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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Narben an Rands Leiche«, sagte ich.
    »Oh, ich weiß.« Ihre Stimme brach. »Ich habe von jedem Angriff auf ihn gehört, aber man hat mir nie erlaubt, ihn zu besuchen, wenn er in der Krankenstation lag. Als wir nach Hause kamen, hat er frische Sachen angezogen, und ich hab die alten genommen, um sie zu waschen. Als er sein T-Shirt auszog, warf ich einen Blick auf seinen Rücken. Ich hätte nicht schockiert sein dürfen, aber es sah grässlich aus.«
    »Erzählen Sie mir von den Angriffen.«
    »Der schlimmste war, als ein paar Mitglieder einer Bande ihn überfielen und ohne den geringsten Grund mehrfach auf ihn einstachen. Rand war kein Kämpfer, ganz im Gegenteil. Aber hat sie das davon abgehalten?«
    »Wie schwer war er verletzt?«
    »Er hat länger als einen Monat in der Krankenstation gelegen. Ein anderes Mal wurde ihm von hinten auf den Kopf geschlagen, als er duschte. Ich bin sicher, dass es weitere Vorfälle gab, über die er nicht sprach. Er war ein großer, starker Junge, also erholte er sich wieder. Körperlich. Nach den Messerstichen beschwerte ich mich bei dem Direktor, aber ich hätte genauso gut gegen den Wind spucken können. Die Wärter schlagen die Gefangenen auch. Wissen Sie, wie sie sich selber nennen? Berater. Das sind sie wohl kaum.«
    »Erfahrungen dieser Art könnten jemanden nervös machen«, sagte ich.
    »Natürlich könnten sie das«, erwiderte sie. »Aber Rand hatte sich daran gewöhnt; erst als seine Entlassung näher rückte, begannen die Symptome. Er war ein erstaunlicher Mensch, Doktor. Ich weiß nicht, ob ich acht Jahre in dieser Anstalt hätte verbringen können, ohne wahnsinnig zu werden. Wenn ich ihn nur besser hätte unterweisen können … Tja, wenn man mit Menschen arbeitet, wird man dauernd daran erinnert, dass nur Gott vollkommen ist.«
    »Haben Sie Troy ebenfalls besucht?«
    »Zweimal. Es gab nicht viel Zeit, nicht wahr?«
    »Hat Troy jemals irgendwelche Schuldgefühle geäußert?«
    Schweigen. »Troy hatte nie die Chance, geistig zu wachsen, Doktor. Das Kind hatte nicht die geringste Chance in der Welt. Das ist es jedenfalls, was ich Ihnen sagen wollte. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist.«
    »Ich werde es an Detective Sturgis weiterleiten.«
    »Vielen Dank … noch eine Sache, Dr. Delaware.«
    »Und die wäre?«
    »Ihr Bericht über die Jungen. Ich hatte seinerzeit keine Gelegenheit, es Ihnen zu sagen, aber ich war der Ansicht, dass Sie Ihre Sache sehr gut gemacht haben.«
    Rick Silverman kam an den Apparat, als ich Milos Privatanschluss anrief. »Ich bin praktisch schon nicht mehr da, Alex. Der Große ist vor zwei Stunden nach Sacramento geflogen.«
    »Wo übernachtet er?«
    »Irgendwo in Stockton, in der Nähe eines Jugendgefängnisses. Ich muss los, Autounfall, mehrfache Traumata. Ich hab frei, aber das Krankenhaus braucht zusätzliche Docs.«
    »Fahr schon.«
    »War nett, mir dir zu reden«, sagte er. »Falls du mit ihm sprichst, bevor ich dazu komme, sag ihm, ich kümmere mich um Maui.«
    »Ferienpläne?«
    »Angeblich.«

20
    Spaß.
    Der Körper einer Frau an dich gekuschelt, den Duft ihrer Haut, ihres Haars einatmen.
    Deine hohle Hand auf die Wölbung einer Hüfte legen, das Xylophon der Rippen nachziehen, den Knauf der Schulter.
    Ich stützte mich auf und sah Allison beim Schlafen zu. Absorbierte den Rhythmus ihres Atems und verfolgte das langsame Verblassen der Rötung, die sich auf ihrer Brust ausgebreitet hatte.
    Ich stand auf, schlüpfte in eine Boxershorts und ein T-Shirt und floh.
    Als sie schließlich in meinem abgetragenen gelben Bademantel in die Küche geschlendert kam, hatte ich Kaffee gemacht, meinen Telefondienst nach Nachrichten gefragt und lange über Cherish Daneys Anruf nachgedacht.
    Rand, der über Kristal reden wollte. Mir hatte er das Gleiche gesagt.
    Nein, das war nicht ganz richtig. Er hatte etwas gemurmelt, und ich hatte das Thema zur Sprache gebracht, und er hatte zugestimmt.
    Sich zum Reden bringen lassen.
    Allison murmelte etwas, das »Hallo« hätte sein können. Ihr Gang war unsicher, und ihre schwarzen Haare waren auf jene nette Weise offen und widerspenstig, die nur wirklich dicke Haare fertig bringen. Sie blinzelte ein paarmal, bemühte sich, die Augen offen zu halten, schaffte es bis zum Waschbecken, ließ Wasser laufen und benetzte sich das Gesicht. Dann schnürte sie den Gürtel des Bademantels enger, tupfte sich mit einem Papierhandtuch trocken und schüttelte den Kopf wie ein junger Hund.
    Sie gähnte mit weit aufgerissenem

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