Bluttaufe: Thriller
geprüft, und auf Krankheiten wie Aids, Erbkrankheiten und so weiter getestet. Außerdem …«
»Ja?«, bohrte Mangold nach. Ihm ging das alles zu langsam.
»Der Spender muss eine bestimmte Zeit abstinent sein, damit die Qualität stimmt.«
»Die Qualität«, echote Weitz. Er konnte das Lachen kaum noch unterdrücken. Nun gut, auch eine Möglichkeit, sich diese schrecklichen Taten vom Leib zu halten, dachte Mangold.
»Zu alt dürfen sie aber auch nicht sein.«
Weitz schlug die Hand vor den Mund und verschwand eine Entschuldigung nuschelnd aus dem Raum.
»Das heißt, wir müssen eine Anfrage an diese Institute und Krankenhäuser starten?«, wollte Mangold wissen.
Hensen schüttelte den Kopf.
»Ich hab darüber mal einen Artikel geschrieben. Wir können es versuchen, aber die Aussichten sind gering.«
Mangold widersprach.
»Warum? Lass es hundert, zweihundert, tausend Labore, Krankenhäuser, Institute sein. Dann dauert das eben. Aber irgendwo wird der Name dieses Wachmannes als Spender auftauchen, und mit Glück eben auch eine Liste der Empfänger.«
Hensen gab zu bedenken, dass man dann auch an die unüberschaubare Zahl ausländischer Institute denken müsste, die diesen Service anbieten. »Dazu kommen noch halblegale Anbieter in Osteuropa und schließlich die Möglichkeit, die Samenspenden ganz normal über das Internet zu bestellen«, fügte er hinzu.
»Man kann menschliche Spermien über das Internet bestellen?«, fragte Mangold. »Ich dachte, diese Proben sind empfindlich!«
»Die werden in Spezialbehältern geliefert. Genau auf den Punkt gekühlt oder in Trockeneis verpackt. Solch eine Lieferung kostet um die 200 Euro.«
»Und die Empfänger spielen Lotto, die wissen doch gar nicht …«
»Das wissen sie nie. Sie bekommen nur die Zusicherung, dass nach bestem Wissen und Gewissen auf Krankheiten untersucht wurde und dass man in asiatische, dunkel- und hellhäutige Spender unterscheidet.«
Aus dem Augenwinkel sah Mangold, wie Tannen zusammenzuckte. Hatte das nun mit einem seiner Vorurteile zu tun, die er bei seinem Assistenten vermutete, oder brütete er etwas aus? Manchmal war es lohnend, Tannen Zeit zu geben. Wenn er nicht gerade völlig übermüdet im Büro erschien, konnte der Mann Geistesblitze haben.
»Sie haben gesagt, Sie hätten etwas Besseres als eine Verhaftung«, sagte Kaja Winterstein.
»Indizien und Beweise sind besser«, sagte Mangold. »Etwas Handfestes ist immer besser als jemand, der sich rauswindet, wenn wir ihm nicht Beweise auf den Tisch legen können. Wir brauchen keine Festnahme, sondern etwas, das wir dem Täter zuordnen können.«
»Also doch nur ein leeres Versprechen?«
»Keineswegs«, sagte Mangold und nickte Hensen zu.
»Wir haben etwas Besseres, wir …«
Das Telefon klingelte, Tannen hob ab.
Mangold sah, wie sein Assistent erstarrte.
»Der erste Anruf für unsere Sonderkommission«, sagte Mangold und ließ sich den Hörer geben.
»Hier bin ich«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
Mangold ließ unwillkürlich den rechten Arm fallen und zog ihn sofort wieder hoch. Dann drückte er auf den
Knopf, mit dem am Telefon das Lauthören eingeschaltet wurde.
Mangold bedeutete Tannen mit einer Geste, den Anruf zurückzuverfolgen.
»Ein finsterer Wald, nicht wahr?«, sagte die Stimme.
»Wovon sprechen Sie?«
»Das Blut. Und, Mangold, es wird weitergehen.«
Schwer zu sagen, ob die Stimme verzerrt war. Sie klang eine Spur zu monoton, dabei aber warm und vertraulich.
Kaja Winterstein kritzelte Notizen auf ihren Block.
»Was wollen Sie?«, fragte Mangold.
»Es ist ein Spiel, ein blutiges kleines Spiel.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte. Doch keine Spur von hysterisch, schrill oder gekünstelt. Es war ein gurrendes, sehr zurückhaltendes Lächeln, das er in seine Stimme legte. Beinahe vornehm.
Kaja Winterstein blickte Mangold an und hielt ein Blatt in die Höhe, auf dem das Wort »Reden« stand.
»Ein Spiel, bei dem Menschen auf der Strecke bleiben«, sagte Mangold.
»Ohne Einsatz kein Spiel.«
»Und was bekommt der Sieger?«
»Der Sieger bekommt wie immer alles. Sie sind Polizist, Sie müssten das doch wissen. Und weil man den anderen nicht in die Karten sehen darf …«
»Ich sehe nicht einmal den Spieler.«
»Aber Sie versuchen es, einer Ihrer Mitarbeiter versucht gerade in diesem Moment die Herkunft dieses Anrufs herauszubekommen. Stimmt’s, Mangold?«
»Auch das gehört zum Spiel«, antwortete er.
»Sicher. Wenn Sie
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