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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Und wie sie duftete. Er glaubte sie
zu riechen, wenn er daran dachte.
Lukas schüttelte den Kopf, um diese Anwandlung loszuwerden.
    Sein Zorn auf sie war längst verraucht. Natürlich besaß Tony
jedes Recht, alle Möglichkeiten zu nutzen, um aus ihrer Gefangenschaft zu
entkommen. Ihnen zu vertrauen und bei der Lösung ihres Problems zu helfen, war
schlicht zu viel verlangt. Er hatte es versuchen müssen, in ihrem Interesse.
Aber es wäre töricht, über seinen Misserfolg allzu verstimmt zu sein.
Noch alberner war sein persönlicher Missmut über die Art und Weise, wie Tony
versucht hatte zu fliehen. Hier galt das gleiche Prinzip. Der Räuber besaß kein
Recht, seiner Beute ihren Selbsterhaltungstrieb übel zu nehmen. Außerdem hatte
er ihr eine perfekte Waffe auf dem Silbertablett serviert.
    Darin bestand das eigentliche Problem, in der Schwäche, die
er ihr gegenüber hegte. Er musste seinen gekränkten Stolz ebenso aus dem Spiel
lassen wie seine unsinnige Vernarrtheit und sich dem Wesentlichen zuwenden.
    Wie leicht es ihr gefallen war, in seinen Geist
einzudringen. Unbemerkt hatte sie seine innersten Empfindungen gelesen, die er
sogar vor seinen talentiertesten Artgenossen verbarg.
Dafür gab es zwei Erklärungen: Entweder besaß sie eine für sterbliche Menschen
außergewöhnlich starke telepathische Begabung oder es bestand eine Verbindung
zwischen ihnen.
    Die erste Möglichkeit war eher unwahrscheinlich. Die zweite
Überlegung erschreckte ihn.
Bluttrinker neigten dazu, gegenüber Sterblichen, von denen sie sich häufig oder
gar ausschließlich nährten, körperliche und seelische Abhängigkeiten zu
entwickeln. Telepathische Fähigkeiten bei einem Wirt verstärkten diesen Effekt
erheblich. Aber eine Bindung nach nur zweimaligem Blutkonsum?
Hinzu kam das Risiko, das er mit seinem Leichtsinn heraufbeschworen hatte.
Hätte sie es am helllichten Tag aus dem Haus geschafft, wären ihre Chancen, bis
zu einer Polizeistation zu kommen, nicht allzu schlecht gewesen. Schließlich
konnten sie ihr im Sonnenlicht nicht folgen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit
hätte leicht ein Problem daraus entstehen können, das Johann und er nicht mehr
alleine bewältigten. Die Konsequenzen wären für jeden unangenehm. Doch wenn ein
derartiger Fauxpas ausgerechnet ihnen beiden unterlief? Eine schöne Blamage!
Lukas zog es vor, sich den Zorn seines Vaters nicht vorzustellen.
    Schritte auf dem Flur rissen ihn aus seinen Gedanken. Seit
einer guten Stunde starrte er die schlafende Frau an und grübelte vor sich hin.
Er schaltete den Computer aus. Das brachte ihn nicht weiter. Er musste mit
Johann reden.
    Die Pantoffeln auf dem Flur gehörten Nora. Sie ging die
Hintertreppe hinunter, in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Dem
abendlichen Ritual seiner Eltern entsprechend, stand sein Vater vermutlich
grade unter der Dusche.
Lukas verließ das Büro, überquerte den Flur und schlüpfte durch die breite
Doppeltür gegenüber. Im Bad rauschte Wasser und Lukas ließ sich auf dem Fußende
des wuchtigen, mit dunkelroten Stoffen drapierten Himmelbettes nieder.
Das Bett stammte aus einer Zeit, als es nicht möglich war, Fensterscheiben
UV-hemmend zu beschichten. Damals schätzten Bluttrinker es, die nicht besonders
dicht schließenden Läden oder Vorhänge durch einen zusätzlichen Schutz zu
ergänzen.
In einem Sarg zu schlafen war wirklich die letzte Option, um der
Sonnenstrahlung zu entgehen. Johann bewahrte im Keller ein altes,
verschnörkeltes Exemplar auf, das er in seiner Jugend tatsächlich hatte
benutzen müssen, weil er gezwungen war, in Gebäuden zu leben, die sich kaum
gegen das Tageslicht verschließen ließen.
Lukas hatte sich als Kind einmal zum Spaß hineingelegt. Schon nach Minuten litt
er unter Atemnot.
    Das Rauschen der Dusche verstummte und einen Augenblick
später erschien Johann in der Badezimmertür, rubbelte sich mit einem Handtuch
das schwarze Haar trocken.
Abends ins Schlafzimmer seiner Eltern zu kommen, war ein Ritual aus Lukas
Kindheit. Früher hatte es bedeutet, dass er etwas ausgefressen hatte und es
vorzog zu beichten, bevor sein Vater anderweitig davon erfuhr.
    Johann musterte seinen Sohn, der nur mit einer
ausgewaschenen Jeans bekleidet im Schneidersitz auf dem Bett hockte. Er musste
grinsen.
„Was ist jetzt passiert?“
„Tony ist eine relativ begabte Telepathin“, begann Lukas bedächtig. „Obwohl sie
behauptet, nichts davon zu wissen. Im Übrigen ist sie misstrauisch und hat
Angst vor uns.“
Johann zog

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