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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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auf den Laufstegen der Modewelt erwartete. Oder in Hollywood, wo man ihm
sicherlich mit Rollenangeboten als jugendlicher Liebhaber die Tür einrennen
würde. Allerdings schien er von Mode nicht viel zu halten. Er war komplett in
Schwarz gekleidet. Jeans, T-Shirt, eine abgewetzte Lederjacke und Turnschuhe.
Zum Niederknien!
    Julia stieß einen halblauten Schrei aus, der ein paar Leute
hinter ihr veranlasste sich umzudrehen. „Er kommt hierher“, quiekte sie.
    Die ganze Zeit hatte der Fremde Tony angestarrt. Ebenso wie
sie ihn. Jetzt stieß er sich lässig vom Tresen ab und kam auf sie zu. Tony
bemerkte nicht, dass noch eine Reihe anderer Frauen ihn mit ihren Blicken
verfolgten, oder dass Julia mittlerweile spuckewütend war.
Er blieb direkt vor Tony stehen.
    „Hallo.“
Das war wirklich keine besonders einfallsreiche Eröffnung. Aber Tony
interessierte das nicht. Da war etwas in seiner Stimme. Als striche dieses eine
Wort wie Seide über ihre Haut. Sämtliche Härchen an ihrem Körper richteten sich
auf. Sie wollte unbedingt mehr davon!
„Hallo“, hauchte sie zurück. Sie musste sich räuspern, ihre Stimmbänder
streikten.
„Ich bin Lukas.“
„Tony“, krächzte sie. „Ich heiße Tony.“
Julia war inzwischen um den Tisch herum gewalzt und versuchte sich dazwischen
zu drängen.
„Hallooo“, flötete sie ihm ins Ohr. „Und ich bin die Julia hier!“ Sie gab ihrer
Stimme einen Tonfall, den sie wohl für verführerisch hielt.
    Lukas Blick löste sich nur kurz von Tonys Augen. Sie konnte
nicht sehen, mit welchem Ausdruck er ihre Freundin ansah. Sie bemerkte nur,
dass Julia einen Schritt zurücktrat. Das war ungewöhnlich. In der Regel machten
bei Julia die Männer den Schritt zurück.
    Nicht, dass Tony mit größeren Erfolgen beim anderen
Geschlecht aufwarten konnte. Wo Julia viel zu schrill und laut daherkam, wurde
sie einfach übersehen. Ohne nennenswerte weibliche Rundungen und mit
mausbraunem Haar und farblos grauen Augen geschlagen, befand sie sich grade in
einer Phase, in der sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte. Für diesen
Kinobesuch, der zweifellos mit einer Pizzaschlacht beim Italiener enden würde,
hatte sie eine bequeme Jeans und eine einfache, marineblaue Bluse gewählt.
    „Ich glaube, dieser Film ist total langweilig. Was denkst
du?“
Tony verspürte ein überwältigendes Bedürfnis, ihm zuzustimmen. „Da hast du
wahrscheinlich recht.“
„Was soll das heißen?“ tobte Julia. „Du wolltest doch unbedingt ins Kino!“
„Als ich dort drüben stand“, Lukas machte eine knappe Geste zum Tresen, „dachte
ich mir: Diese Frau sieht aus, als würde sie lieber etwas trinken.“
„Oh.“ Zu mehr war Tony im Moment nicht fähig.
„Was hältst du davon, wenn wir in die Bar gehen und ich spendiere dir einen
Cocktail?“
„Das ...“, sie musste für ihre Antwort erst genug Luft in die Lungen bekommen.
„... das klingt nach einer tollen Idee.“
    Er hielt ihr seine Hand hin und Tony ergriff sie, ehe ihr
bewusst wurde, was sie tat. Seine langen, schlanken Finger fühlten sich fest
an, die Haut auf seinem Handrücken seidig. Ein Kribbeln lief ihren Arm hinauf
und breitete sich überall hin aus. Sie kamen nur drei Schritte weit, dann war
Julia an Tonys Seite und zischte ihr ins Ohr:
„Bist du verrückt geworden? Was glaubst du, was du da machst? Du kannst nicht
einfach mit diesem Kerl abhauen und mich mit der Kinokarte in der Hand stehen
lassen. Außerdem hab ich ihn zuerst gesehen.“
Julias Wangen glühten vor Zorn.
Tony dachte an die vielen Male, als Julia sie hatte stehen lassen, in der
Hoffnung, bei irgendeinem Kerl zu landen. In der Regel war sie zwar schnell
wieder zurückgekommen, aber Tony wusste sehr wohl, dass sie es anders geplant hatte.
Plötzlich ging Julia ihr ganz furchtbar auf die Nerven.
Tony zog ihre eigene Kinokarte aus der Tasche und drückte sie der Freundin in
die Hand. Sie fühlte sich schon schrecklich, während sie das tat und wusste, am
nächsten Tag würde sie sich noch schlechter fühlen. Doch stärker wog, in diesem
Moment, die zwingende Notwendigkeit, Julia so schnell wie möglich los zu
werden.
„Hier. Vielleicht findest du ja jemanden, der meine haben will.“ Dann ließ sie
sich von Lukas weiterziehen. Sie drehte sich nicht um, aus Angst, der böse
Blick könnte sie treffen.
     
    Ein Bistro mit Dachterrasse nahm das oberste Geschoss des
Kinocenters ein. Lukas fand, wie durch ein Wunder, ein freies Tischchen für
zwei Personen, direkt an der Brüstung. Von

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