Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Sienhaupt saß munter auf seinem zerknautschten Sessel, hob die Hände und dirigierte »Dancing Queen«.
    »Er liebt Musik, und er liebt Abba«, sagte Ellen Sienhaupt entschuldigend. Einer der vielen Professoren, die Sienhaupt untersucht hatten, glaubte, dass es mit der besonderen Melodiestruktur der schwedischen Gruppe zu tun haben könnte. Die hätten ihre Songs mit einer leichten Asynchronität versehen, was den besonderen Halleffekt, den Sound von Abba ergab.
     
    Kollegen stürmten in das Büro und sahen Mangold ratlos an. Dann musste er am Telefon den Abteilungsleiter beruhigen.

    Nein, unser System werde er nicht torpedieren und ja, man habe alles unter Kontrolle.
    Die Systemadministratoren konnten sich partout nicht erklären, wie Sienhaupt es geschafft hatte, auf das gesamte Polizeisystem zuzugreifen. Schließlich gab es verschiedene Schranken, die zu überwinden waren und die das System hermetisch von Eindringlingen abriegeln sollten.
    Zwei Administratoren bestanden darauf, sofort die Festplatte, die Sienhaupts Aktivitäten aufzeichnete, zu analysieren.
    »Später«, sagte Mangold. »Später.«
     
    Viktor Riehm, Verantwortlicher für das Computersystem des Präsidiums, ließ sich von einer sofortigen Überprüfung nicht abbringen.
    »Es reicht schon, dass du externe Computerfreaks hier anschleppst. Mangold, wir haben ein Sicherheitsleck und damit oberste Priorität, genau das zu stopfen. Weiß der Teufel, was Ihr Genie da noch angerichtet hat.«
    Interessiert sah Peter Sienhaupt zu, wie einer der Techniker sein Notebook an die externe Festplatte stöpselte und die Daten überspielte. Er versuchte den Knopf für die CD-Auswurfklappe zu betätigen, um damit den fremden Computer vom Tisch zu schieben, doch der Polizist hielt sein Notebook fest.
    Zwei Stunden dauerte die Analyse. Sienhaupt hatte einen Trojaner programmiert, der sich durch das Intranet der Polizei bewegte und dabei Daten über Passwörter und Zugriffscodes sammelte. Anschließend war der Virus mit einer Datei ins Internet gelangt, hatte sich bei Youtube den Abba-Song »einverleibt«, wie Viktor Riehm sagte, und war dann »heimgekehrt«.

    »Wie der gebaut war, um von außen die Sicherheitsschranken zu überwinden, wissen wir nicht. Wir hoffen inständig, dass es nur möglich war, weil Sienhaupt ihn innerhalb des Intranets, innerhalb der polizeiinternen Kommunikationswege gestartet hat. Wenn nicht, hat er eine offene Tür entdeckt, und das wiederum wäre schlichtweg eine Katastrophe.«
    Auch eine Modifizierung des Window-Programms hatte Sienhaupt vorgenommen und die Bestätigungsmeldungen durch Codes ersetzt, die »irgendetwas mit dem Betriebssystem« machten.
    »Kann er unser Computersystem zum Abstürzen bringen?«
    »Mangold, lassen Sie es mich so sagen: Wenn dieser Typ einen Computer in der Hand hat, ist es ungefähr das Gleiche, als würden Sie eine scharf gemachte Atombombe in einem Kindergarten aufstellen und die Schalter mit Gummibären versehen.«
    »Sie meinen, wir sollten ihm das Ding wegnehmen?«
    »Wie wollen Sie jemandem einen Computer wegnehmen? Der braucht doch nur ins Internetcafé zu gehen. Mangold, wir können froh sein, dass wir ihn unter Kontrolle haben. Allein diesen Virus wirklich zu entschlüsseln, den er da gebaut hat … wir werden Tage damit zu tun haben und eine Menge Geld dafür ausgeben, weil wir dafür externe Firmen brauchen. Ich fühle mich, als wäre ich gerade mal in der Lage, einen Akkubohrer zu bedienen.«
    »Ein Hang zum Theatralischen?«, fragte Mangold.
    »Das ist die bittere Wahrheit. Und glauben Sie mir, ich bin nicht stolz darauf. Sehen Sie zu, dass Ihr Genie uns nicht pulverisiert, also immer schön nett sein zu dem
Mann, ja? Ich würde mir den ja gern mal ausleihen, wenn ihr ihn nicht mehr braucht. Das Blöde ist nur, dass ich ihn gar nicht verstehen würde. Zu mehr als einem normalen Informatikstudium hat’s bei mir nicht gereicht, sorry.«
    »Wo steckt eigentlich die Psychologin?«, fragte Mangold.
    Tannen brummte ein »Keine Ahnung«.
    »Was ist mit diesen Samenbanken, kommen wir da weiter?«
    »Den Gerichtsbeschluss habe ich mit einer zweiten Mail verschickt, bis jetzt Fehlanzeige«, sagte Tannen.
     
    Hensen saß vor seinen auf dem Tisch ausgebreiteten Skizzen. Auf ein Blatt malte er in großen Buchstaben »Dante« und »Lebensweg«.
    »Die erste Nachricht?«, fragte Mangold.
    Hensen nickte düster.
    »Es muss einen Grund geben, warum er uns dieses Zitat aus der Göttlichen Komödie geschickt

Weitere Kostenlose Bücher