Bluttat
durch Drogenmissbrauch verursacht wurde. Das ist ein herber Standpunkt, wenn es um dein eigenes Kind geht. Egal, wie viel Therapie du hinter dir hast.«
»Da haben wir den Grund für Barnetts Vorwürfe an Lara. Obwohl er selber Drogen nimmt.«
»Lara war die Mom«, sagte ich. »Müttern gibt man immer die Schuld. Nachdem Troy und Rand weggesperrt wurden, begannen Lara und Barnett damit, ihr Leben zu überprüfen. Wir haben es mit einem Paar zu tun, das Schwierigkeiten mit der Empfängnis hatte. Schließlich bekommen sie ein Kind, und es wird ihnen auf die schlimmste vorstellbare Weise entrissen. Das nenne ich Beziehungsstress. Vielleicht ist die Situation eskaliert, bis sie unerträglich war und die falschen Dinge gesagt wurden. Eine von Isolierung, Drogen und sexuellem Missbrauch geprägte Vorgeschichte hätte dem Ganzen noch zusätzliche Spannung verliehen. Vielleicht hatte Lara die Nase voll davon, missbraucht zu werden.«
»Und ist dem Cowboy gegenüber zu bestimmt aufgetreten.« Er zielte mit dem Finger wie mit einer Pistole auf die Windschutzscheibe. »Kabumm.«
»Allerdings, kabumm.«
19
Den größten Teil der Rückfahrt verbrachte Milo damit, mit den Bürokraten des LAPD zu verhandeln, um die vollständige Ermittlungsakte zu Lara Malleys Selbstmord in die Finger zu bekommen.
Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und fand mich an interessanten Orten wieder.
Vor meinem Haus fuhr er an den Straßenrand. »So, da wären wir.«
»Bist du in der Stimmung für weitere Spekulationen?«
»Was?«
»Nina Balquist vermutet, dass Malley in Drogengeschäfte verwickelt war. Falls das stimmt, kennt er wahrscheinlich unangenehme Leute. Leute, die in der Lage sind, Dinge hinter Gittern erledigt zu kriegen.«
Er drehte sich und sah mich an. »Der Mord an Troy Turner? Wie kommst du darauf ?«
»Durch freie Assoziation.«
»Der Turner-Mord ist als Bandensache abgeschrieben worden. Er hat einen Vato Loco angegriffen.«
»Und vielleicht hat es sich sogar so abgespielt«, sagte ich.
»Warum kommt es dir nicht glaubwürdig vor, Alex?«
»Warum sollte ein dreizehnjähriger Junge eine Stunde blutend in einem Abstellraum hängen, bevor es irgendjemandem auffällt?«
»Weil es bei der C.Y.A. chaotisch zugeht.«
»Okay«, sagte ich.
Er schob den Fahrersitz mit Gewalt zurück und streckte die Beine aus. »Malley lässt Turner einen Monat nach seiner Verurteilung ermorden, aber er wartet acht Jahre, bis er sich Rand schnappt?«
»Das ist problematisch«, sagte ich.
»Allerdings.«
»Ich kann dir eine Erklärung anbieten, aber sie wäre reine Mutmaßung.«
»Im Gegensatz zu wilder Spekulation?«
»Malley wollte unbedingt sofortige Rache für den Tod seiner Tochter. Er sah in Troy Turner den eigentlichen Mörder, also ging es Troy schnell an den Kragen. Nach dieser Genugtuung ließ Malleys Wut nach. Möglicherweise hatte er nicht mal beschlossen, dass Rand die Todesstrafe verdiente. Aber die beiden trafen sich, und irgendwas ging schief.«
»Malley bringt die eigene Frau rasch um, aber Rand räumt er eine Schonfrist von acht Jahren ein?«
»Falls er Lara die Schuld an Kristals Tod gab, war das eine Wut ganz anderer Art.«
»Man tötet nur die, die man liebt? Ich weiß nicht recht, Alex. Es ist ein großer Sprung.«
»Laras eigene Mutter ist immer noch wütend auf sie. Es gab ein Bild von Kristal in ihrem Haus, aber keins von Lara. Versetz dich mal an Barnetts Stelle. All diese Jahre der Unfruchtbarkeit, und dann baut sie den Riesenscheiß.«
»Kann sein«, sagte er.
»Es gäbe auch einen praktischen Grund, Rand nicht unmittelbar nach Troy umbringen zu lassen. Wenn beide Jungen so kurz hintereinander gestorben wären, hätte man auf den Gedanken kommen können, dass es sich um einen Racheakt handelte. Bei Lara war das anders, es gab keinen Grund zu der Annahme, dass ihr Tod etwas anderes war als Selbstmord.«
»Sue hat keinen Verdacht geschöpft. Und sie war ein kluger Cop. Vielleicht...«
»Falls Malley Lara getötet und es geschafft hat, den Gerichtsmediziner und die Cops an der Nase rumzuführen, dann setzt das eine raffinierte Planung voraus. Was sich gut mit der Fähigkeit vereinbaren lässt, eine Genugtuung hinauszuschieben. Dazu passt auch Malleys asketischer Lebensstil. Vielleicht hat er all die Jahre über Rands Schicksal nachgedacht und beschlossen zu überprüfen, wie es um Rands Bußfertigkeit bestellt war.«
»Wenn du nicht bestehst, stirbst du«, sagte er. »Ein 38er-Revolver. Die Waffe eines
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