Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
ungeschickter Junge.«
»Ganz recht, ungeschickt«, hakte Malvner nach. »Und wir wissen beide, dass aus ungeschickten Lehrlingen gefährliche Meister werden.«
Gordan schnaubte verächtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Tarvin wird eines Tages der Meister des Arkanums sein, Malvner, davon bin ich überzeugt.«
Der Freund seufzte tief und schüttelte dann den Kopf. »Also schön, er ist dein Schüler. Dennoch musst du ihn bestrafen.«
»Jaja«, sagte Gordan geistesabwesend, denn er war bereits wieder in die Bücher vertieft. »Lass mich überlegen … Wenn er diesen Spruch als Erstes spricht … und ihn dann hiermit kombiniert …« Gordan hatte die letzten Stunden damit verbracht, die Zauber nach ihren Wirkungsarten zu sortieren, und allmählich formte sich ein Bild.
Ein schreckliches Bild.
Er stieß sich vom Tisch ab und der Stuhl kippte hintenüber, als Gordan aufsprang. »Bei den Göttern, Malvner«, hauchte er, »ich glaube, er will einen Seelenfänger erschaffen.«
*
»Kuldran, die Späher haben Trolle in Dulbar entdeckt«, teilte ein gepanzerter Zwerg dem General mit.
»Also ist Dulbar erobert?«
»Es sind auch Zwerge in Dulbar«, sagte der Bote sehr leise.
»Was soll das heißen?«, fragte Kuldran ungehalten. »Sind sie Gefangene?«
Der Bote druckste kurz herum, doch dem wildem Funkeln in Kuldrans smaragdgrünen Augen konnte er nicht standhalten. »So wie es scheint, sind sie Verbündete.«
»Hast du gesoffen?« Kuldran war drauf und dran, den Boten zu schlagen, doch im letzten Moment wurde er von einem anderen Zwerg zurückgehalten.
Der Friedensstifter war niemand anderes als Gulmars ältester Sohn, Amosh. Der König war der Meinung gewesen, dass dem Kronprinzen ein wenig Erfahrung auf dem Schlachtfeld nicht schaden könnte. Schließlich musste sich ein würdiger König erst in allen Belangen seines Amtes beweisen, ehe er sich den Respekt seiner Untergebenen verdient hatte.
Amosh war ein geschickter Redner, der aufmerksam zuhörte und seinem Gegenüber durch seine eigenen Aussagen die Antworten bereits in den Mund legte. Er würde ein harter Verhandlungspartner sein, der zum Wohle der Zwerge in Zukunft sicher viele starke Handelspakte schloss. Und er schien ein brillanter Taktiker zu sein – kein Zwerg war ihm beim Schachspiel gewachsen. Er plante mehrere Züge im Voraus und sein Gedächtnis ließ ihn dabei nie im Stich. Trotz seiner unzähligen Spiele konnte er sich an jedes einzelne erinnern und daraus eine Lehre für die momentane Situation ziehen.
Kuldran war sich sicher, dass Amosh diese Fähigkeiten auch auf das Schlachtfeld übertragen würde. Ja, in seinen Augen war der junge Prinz der geborene Anführer … in vielleicht hundert Jahren, wenn er nicht mehr so grün hinter den Ohren wäre.
»Lass ihn ausreden«, versuchte Amosh den General zu beruhigen.
»Trolle stehen Seite an Seite mit Zwergen«, sagte der Bote vorsichtig.
»Erinnere dich an Furrans Worte«, fuhr Amosh fort, »dass die Trolle nicht sahen, wie er Dulbar verließ.«
Kuldran verzog angewidert das Gesicht, als nun auch ihm die Konsequenz dieser Überlegungen klar wurde. »Dann haben wirklich Zwerge ihre Brüder verraten«, flüsterte er. Er wandte sich den übrigen Zwergen zu, die schon seit vielen Tagen mit ihm marschierten: »Jungs, wir haben ein Problem! Dulbar wurde verraten, von unseren Brüdern!«
Gemurmel wurde laut und viele Zwerge zweifelten lautstark an Kuldrans Verstand.
»Es ist leider wahr!«, warf Amosh ein und brachte die Menge zum Verstummen. Er nickte Kuldran zu und der General übernahm wieder das Wort.
»Wir sind gekommen, um Dulbar zurückzuerobern, und bei Grimmon, das werden wir. Doch wir können nicht länger erwarten, dass wir unsere Waffen nur gegen stinkende Trolle führen.« Er atmete tief ein und entließ die gesammelte Luft in einem langen Seufzer. »Nein, wir werden auch gegen unsere ehemaligen Freunde und Brüder kämpfen müssen. Ich kann das nicht einfach von euch verlangen. Wer nicht gegen frühere Kameraden in den Krieg ziehen will, der kehrt besser um.«
Viele der Zwerge senkten das Haupt – keinem von ihnen würde diese Entscheidung leichtfallen, doch am Ende verließ nicht einer das Feld.
»Holen wir uns Dulbar zurück. Und lasst uns keine Gnade zeigen!«, rief Kuldran.
»Wie willst du die Wehrmauer überwinden?«, fragte Amosh leise, als sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten.
»Ich weiß es nicht«, gestand Kuldran. »Trolle wären niemals in der Lage
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