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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Mikkels Hemd?«
    Dunkle Spritzer breiteten sich in einem fleckigen Muster über der Brust aus.

14
    Direkt vor der Wache am Haupteingang lief er Sanne über den Weg. Ihre Sonnenbrille steckte im Haar, der oberste Knopf ihrer Bluse stand offen. Ein wenig verlegen blieben sie stehen, zwinkerten mit den Augen im scharfen Sonnenlicht.
    Lars sagte als Erster etwas.
    »Du … entschuldige das mit gestern … ich war müde, und Ulrik …«
    »Vergessen wir’s einfach.« Sie wedelte abwehrend mit der Hand. »Wo kommst du gerade her?«
    »Von einer Hausdurchsuchung. Es geht um diese Vergewaltigungsgeschichte. Eigentlich wollte ich einen Moment spazieren gehen. Manchmal fällt es mir schwer, hier drin zu denken.«
    »Ist es okay, wenn ich mitkomme?« Sie lächelte ihn an.
    »Ja. Ja, klar.«
    Sie lachte und schob die Sonnenbrille auf die Nase. Gemeinsam gingen sie über den Polititorvet und bogen auf die Bernstorffsgade in Richtung Kalvebod Brygge ab. Keiner sagte ein Wort. Lars hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Sanne hielt ihr Gesicht in die Sonne und schloss die Augen hinter den dunklen Gläsern.
    Sie überquerten die Kalvebod Brygge, gingen am Marriott Hotel vorbei und standen an der Hafenrinne. Auf der anderen Seite lagen Islands Brygge und das Hafenfreibad. Kleine schwarze Insekten wimmelten dort auf der Promenade – auf dem Weg ins glitzernde Wasser.
    Sanne folgte seinem Blick.
    »Sieht toll aus. Warst du da schon mal schwimmen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Das ist noch immer zu viel Stadt. Ich fahre raus an den Amager Strand, bevor ich mich in Badehose zeige.«
    Sanne lachte und folgte ihm entlang der Hafenmauer.
    »Hier müssten Cafés sein. Die Aussicht ist doch fantastisch.«
    »Schon anders als in Kolding, oder?«
    »Hm, aber wir haben auch einen Hafen, den typischen Industriehafen einer Provinzkleinstadt. Nicht so groß wie hier.«
    »Ich glaube, wir können hier gleich um die Ecke einen Kaffee bekommen …« Lars zog sie um die nächste Hausecke.
    Vor ihnen lag ein breiter Steg über dem Wasser, und richtig: Hier gab es, eingeklemmt zwischen zwei Häusern, ein kleines Café. Er kaufte einen Latte to go für Sanne und einen schwarzen Kaffee für sich. Sie gingen am Wasser in südlicher Richtung weiter.
    Die in den Himmel ragenden Hauptniederlassungen der Banken, der Ingenieursvereinigung und der Spitzen der dänischen Wirtschaft verstellten den Blick auf die City. Eines der breiten, flachen Boote der Hafenrundfahrten schoss vorbei. Möwen hingen kreischend über dem Kielwasser.
    Sanne schob die Sonnenbrille in die Stirn und kniff die Augen zusammen.
    »Ich dachte … was ist mit …« Sie unterbrach sich. »Nein, ist egal. Vergiss es.«
    Lars blieb stehen. Sanne hatte Kaffeeschaum auf ihrer Oberlippe. Im Sonnenlicht vor dem glitzernden Wasser sah sie hübsch aus. Es roch nach Salz und Meer.
    »Wir sind hier draußen allein, weit weg vom Polizeipräsidium und von den Kollegen. Sag schon.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee, blickte übers Wasser.
    »Aber du darfst nicht wütend werden.«
    »Ich habe doch eben selbst darum gebeten.«
    »Gut. Niemand sagt mir etwas. Aber ich spüre, wie es an allen Ecken und Enden rumort. Auch in deinem Team, heißt es.« Sie blickte auf. »Was ist mit dir und Ulrik?«
    Seine Augen flackerten. Er drehte den Boden seines Pappbechers auf der Handfläche, hustete mit einer geballten Faust vor dem Mund. Es gab nur eine Art von Antwort. Schnell und präzise.
    »Vor etwas mehr als zwei Monaten und einer Woche kam meine Frau nach Hause und erklärte mir, sie sei ausgezogen. Mit unserer Tochter. Zu Ulrik.« Lars blickte über die Hafenrinne. »Wir waren seit der Polizeischule befreundet. Wir waren zusammen im Urlaub, haben Weihnachten und Geburtstage gemeinsam gefeiert.« Er zuckte die Achseln. »Ulrik war ehrgeiziger als ich. Das hat Elena offenbar an mir vermisst.«
    Sannes Lächeln erstarrte.
    »Wenn du nicht willst …«
    »Nein, ist schon okay.« Er trank noch einen Schluck. Der Kaffee schmeckte bitter. »Wir haben uns auseinandergelebt, ich hatte es nur nicht bemerkt. Ulrik hingegen … au, verflucht!« Er hatte seinen Pappbecher so fest zusammengedrückt, dass der Deckel abgesprungen war und ihm heißer Kaffee über die Hand spritzte. Sanne nahm seinen Becher und wischte den kochend heißen Kaffee mit einer Serviette ab. Er zuckte bei der Berührung zusammen.
    »Halb so schlimm. Ich bin nur erschrocken.«
    Sie blickte besorgt auf seine Hand.
    »Es ist nie

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