Bluttat
CAA zu ICM und kurze Zeit später zu William Morris gewechselt. Danach hatte er einen Direktorposten bei Miramax angenommen, wo er bis ein Jahr vor dem Malley-Mord blieb, als er kündigte, um seine eigene Produktionsfirma MBP Ltd. zu gründen.
Der Pressemitteilung in Variety zufolge wollte sich die neue Firma vor allem »guten Spielfilmen mit einem bescheidenen Budget« widmen. Die einzigen Nachweise, die ich finden konnte, waren drei Billigfilme fürs Fernsehen, darunter ein Remake einer Sitcom, die schon in ihrer ersten Inkarnation abgeschmackt gewesen war.
Lauritz Montez hatte von einem Drehbuch gesprochen. Hatte es wirklich eins gegeben, und hatte Boestling sich selbst ins Zeug gelegt, um es zu verticken?
In meinen Augen hatte der Fall Malley unter filmischen Gesichtspunkten nichts zu bieten - kein Happy End, keine Rettung, keine Figurenentwicklung -, aber was wusste ich denn schon?
Vielleicht hätte es als schnell runtergedrehter Billigfilm für einen Kabelsender funktioniert. Ich suchte noch ein bisschen länger. Soweit ich sehen konnte, hatte niemand, Martin Boestling eingeschlossen, das Projekt verwirklicht.
Die anderen Treffer waren Erwähnungen von Sydney und Martin bei Spendenaktionen für die üblichen Sachen: die Liga zur Bewahrung der Santa Monica Mountains, Rettet die Bay, The Women’s Wellness Place, die Bürgerinitiative zur Waffenkontrolle, die Freunde und Förderer des Greater L.A. Zoo.
Das einzige Foto, das ich fand, zeigte das Paar bei einer Benefizgala für Women’s Wellness. Weider sah so aus, wie ich sie von vor acht Jahren in Erinnerung hatte: gepflegt, blond, Haute Couture. Martin Boestling war dunkelhaarig, stämmig, leicht nach vorn geneigt wie ein Kampfhund.
Sie hatte immer schon schnell geredet, aber ihr kühles, abwägendes Benehmen war mittlerweile manischen Sprechmustern und panischer Angst gewichen. Von Privatjets, einem Porsche und einem BMW zu einem Nissan voller Vogelscheiße.
Bedeutete der eine Wagen in der Zufahrt, dass Boestling arbeiten war? Oder lebte Weider allein?
Ich rief Binchy an. Jetzt war er nicht im Revier, aber Milo war dort.
Ich berichtete von dem Gespräch mit Montez und dem Willkommen, das mir Weider bereitet hatte, von ihrem Haus und ihrem Wagen.
»Klingt nach einer unglücklichen Frau«, sagte er.
»Nach einer nervösen Frau, und ich habe sie noch nervöser gemacht. Hab ihr eine Heidenangst eingejagt.«
»Vielleicht will sie nicht an ihr früheres Leben erinnert werden. Wenn man ärmer wird, kann es dazu kommen. Nicht dass ich in Tränen ausbreche, sie wohnt immer noch in Pacific Palisades.«
»Kannst du herausfinden, ob sie und Boestling sich getrennt haben?«, fragte ich.
»Warum?«
»Weil sie ärmer geworden ist. Und ich hatte den Eindruck, dass sie allein lebt.«
»Na und?«
»Ihre Reaktion war grotesk.«
»Bleib dran.« Er ging aus der Leitung und war nach einigen Minuten wieder da.
»Yeah, sie sind geschieden. Vor sieben Jahren wurde die Scheidung eingereicht, und seit drei Jahren ist sie rechtskräftig. Das ist alles, was ich rauskriegen kann, ohne nach Downtown zu fahren. Eine sich über vier Jahre hinziehende juristische Auseinandersetzung kann kein Spaß gewesen sein, und vielleicht hat sie nicht bekommen, was sie wollte. Und jetzt bin ich dran mit Erzählen: Ich bin in Nestor Almedeiras Absteige in der Shatto gewesen. Alle Kakerlaken dieser Welt. Wie Krug schon sagte, niemand erinnert sich daran, dass Nestor je existiert hat. Nach einigem guten Zureden glaubte der Mann am Empfang, vielleicht hätte Nestor manchmal mit einem andern Junkie namens Spanky rumgehangen, aber er hatte keine Ahnung, wie Spankys richtiger Name lautet. Weiß, männlich, zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig, groß, dunkle Haare, dunkler Schnurrbart. Möglicherweise.«
»Möglicherweise?«
»Die Haare könnten dunkelblond oder vielleicht rötlich oder rotbraun gewesen sein. Der Schnurrbart könnte ein Bart gewesen sein. Der Mann am Empfang ist keine eins sechzig, also nehme ich mal an, dass jeder für ihn groß aussieht. Um acht Uhr morgens roch sein Atem nach Schnaps, also kauf keine Aktien auf seine Empfehlung. Nestors Habseligkeiten sind nirgendwo zu finden. Ich hab mich nach Krug erkundigt, und er gilt als fauler Hund. Ich möchte wetten, dass er sich nicht die Mühe gemacht hat, Nestors Schätze durchzusehen, und den anderen Junkies in dem Loch Gelegenheit gegeben hat, sich an Nestors Drogenutensilien, und was sie sonst noch für brauchbar
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