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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mund. Ihre Hand bedeckte ihn mit leichter Verspätung. »’tschuldigung.«
    Als ich sie in die Arme nahm, fiel sie so heftig gegen mich, dass ich mich fragte, ob sie wieder eingeschlafen war. Mit Absätzen ist sie keine Riesin. Barfuß reicht sie kaum an meine Schulter. Ich küsste sie oben auf den Kopf. Sie tätschelte meinen Rücken, eine merkwürdig platonische Geste.
    Ich führte sie zu einem Sessel, füllte einen Becher mit Kaffee, legte ein paar Ingwerkekse auf einen Teller, die sie vor Wochen gekauft hatte. Die Packung war nie geöffnet worden. Ich sage mir immer wieder, dass ich ernsthaft kochen lernen müsste, aber wenn ich allein bin, mache ich mir nur zurecht, was schnell geht.
    Sie starrte die Kekse an, als handle es sich um eine exotische Kuriosität. Ich legte einen an ihre Lippen, und sie knabberte daran herum, kaute angestrengt, schluckte mit Mühe.
    Ich bekam etwas Kaffee in sie hinein, und sie lächelte mich benommen an. »Wie spät ist es?«
    »Zwei Uhr nachmittags.«
    »Oh … wo bist du hingegangen?«
    »Nur hierher.«
    »Konntest nicht schlafen?«
    »Ich hab ein Nickerchen gemacht.«
    »Ich bin wie ein Penner weggesackt«, sagte sie. »Ich weiß nicht mal, in welcher Zeitzone ich bin …«
    Ihr Blick schwenkte zu dem Becher. »Noch was? Danke. Bitte.«
    Eine halbe Stunde später war sie geduscht, geschminkt, ihre Haare waren glatt nach hinten gekämmt, und sie trug eine weiße Leinenbluse, eine schwarze Hose und Halbstiefel mit Absätzen, die zu dünn waren, um einen Chihuahua zu tragen.
    Sie hatte seit dem Tee mit Grandma am letzten Nachmittag nichts gegessen und fragte sich laut, wie es um die Proteinversorgung stand. Die Entscheidung war einvernehmlich und leicht: ein Steakhouse in Santa Monica, das wir aufsuchten, wenn wir Ruhe brauchten. Gut abgehangenes Fleisch, gute Bar. Und das Restaurant, in dem wir uns kennen gelernt hatten.
    Da draußen brutale fünfundzwanzig Grad herrschten, nahmen wir ihren schwarzen Jaguar XJS, weil es ein Kabrio ist. Ich fuhr, und sie hatte die Augen während der Fahrt geschlossen und eine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt.
    Ein herrlicher Tag. Ich fragte mich, wie wohl das Wetter in Stockton war.
    Ich war einmal vor Jahren im Rahmen einer vom Gericht angeordneten Untersuchung dort gewesen. Es ist eine nette Stadt im Osten von Sacramento, die von Ackerbau und Viehzucht lebt, im Herzen des San Joaquin Valley liegt und einen Flusshafen ihr Eigen nennt. So weit landeinwärts und mit all den flachen Feldern - da musste es noch heißer sein.
    Mittlerweile würde Milo schwitzen, wahrscheinlich fluchen.
    Und an Maui denken?
    Der Fall, der mich nach Stockton gebracht hatte, kam vom Familiengericht. Ein vor kurzem geschiedener kroatischer Taxifahrer hatte sich mit seinen drei Kindern davongemacht und war drei Monate später außerhalb von Delano festgenommen worden, als er versuchte, einen Verbrauchermarkt auszurauben, wobei er seine Kinder Schmiere stehen ließ. Zu zehn Jahren verurteilt, lebte er sich im Gefängnis ein und beantragte das gemeinsame Sorgerecht und regelmäßige Besuche in der Haftanstalt. Der Umstand, dass die Mutter methamphetaminsüchtig war und mit kriminellen Rockern umherzog, verlieh seinem Antrag so viel Gewicht, dass die juristische Maschinerie in Gang gesetzt wurde.
    Ich hatte mein Bestes getan, um die Kinder zu schützen. Ein dämlicher Richter hatte das völlig zunichte gemacht …
    Allisons Hand ließ von meinem Knie ab und drückte gegen meine Wange. »Worüber denkst du nach?«
    Robin hatte es immer gehasst, von den hässlichen Dingen zu hören. Alison steht darauf. Sie hat eine kleine Pistole in ihrer Handtasche, aber ich habe immer das Bedürfnis, sie abzuschirmen.
    »Alex?«
    »Ja?«
    »Das war keine Fangfrage, Liebling.«
    Wir waren einen Häuserblock von dem Restaurant entfernt. Ich begann zu erzählen.
    Kurze Unterbrechung, während wir ein T-Bone-Steak für zwei und eine Flasche französischen Rotwein bestellten.
    Sie sagte: »Es klingt so, als ob Mr. und Mrs. Daney nicht so toll miteinander kommunizierten.«
    »Warum sagst du das?«
    »Mister hält etwas vor Missus geheim und erzählt dir von Rands Angst davor, verfolgt zu werden, von dem dunklen Pick-up. Was alles gut begründet zu sein scheint, schließlich ist Rand ja ermordet worden. Aber Missus spielt das herunter und weist dich in eine andere Richtung.«
    »Sie hat mich in Wirklichkeit nirgendwohin gewiesen«, sagte ich, »sondern hauptsächlich einen Haufen Psychogeplapper

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