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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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durch ihn hindurch, als wäre der Stein lebendig.
    Karandras leckte sich über die Lippen und zog aus einer Innentasche seiner Robe das schwarze Buch, in dem er die Zaubersprüche niedergeschrieben hatte. Wort für Wort rezitierte er die einzelnen Zeilen.
    Dabei legte die linke Hand auf das Buch und umschloss den Obsidian mit der Rechten.
    »Herr, deine Wiederkehr aus den Niederhöllen naht«, flüsterte er zwischen den einzelnen Beschwörungen.
    Und der Göttervater erhörte ihn. Schon kurz nach dem Beginn des Rituals begann der Obsidian zu vibrieren und wurde von einem feurigen Leuchten erfüllt. Als wäre er wieder zu flüssigem Gestein geschmolzen, glühte er in Karandras’ Hand. Feine Schattierungen zogen wie Aschewolken über seine Oberfläche und dunkler Nebel erfüllte den Raum. Je mächtiger die Zaubersprüche waren und je weiter er sich der letzten Seite des Buchs näherte, desto heller glühte der Obsidian. Bald hatte Karandras das Gefühl, der Stein in seiner Hand wäre warm, als würde in seinem Inneren von Neuem das Feuer der Niederhöllen entfacht.
    Feine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, rannen sein Gesicht hinab und sammelten sich an seinem Kinn. »Die Neue Zeit bricht an!«, rief er laut, nachdem der letzte Zauber gewirkt war. Dann knallte er den Buchdeckel zu und drückte den Obsidian mit der Rechten fest auf den Buchdeckel.
    Rote und schwarze Blitze durchzuckten den in seiner Faust steckenden Stein. Es roch nach verkohltem Holz, als das Buch zu glühen begann und die Seiten verglommen. Plötzlich zog eine gewaltige Kraft den Stein an das Buch und verband die beiden miteinander. Das Buch begann rot zu leuchten, wie der Obsidian zuvor, und seine Oberfläche veränderte sich. Erst überzogen feurige Adern das schwarze Leder des Buchdeckels, dann gewann der Obsidian vollends die Kontrolle.
    Das Buch versteinerte!
    Karandras sank erschöpft auf die Knie hinab, dampfende Verbrennungen in den Handflächen. Das Buch sandte einen schwachen Pulsschlag aus, der in seinen Eingeweiden vibrierte.
    Geschwächt stand er auf und betrachtete sein Werk.
    »Das Buch
Karand
«, sagte er erschöpft und betrachtete die schwarze Obsidianplatte, in deren Mitte der Stein steckte.
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
    *
    Er lehnte sich in den Stuhl zurück und rieb sich die schmerzenden Augen. Seit Tagen studierte Gordan nun schon mit Malvner jene Texte, die Andrul sich von Tarvin hatte bringen lassen.
    Der alte Magier konnte den Finger noch nicht darauflegen, doch er fürchtete die Erkenntnisse, die ihre Suche womöglich zutage fördern würde.
    »Wonach kann er nur gesucht haben?« Malvners Stimme zerriss die Stille und ließ sie beide grübelnd die Stirn runzeln.
    »Ich muss gestehen, dass ich ratlos bin«, seufzte Gordan. »Es ergibt keinen Sinn.«
    »Ja, warum ist er dieses Risiko für so unbedeutende Zauber eingegangen?«
    Gordan schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie unbedeutend sind. Erinnere dich, was geschieht, wenn man mehrere Zauber verbindet.«
    »Du meinst, eine kleine Flamme durch einen magischen Windstoß zu werfen?«
    Gordan nickte. »Was, wenn er all diese einfachen Sprüche zu einem gewaltigen Zauber verschmolzen hätte?«
    »Du hältst noch immer an diesem Gedanken fest, alter Freund?«, fragte Malvner lächelnd.
    »Es ist vielmehr eine Befürchtung.«
    »Wenn er eine solche Menge an Zaubern kombinieren und aufrechterhalten kann«, überlegte Malvner, »dann ist er mit göttlicher Macht gesegnet.«
    »Wer weiß …«
    »Unsinn. Für viel wahrscheinlicher halte ich, dass Tarvin einem Scharlatan erlegen ist. Und dieser Andrul geistert nun auf irgendeinem Marktplatz herum und erschwindelt sich ein paar Münzen.«
    »Hoffentlich …«
    »Womit wir bei einem anderen Thema wären: Tarvin«, fuhr Malvner fort.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er macht ständig Ärger, Gordan. Du solltest vielleicht in Erwägung ziehen, ihn aus dem Zirkel auszuschließen.«
    Gordan schüttelte vehement den Kopf. »Das kannst du ihm nicht antun!«
    Malvner blickte ernst drein und senkte die Stimme. »Ich glaube einfach nicht, dass er ein besonnener Magier wird.«
    »Er ist noch ein Kind!«, widersprach Gordan. »Er wird sich fangen, ganz bestimmt. Ihn seiner Kräfte zu berauben, würde seinen Geist verkrüppeln!«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass wir einen Magier aus dem Zirkel ausschließen«, fuhr Malvner fort.
    »Ja, aber die damals waren Verbrecher und gefährlich … Tarvin ist nur ein

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