Bluttat
Malibu, der BMW und der Porsche.« Er tat so, als stecke er den Finger in den Hals, und mimte ein Würgen.
»Wann hat sie das Büro der Pflichtverteidiger verlassen?«, fragte ich.
»Nicht lange nach dem Abschluss des Malley-Falls.«
»Wie bald danach?«
»Vielleicht einen Monat, ich weiß es nicht.«
»Glauben Sie, es hatte irgendwas mit dem Fall zu tun?«
»Vielleicht indirekt. Ihr Name stand in der Zeitung, und bald darauf bekam sie ein fettes Angebot zum Einstieg in die Kanzlei von Stavros Menas.«
»Das Sprachrohr der oberen Zehntausend«, sagte ich.
»Damit haben Sie Recht. Was Menas tut, ist eher PR als Strafverteidigung. Wodurch er der perfekte Typ für L.A. ist. Er fährt abwechselnd einen Bentley und einen Aston Martin.«
»Arbeitet sie immer noch für ihn? Ich habe keine Büroadresse von ihr gefunden.«
»Sie hat keinen Tag für ihn gearbeitet«, sagte er. »Soweit ich weiß, hat sie ihre Meinung geändert und sich zu einem Leben im Müßiggang entschlossen.«
»Warum?«
Er schaute nach unten auf sein Essen. »Kann ich Ihnen nicht sagen.«
»War sie ausgebrannt?«
»Sydney hat nicht genug Gefühl, um ausbrennen zu können. Wahrscheinlich ist ihr nur langweilig geworden. Bei all dem Geld, das sie hat, gab es für sie keinen Grund, sich den ganzen Scheiß gefallen zu lassen. Als ich erfuhr, dass sie aufgehört hat, nahm ich zunächst an, sie würde versuchen, einen Film-Deal aus dem Fall rauszuschlagen. Aber dazu ist es nicht gekommen.«
»Sie nahmen das an, weil ihr Mann beim Film ist?«
»Weil das ihre Art ist. Gut darin, andere zu manipulieren, und immer auf ihren Vorteil bedacht. Sie flog mit einem Privatjet übers Wochenende nach Aspen, erschien am Montag in einem Chanel-Kostüm zur Arbeit und versuchte überzeugend zu klingen, wenn sie für einen Kerl aus Compton um Gerechtigkeit kämpfte. In der Mittagspause ließ sie die Namen der Leute fallen, die neben ihr im The Palm gesessen haben.« Er lachte. »Ich würde gern glauben, dass sie nicht wirklich glücklich ist, aber das ist sie vermutlich.«
»Haben Sie irgendwelche bestimmten Gerüchte über einen Film-Deal gehört?«, fragte ich.
»Ich weiß, dass sie sich darum gerissen hat, den Fall zu bekommen.«
»Wie?«
»Indem sie sich beim Chef eingeschleimt hat. Bei den Pflichtverteidigern läuft es so, dass derjenige den nächsten Klienten bekommt, der oben auf der Liste steht. Es sei denn, der Chef sucht jemanden für einen bestimmten Fall aus. Ich weiß definitiv, dass Sydney Weider bei Troy Turner nicht dran war, weil der Typ, der oben stand, mir erzählt hat, dass er übergangen worden war. Er hat sich nicht beklagt, er hatte nicht den Mumm für einen Fall, auf den sich die Presse stürzt. Er hat es so formuliert: ›Das Miststück hat mir einen Gefallen getan.‹«
»War sie entsprechend qualifiziert?«
Montez schlug die Zähne aufeinander. »Ich würde gern Nein sagen, aber ja, sie war clever genug. Zu dem Zeitpunkt hatte sie drei, vier Jahre auf dem Buckel, und sie hat im Verhältnis mehr Fälle gewonnen als die meisten anderen.«
»Drei oder vier Jahre nach dem Examen?«, sagte ich. »Mir kam sie damals älter vor.«
»Sie war älter. Nach dem Examen hat sie geheiratet, hat die Mama gespielt und gewartet, bis die Kinder älter waren.« Er wischte sich den Mund ab und faltete die Serviette. »Wenn Sie sie sehen, bestellen Sie ihr schöne Grüße von mir.«
»Mach ich.«
»Das war ein Witz.«
Ich rief Milos Nummer im Revier vom Auto aus an. Er war nicht da, weshalb ich nach Detective Binchy verlangte.
»Hey, Dr. Delaware«, sagte Sean.
»Könnten Sie mir eine nicht verzeichnete Adresse besorgen?«
»Ich weiß nicht, Doc, das ist ein bisschen gegen die Bestimmungen.«
»Milo hat mich gebeten, mit dieser Frau zu sprechen, also bin ich gewissermaßen ein Ersatzpolizist.«
»Ein Ersatz… okay. Sie werden ja niemanden erschießen, nicht wahr?«
»Nur wenn mich derjenige richtig sauer macht.«
Schweigen.
»Ha«, sagte er. »Okay, einen Moment.«
Lauritz Montez hatte in seiner Tirade über Sydney Weiders Lebensstil Häuser in Brentwood und Malibu erwähnt, aber vielleicht war das auch metaphorisch gewesen. Oder sie hatte sich entgegen seinen Erwartungen, dass Reiche immer reicher würden, verkleinert.
Ihr registrierter Wohnsitz war ein ziemlich kleiner Bungalow in der La Cumbre Del Mar am Westrand von Pacific Palisades. Eine sonnendurchflutete Straße, die von pazifischen Brisen gekühlt wurde, mit einem
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