Blutträume
nickte.
»Das stimmt allerdings. Viele leiden unter Kopfschmerzen, einige unter Ohnmachtsanfällen und sogar einem vorübergehenden Gedächtnisverlust. Manche verbrennen Energie so schnell, als hätten ihre Fähigkeiten Macht über ihren Körper. Ein bisschen unheimlich.«
»Und womit bezahlst du dafür?«, fragte Dani.
»Mit Kopfschmerzen, meist nicht so schlimm. Und bei einem Sturm habe ich das Gefühl, aus einem einzigen bloß liegenden Nerv zu bestehen. Wegen der ganzen elektrischen Energie, meint Bishop.«
»Gar nicht lustig.«
»Nein.«
Dani zuckte die Schultern. »Ich komme noch ziemlich glimpflich davon.«
»Bei den Visionsträumen vielleicht«, warf Paris ein. »Aber das Traumwandeln nimmt dich gewaltig mit.«
Hollis betrachtete sie voller Interesse. »Du kannst Traumwandeln? Das ist selten.«
»Was ich mache, ist kein richtiges Traumwandeln. Also, ich kann mich nicht in die Träume anderer einschleusen«, erklärte Dani. »Nur sie mit in meine hineinnehmen. Manchmal. Aber sehr gut bin ich darin nicht.«
»Willst du das nicht etwas genauer erläutern?«, fragte Paris trocken.
»Na ja, es stimmt, und das weißt du. Ich kann nicht jeden mit hineinnehmen. Dazu muss eine Art Bindung bestehen. Außerdem bin ich aus der Übung.«
»Weil du es zehn Jahre lang unterdrückt hast …«
»Paris …«
Ihre Schwester machte eine hilflose Geste in Hollis’ Richtung. »Sie spricht nicht gerne darüber. Doch Tatsache ist, bevor wir uns wieder zusammentaten, um für Haven zu arbeiten, hat Dani sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, mit überhaupt jemandem eine … Bindung einzugehen. Daher ist sie aus der Übung, und diese Fähigkeit ist eingerostet. Wir konnten sie im letzten Jahr nur ein oder zwei Mal einsetzen.«
Dani konzentrierte sich auf ihren Milkshake, in der Hoffnung, damit ihren unruhigen Magen zu besänftigen.
»Aber diese Fähigkeiten beeinträchtigen trotzdem dein Wohlbefinden«, bemerkte Hollis, die sie beobachtete.
Dani zuckte die Schultern. »Es ist meistens nur lästig. Und nur ab und zu, nicht ständig.«
»Du hast also den gleichen Visionstraum immer nur einmal?«
»Oh, ich habe ihn schon öfter als einmal gehabt. Und das dritte Mal, heißt es, ist ausschlaggebend.«
»Dann wird er wahr?«
»Genau. Aber ich hatte nie zuvor beinahe jede Nacht denselben Traum, wochenlang.« Dani prostete ihr ironisch mit dem Milkshake zu. »Daher nehme ich auch das unheilvolle Gefühl, das dieser Visionstraum in mir auslöst, sehr sehr ernst.«
»Marc, das solltest du dir ansehen.«
»Mein Bedarf an Abscheulichkeiten war schon heute Morgen gedeckt, Jordan«, meinte der Sheriff und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. »Mit dem Bericht vom Gerichtsmediziner. Teresa hatte recht, verdammt. Wir haben Leichenteile von zwei Personen, nicht einer. Einen DNA-Abgleich bekommen wir so schnell noch nicht, aber … Mist. Sag bloß nicht, du willst mir noch mehr davon zeigen.«
»Was ich dir zeigen will, ist einfach nur krank«, erwiderte sein Deputy mit ausdruckslosem Gesicht.
»Himmel. Was ist es?«
»Shorty sagte, er hätte dir gegenüber schon erwähnt, dass der Mörder uns da draußen vielleicht so was wie ein Bild hinterlassen hat. Mit dem Blut und – all dem anderen am Tatort.«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Tja, er ist wohl ins Grübeln gekommen. Schon bevor er mit dir geredet hat. Er hat sich gefragt, ob in der ganzen Schweinerei nicht vielleicht ein Muster versteckt war, das keiner von uns erkennen konnte – vom Boden aus.«
Nach einem kurzen Moment erwiderte Marc: »Für Eigeninitiative bin ich immer zu haben. Von wo aus hat er fotografiert?«
»Vom Dach. In der Garage war eine Leiter, hat er gesagt. Ich hab nicht allzu viele Fragen gestellt.«
»Weil er etwas gefunden hat?«
Jordan trat mit dem Foto in der Hand einen Schritt näher. »Erkennbar wurde es erst, als er es heute Morgen digital bearbeitet und uns alle entfernt hatte, die Ausrüstung und alles, was am Tatort verändert wurde, nachdem der Mörder ihn verließ. Aber jetzt ist es nicht mehr zu übersehen.«
Marc betrachtete das Foto nur einen Moment lang, dann fluchte er leise und griff nach dem geschlossenen Aktendeckel, der auf seiner Schreibunterlage lag. »Komm mit. Wird Zeit, dass du den Rest des Teams kennenlernst.«
»Es gibt ein Team?« Während Jordan dem Sheriff aus dem Büro und den Gang entlang in Richtung Konferenzraum folgte, bemerkte er in gedämpftem Ton: »Es wird mir nicht gefallen, oder?«
»Das Team
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