahmen, begonnen, sodass es meiner Ansicht nach nichts mit der Verfolgung durch einen dunklen Pick-up zu tun hatte.«
    »Können Sie mir mehr darüber sagen?«, fragte ich.
    »Wie ich schon sagte, war er seit einiger Zeit nervös gewesen. Aber als wir ihn in Camarillo abholten, sah er furchtbar aus. Er war blass und zittrig, wirklich nicht er selbst. Auf der Fahrt nach Hause hielten wir an, um zu tanken, und dann ging mein Mann auf die Toilette, und Rand und ich waren ein paar Minuten lang allein. Zu dem Zeitpunkt war er kaum in der Lage stillzusitzen. Ich fragte ihn, was los sei, aber er antwortete nicht. Ich beschloss, ein bisschen hartnäckig zu sein, und schließlich sagte er, es gäbe etwas, über das er reden möchte. Ich fragte, über was denn, und er druckste herum und sagte schließlich, es ginge darum, was mit Kristal passiert sei. Dann fing er an zu weinen, was ihm richtig peinlich war. Er begann, seine Tränen zu unterdrücken und sich zu einem Lächeln zu zwingen. Bevor ich eine Chance hatte nachzubohren, war Drew mit den Getränken und dem Imbiss zurück, und Rand wollte offensichtlich nicht, dass ich irgendwas sagte. Ich hatte vor, das Gespräch am Wochenende fortzusetzen, aber irgendwie hat sich nicht der richtige Moment ergeben. Ich wünsche so sehr, dass ich es getan hätte, Dr. Delaware.«
    »Es ging darum, was mit Kristal passiert ist«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, was das sein könnte?«
    »Meine Vermutung war, dass er es sich von der Seele reden musste. Weil er sich nie richtig damit auseinandergesetzt hatte, was passiert war. Während unserer Besuche hat er Reue zum Ausdruck gebracht. Aber jetzt, wo er seine Freiheit am Horizont sah, war er vielleicht an einem Punkt seiner Entwicklung angelangt, wo er seine Verantwortung auf einem höheren Niveau akzeptieren konnte.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Indem er seine Bußfertigkeit in sein Bewusstsein integriert. Vielleicht indem er proaktive Gesten macht.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Das muss sich wie Kauderwelsch für Sie anhören. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es selber verstehe. Ich kann vermutlich nicht umhin zu denken, dass es irgendetwas gab, das Rand sagen wollte, was er bis dahin nicht gesagt hatte. Egal, was es war, ich könnte mich ohrfeigen , dass ich es nicht aus ihm rausgequetscht habe.«
    »Es klingt so, als ob Sie mehr für ihn getan hätten als irgendjemand sonst.«
    »Das ist nett, Doktor, aber die Wahrheit sieht so aus, dass bei all den anderen Pflegekindern sehr viele Anforderungen an meine Aufmerksamkeit bestehen. Ich hätte anders reagieren sollen … positiver.«
    »Wollen Sie sagen, dass Rands Schuldgefühle bei seiner Ermordung eine Rolle gespielt haben?«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen will. Um ehrlich zu sein, komme ich mir im Moment ziemlich töricht vor. Weil ich Sie belästigt habe.«
    »Es ist keine Belästigung«, sagte ich. »Was hatte Rand Ihnen früher gesagt?«
    »Zuerst behauptete er, er würde sich an nichts erinnern. Vielleicht stimmte das sogar - Sie wissen schon, Verdrängung. Und selbst wenn es nicht stimmte, wäre die Psychodynamik dieselbe, stimmt’s, Doktor? Das Ungeheuerliche seines Verstoßes war einfach so groß, dass seine Seele es nicht ertragen konnte, also hat er dichtgemacht und seine Abwehr formiert. Ergibt das einen Sinn?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Ich meine, das war alles, was der Junge tun konnte, um jeden einzelnen Tag zu überstehen. Man behauptet, es wäre eine Anstalt für Jugendliche, aber das ist es ganz und gar nicht.«
    »Es gab alte

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