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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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war bei einem Freund in Lille Karleby.«
    Lars hätte gern eine Zigarette geraucht. Stattdessen suchte er in der Schublade und zog eine alte Ga-Jol-Packung heraus. Er bot Mikkel die Pastillen an, nachdem er sich selbst genommen hatte.
    »Bist du abgehauen, nachdem du Stine vergewaltigt hast?«
    Mikkel hörte auf zu kauen.
    »Ich hab doch gesagt …«
    »Und dann bist du gestern in die Stadt gefahren, hast Louise Jørgensen gefunden und es noch einmal gemacht?« Lisa mischte sich ein. Sie war aufgestanden und hatte die Arme verschränkt. Mikkel öffnete und schloss den Mund, aber es kam nichts heraus. »Du wurdest am Kiosk am Borrevejle Camping-Hyt’otel festgenommen«, fuhr sie fort. »Auf dem Weg zurück zu deinem Freund in Lille Karleby. Wir brauchen den Namen und die Adresse.«
    Mikkel schüttelte den Kopf.
    »Ich bin kein Spitzel.«
    »Wir versuchen nur, dir zu helfen. Wenn du Louise Jørgensen wirklich nicht vergewaltigt hast, kann dein Freund dir ja ein Alibi geben.«
    »Ihr glaubt uns doch eh nicht.« Mikkel kopierte sie und schlug ebenfalls die Arme übereinander.
    Lars seufzte, öffnete eine Schublade und zog eine kleine Schachtel heraus. Er öffnete sie. Darin lagen ein Satz Gummihandschuhe, eine Mundbinde, sterile Wattestäbchen und Tüten.
    »Wir nehmen jetzt eine DNA -Probe, und …«
    »Ich will aber nicht, dass ihr eine DNA -Probe nehmt. Wenn ich erst mal in eurem Register bin …«
    »Es ist in deinem eigenen Interesse, uns zu helfen.« Lars zog die Handschuhe an.
    Mikkel weigerte sich.
    »Nix da.«
    »Mein Gott, was für ein Idiot!« Lisa schloss die Tür hinter den beiden Beamten, die Mikkel zurück in die Zelle bringen sollten.
    »Er ist ziemlich cool geblieben. Und er hat keinen Anwalt verlangt.«
    Lisa blätterte noch einmal die Fotos durch.
    »Wieso hast du ihm nicht das Hemd gezeigt?«
    »Lassen wir ihn bis morgen schwitzen«, erwiderte er. »Dann versuchen wir es noch mal.«
    Lars stieg an der Nørrebro Station aus der Linie 5A und zwängte sich durch das Gedränge zum Folmer Bendtsens Plads. Eine milchweiße Wolkendecke verbarg die Sonne und filterte das Licht, das von allen Seiten zu kommen schien und seine müden, schläfrigen Augen wie mit Nadeln stach. Er hatte Blumen für Maria kaufen wollen. Er wollte sie zu ihrem guten gestrigen Ergebnis beglückwünschen. Und nun hatte er es vergessen. Er war zum Umfallen müde und konnte jetzt nicht mehr umdrehen, um einen Blumenstand zu suchen.
    Der Laden in Nummer 4, der beinahe rund um die Uhr geöffnet hatte, hieß noch immer SUPER T G - UND - NAC T - KIOSK . Lars musterte die Blumen, die davor standen, mit einem kritischen Blick. Selbst er sah, dass die schlappen, halbtoten Pflanzenstängel nicht gerade Prachtexemplare waren.
    Er suchte die zwei schönsten Sträuße heraus und zog sie aus dem schwarzen Plastikeimer. Das Wasser tropfte ihm aufs Hosenbein, als er den Kiosk betrat.
    »Zwei Schachteln Blå King’s?«, fragte der junge, feiste Däne und nickte zum Gruß.
    »Du hast ein gutes Gedächtnis«, erwiderte Lars. »Und die hier. Kannst du sie einpacken?«
    Der Bursche sah unschlüssig aus.
    »Mit ’ner Zeitung?«, überlegte er.
    »Dann lassen wir es besser so, wie es ist.« Lars schüttelte den Kopf, holte seine Kreditkarte heraus und zog sie durch den Apparat. Wippte mit den Füßen auf und ab.
    »Bist du Polizist?«
    »Sieht man das so deutlich?« Lars tastete den PIN -Code ein und drückte »Bestätigen«.
    »Na ja, das … Bist du in Bellahøj?«
    Lars nahm seine Zigaretten und die Blumen, die er am ausgestreckten Arm hielt, um nicht noch nasser zu werden.
    »Mordkommission.« Er riss mit den Zähnen und der freien Hand das Zellophan von einer der Schachteln, schüttelte eine Zigarette heraus.
    »Okay.« Der Bursche hob die Augenbrauen und gab ihm Feuer. Selbst hier, am äußeren Rand von Nørrebro, gab es eine gewisse Faszination für Mordermittlungen. Etwas morbid, aber trotz allem besser, als einen Stein hinterhergeworfen zu bekommen oder sein Auto verbeult vorzufinden.
    »Also bleib sauber.« Lars lachte und hob die Hand zum Gruß.
    »Klar doch. Tschüss.«
    Maria war nicht zu Hause, als er endlich die Tür aufgeschlossen hatte. Die Küche glich einem Kriegsgebiet. Benutztes Geschirr, Brotkrümel und halbleere Milchkartons in einem wüsten Durcheinander. Er war nicht in der Verfassung, jetzt etwas dagegen zu unternehmen. Öffnete nur den Küchenschrank, um etwas zu finden, wo er die Blumen hineinstellen konnte. Aber es gab

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