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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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würde, bis er sie ihr tatsächlich verabreicht hatte.
    Er wollte ja nicht, dass sie benebelt war und nicht mitbekam, was mit ihr geschah. Das hätte ihm den ganzen Genuss verdorben.
    »Kannst du mich hören, Schatz?«, säuselte er fast.
    Sie blinzelte mit schläfrigen Augen, etwas verwirrt, und nuschelte wie nach einem Zahnarztbesuch. »Ich höre Sie. Wo bi-bin isch hie?«
    »In meinem geheimen Laboratorium, und ich bin Doktor Frankenstein.« Er lachte. »Nein, Liebling, das hier ist zu Hause. Mein Zuhause. Und nun auch deines. Ich habe mir große Mühe gegeben, es für dich herzurichten.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wi-wirklich?«
    »Natürlich.«
    Sie versuchte sich zu bewegen, und in ihren aufgerissenen Augen zeigte sich ein erster Anflug von Panik. »Ich … ich kann nicht …«
    »Du musst mir zuliebe ganz still liegen bleiben, Schatz.« Sorgfältig kontrollierte er die gepolsterten Lederbandagen an ihren Handgelenken und Knöcheln und kehrte ans Kopfende des Tisches zurück.
    Und zu ihrem Kopf.
    Stirnrunzelnd blickte er auf sie nieder, rückte die geschwungene Nackenstütze zurecht und brachte die Schale im Becken unter ihren lang herunterhängenden blonden Haaren in die richtige Position.
    Ihr Haar war zu lang. Viel zu lang.
    »Du hättest es dir schon vor Monaten schneiden lassen sollen«, schalt er sie und nahm die Schere vom Rollwagen neben sich.
    »Ich … ich habe nicht …«
    »Ach, das ist schon in Ordnung. Mir ist klar, dass ich nicht da war, um dich daran zu erinnern. Doch das ist jetzt alles anders.« Da ihm die Berührung unangenehm war, fasste er ihre Haare mit spitzen Fingern an und begann sie abzuschneiden.
    »Oh … oh, nein, nicht …«
    »Sei nicht kindisch, Liebling. Du weißt, ich mochte deine Haare schon immer lieber kurz.«
    Aus ihren Augenwinkeln rannen Tränen, und er hielt einen Moment inne, um sich daran zu erfreuen, wie sie im Licht des Strahlers hoch über ihr glitzerten.
    Dann machte er sich wieder daran, ihr langes Haar kurz zu schneiden, wobei er ihr heiter erklärte: »Weißt du, ich hatte ja keine Ahnung, wie viele Schattierungen von Dunkelbraun es gibt. Und ich konnte mich einfach nicht erinnern, welche mir am besten gefiel. Deshalb habe ich ein halbes Dutzend davon gekauft. Wir werden schon die richtige finden.«
    »O Gott«, flüsterte sie.
    »Genau die richtige. Du wirst schon sehen.«
    Er setzte sein Werk fort, und allmählich füllte langes blondes Haar das Becken unter ihrem sich verwandelnden Kopf.
    Bishop fuhr mit einem Ruck im Bett hoch, sein Herz hämmerte, sein Atem rasselte, als wäre er meilenweit gerannt. In seiner Magengrube lag ein bleierner Kloß, und einen Augenblick lang glaubte er, das Gift nur auf die herkömmliche Art loswerden zu können.
    Aber nein.
    Das würde nicht funktionieren. Diesmal nicht.
    Nach einer Weile stand er auf und ging ins Bad, ohne Licht zu machen. Er spülte den sauren Geschmack aus dem Mund und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, trat er ans Fenster, blieb aber aus Gewohnheit seitlich davon stehen, während er einen der schweren Vorhänge so weit zur Seite zog, dass er hinaussehen konnte.
    Nichts bewegte sich auf dem Parkplatz des Motels. Oder dahinter. Trotzdem hatte Bishop das seltsame Gefühl, dass es sich um mehr als die übliche mitternächtliche Stille handelte, um etwas Unnatürliches, eine Bedrohung, die sich seinen seherischen Fähigkeiten entzog.
    Du musst dich ausruhen, Noah. Schlaf.
    Die Stimme seiner Frau in seinem Kopf, so selbstverständlich und vertraut wie seine eigene, nur wesentlich beruhigender.
    Ich muss diesen Bastard fassen. Bevor er das noch einer Frau antut. Bevor er es dir antut.
    Ich bin in Sicherheit.
    Bist du das? Warum träumt Dani dann noch immer, du wärst es nicht?
    Du kennst die Antwort. Wir kennen sie beide.
    Bishop lehnte die Stirn an den harten Fensterrahmen und starrte weiter in die stille, stille Nacht, diesmal ohne sie überhaupt wahrzunehmen.
    Ich kann dich keiner Gefahr aussetzen.
    Ich weiß. Das verstehe ich.
    Aber wird Dani es verstehen? Wird es irgendeiner der anderen verstehen?
    Ja. Wenn es vorbei ist. Wenn die Bestie tot ist oder eingesperrt und die Welt ohne sie wieder sicherer ist. Dann werden sie es verstehen. Sie werden es verstehen, Noah.
    »Das hoffe ich«, murmelte Bishop hörbar. »Das hoffe ich.«

8
    »Ich begreife einfach nicht, wieso Bishop und Miranda dich hierhergeschickt haben«, sagte Dani.
    »Immer mit der Ruhe, ich könnte

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