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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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schraub hier Birnen in die Fassungen, das ist alles. Zweimal haben wir ein Bier zusammen getrunken. Einmal war ich wegen dem defekten Kühlschrank oben und dann hat er mir einen kaputten Fensterhebel gezeigt. Das war’s.«
    »Wer hat denn seine Sachen abgeholt?«
    »Da war erst seine Ex, den Rest hat der Typ vom Beerdigungsinstitut erledigt. Wo die Sachen hingekommen sind, weiß ich nicht.«
    »Eben haben Sie noch behauptet, Sie kennen niemanden aus seinem Umfeld. Und die Frau hat die persönlichen Papiere mitgenommen?«
    »Das war nicht mehr als ein Schuhkarton voll. Den Rest hab ich weggeworfen.«
    »Sie haben Papiere weggeworfen?«
    »Klar, in ihrem Auftrag. Briefe, alte Rechnungen, Unterlagen von Annoschießmichtot. Wen interessiert so was noch?«

    »Das kann nicht wahr sein.«
    Der Hausmeister hatte eine rosa Gesichtsfarbe bekommen.
    »Die Frau hatte den Schlüssel zur Wohnung, also hab ich gemacht, was sie gesagt hat. Und der Vermieter wollte die Butze ja auch möglichst schnell wieder vermieten.«
    »Wissen Sie zufällig, wo ich seine Exfrau finden kann?«
    Der Hausmeister grinste.
    »In Peru«, sagte er.
    »Peru? Was reden Sie hier für einen Müll zusammen?«
    »Vor einer Woche lief so eine Auswanderersendung und da hab ich sie wiedererkannt. Die ist mit so einem Sportlehrer nach Peru gegangen und bietet Bergwanderungen an. Kein Scheiß.«
    Weitz stieß hörbar die Luft aus. Wenn das stimmte, dann hatte die Tussi garantiert alles weggeworfen, was sie nicht unbedingt benötigte. Und sicher zuerst den Kram ihres Ex-Mannes.
    »Soll ich Sie anrufen, wenn mir noch was einfällt?«, sagte der Hausmeister.
    »Vergessen Sie’s«, sagte Weitz.
    »Aber wo Sie nun schon mal da sind, wissen Sie, ob ich das Fahrrad behalten kann?«
    »Welches Fahrrad?«
    »Das Weingraub auf den Boden geschleppt hat.«
    »Boden?«
    »Klar, kein Keller, aber einen Dachboden. Irgendwo muss man ja hin mit seinem Gerümpel. Ein paar Kisten von Weingraub stehen da auch noch rum. Was ist nun?«
    »Kisten?«
    »Nee, das Fahrrad, was ist mit dem Fahrrad?«

    Tannen suchte in der Datenbank die Liste mit den komplett verzeichneten Emailadressen der Zahnärzte in Hamburg und Umgebung. Sicher würden wieder einige seiner Anfragen nicht zustellbar sein, weil die Praxen inzwischen geschlossen waren. Eine Zahnarzt-Rundmail hatte er erst vor einem halben Jahr losgeschickt, als es um die Identifizierung des Toten aus dem Fleet gegangen war.
    Erfahrungsgemäß brauchten die Praxismitarbeiter ein paar Tage, um die von ihm angehängten Bilder des Zahnstatus abzugleichen. Fehlte noch die Komplettliste der Zahnärzte aus dem gesamten Bundesgebiet. Wenn es so etwas gab, dann sicher beim Bundeskriminalamt. Mit einem Knopfdruck schickte er die Massenmail ab.
    Er hatte wenig Hoffnung, dass eine Zahnarztpraxis fündig wurde. Trotz seiner fordernden Formulierung, die diese Identifizierung als »äußerst dringend und wichtig« einstufte.
    Auch die Warnung, die eventuell betroffenen Patienten unter keinen Umständen über diese Suchanfrage zu informieren, hatte er nicht vergessen.
    Die Adressen von knapp 100 Samenbanken hatte er bereits gesammelt. Fehlte noch die Formulierung von Mangold und der angehängte Gerichtsbeschluss auf Herausgabe der Kundendaten. Ob das ausländische Anbieter interessierte, war mehr als fraglich. Polizeiliche Sisyphusarbeit. Doch bei einem derartig brutalen Täter sicher unbedingt erforderlich. Außerdem: Noch einmal wollte er sich von Mangold nicht maßregeln lassen.
    Sie standen unter enormem Druck, da durfte kein Detail vergessen werden. Über seine eigene Ermittlungsidee wollte er zunächst nichts sagen. Lief sie ins Leere, dann
musste er sich wenigstens nicht den Spott von Weitz anhören.
    Tannen hinterließ eine Nachricht und machte sich auf den Weg ins Universitätskrankenhaus. Ja, es musste einen Grund geben, warum der Täter dem ersten Opfer die Vagina aufgeschnitten hatte. Und auch der Zustand des dunkelhäutigen Opfers deutete darauf hin, dass bei der Entwicklung des Täters etwas gründlich schiefgelaufen war.
    Mann, Frau, Weiße, Schwarzer. Vielleicht war es ein schlichter Racheakt an der Menschheit und ihren medizinischen Fortschritten. Denkbar, dass der Täter an einem Genexperiment teilgenommen hatte. Oder seine Frau. Möglich, dass etwas nicht geklappt hatte und der Typ deshalb jetzt Amok lief.
    Die Rache wegen eines misslungenen Genexperiments passte wie ein Schlüssel zu dem, was sie an den Tatorten vorgefunden hatten.

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