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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wartete auf uns. Sie hatte die Mütze etwas zurückgeschoben und lächelte sogar. Mit dem rechten Fuß scharrte sie auf dem Boden hin und her, während die Augen auf uns gerichtet waren. Sie sah aus wie jemand, der etwas sagen oder erklären wollte, aber nicht die passenden Worte fand, um auch verstanden zu werden.
    Ich hatte mich schon öfter in Rumänien aufgehalten und kannte einige Worte. Doch mit dieser fragmentartigen Sprache kam ich auch nicht weiter, und so verließ ich mich lieber auf Gesten, mit denen ich begann.
    Ich deutete auf das Haus und fragte: »Dunja?«
    Ihre Schwester nickte.
    Die Antwort gefiel uns, und ich setzte direkt den nächsten Namen nach.
    »Frantisek Marek?«
    Wieder reagierte sie, aber diesmal konnten wir darüber nicht froh sein, denn sie zuckte die Achseln.
    »Weiß sie es tatsächlich nicht?«, flüsterte Bill.
    »Wir müssen zunächst davon ausgehen.«
    Gundula wartete darauf, dass wir etwas taten. Sie versperrte uns auch nicht den Weg zum Eingang, aber wir ließen uns Zeit und betrachteten das Haus aus der Nähe.
    Es hatte nichts von seiner Düsternis verloren, auch nicht aus der Nähe gesehen. Es war ein Bau, der in diese waldreiche Gegend hineinpasste, denn man hatte ihn aus Holz errichtet. Man konnte von einem Blockhaus sprechen. Da waren die Stämme zurechtgeschnitten und aufeinander gelegt worden. Es gab ein Dach, das ebenfalls aus Holz bestand, recht flach war und sogar eine hölzerne Ablaufrinne besaß. Noch etwas war auffallend. Es gab wirklich kleinere Blockhäuser. Dieses sah recht groß aus.
    Ich deutete wieder auf das Haus. Gundula verfolgte mit ihrem Blick meine Hand und hörte mich fragen. »Justine Cavallo?«
    Diesmal erwiderte sie nichts. Dennoch gab sie eine Antwort, denn sie hob die Schultern.
    »Hat sie wirklich keine Ahnung, John?«
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Okay, dann sehen wir uns den Bau mal von innen an. Bin gespannt, welche Gemütlichkeit uns dort erwartet.«
    Mein Freund ging als Erster. Er passierte Gundula, die keinerlei Anstalten traf, ihn zurückzuhalten. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite gelegt und wartete darauf, dass Bill die Tür aufzog, was er nicht tat. Er blieb stehen und wartete auf mich.
    Vor der Tür war eine Trittfläche aus Holz in den Boden eingelassen worden. Darauf blieb ich ebenfalls stehen und machte Gundula durch eine Kopfbewegung klar, dass sie mitkommen sollte.
    Sie wollte nicht.
    Ich stand nahe genug bei ihr, um auch ihr Gesicht erkennen zu können. Es war recht bleich, und auf der Haut malte sich sogar ein leichter Schauer ab. Ich konnte mir vorstellen, das sie unter einer gewissen Angst litt, und ich sah, dass sie beim Atmen mehrmals die Hand gegen ihre Brust presste.
    Gern hätte ich sie gefragt, vor wem sie Angst hatte. Als ich noch einen Schritt auf sie zuging, huschte sie schnell zur Seite. Neben ihrem Rad blieb sie stehen.
    »Hat keinen Sinn, John, sie fürchtet sich.«
    »Das denke ich auch.«
    Gundula fuhr nicht weg. Sie blieb bei ihrem Rad stehen und beobachtete uns. Ihr Gesicht blieb diesmal unbewegt, und sie kam mir wie eine Person vor, die ihre Pflicht getan hatte und nun erstmal abwartete.
    Genau das brachte mich zum Nachdenken. Die Pflicht tun konnte auch bedeuten, ein Lockvogel zu sein, und da mussten wir schon auf der Hut sein.
    »Lass es uns hinter uns bringen, John.«
    »Okay.«
    Bill hatte bereits die Klinke umklammert. Wie selbstverständlich ließ sich die Tür öffnen. Wer hier in der Einsamkeit lebte, der fürchtete sich nicht vor irgendwelchen Besuchern. Der nahm locker hin, dass sie kamen und sich im Haus umschauten, das wir immer noch als eine Falle betrachteten.
    Einen Stromanschluss konnten wir in dieser Gegend nicht erwarten. So war es denn auch. Zwar suchte Bill nach einem Schalter, fand jedoch keinen. Seine Handfläche glitt nur schabend an den beiden Wänden rechts und links der Tür entlang, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als auf das Licht zu verzichten und sich in die Umgebung hineinzuschieben.
    Ich hatte die Zwischenzeit genutzt. Noch vor der Tür stehend, hatte ich das Kreuz von der Brust weggenommen und es in die Tasche gesteckt, wo es schneller zu greifen war. Eine leichte Wärme war schon vorhanden gewesen.
    Allerdings wusste ich nicht, ob sie vom Kreuz abstrahlte oder noch die Restwärme meiner Haut war.
    Ein letzter Blick zu Gundula. Sie stand neben ihrem Rad und schaute zu uns hin. Mit welchem Gesichtsausdruck erkannte ich nicht, es war einfach zu dunkel.
    Bill hatte

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