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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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stehen im Buch.« Er zeigte auf einen aufgeschlagenen Block auf dem Tisch. Spalten mit Zeiten und Namen zogen sich in einer ordentlichen Handschrift über die ersten beiden Seiten.
    Søren war bereits auf dem Weg zur Küchentür.
    »Ich habe die Kamera vorhin mit frischen Batterien versorgt.« Er lachte. »Tja, bleibt mir nur, euch viel Vergnügen zu wünschen.«
    Kasper grüßte mit einem Finger an der Stirn. Dann liefen sie die Küchentreppe hinunter.
    »Gemütlich hier.« Sanne sah sich um. Mitten im Zimmer der Tisch, drei Klappstühle und ein Pappkarton in der Ecke. Ansonsten vollkommen leer. An einer Wand war die Tapete in langen Bahnen abgerissen worden. Der Boden hätte dringend einmal abgeschliffen werden müssen.
    »Lass uns mal lüften.« Sanne rümpfte die Nase. »Der Mülleimer dort …« Sie ging zum zweiten Fenster des Raums. Allan hielt sie auf.
    »Mach das Küchenfenster auf. Die Wohnung steht offiziell schließlich leer, oder?«
    Natürlich hatte er Recht. Sie mussten ja nicht unbedingt auf sich aufmerksam machen. Sie ging in die Küche auf der anderen Seite der Wohnung, öffnete beide Fenster. Heiße Luft strömte herein. Der Asphalt, die Backsteine, die ganze Stadt hatte mehrere Tage Sonne in sich aufgesogen und gab die angestaute Hitze nun an die Nachtluft ab.
    Im Wohnzimmer klickte die Kamera, sie ging rasch zurück. Allan drückte sich an die Wand zwischen den beiden Fenstern und schoss eine Serie Fotos. Das lange, grauweiße Teleobjektiv folgte den Bewegungen auf der Straße.
    »Wie haben sie die genannt?« Er knipste weiter. Erst als Sanne in den Block schaute, verstand sie, was er meinte.
    »Lederjacke, Glatze und Lokusbrille.« Sie schmunzelte. »Lokusbrille?«
    »Das muss der sein.« Allan legte die Kamera aufs Fensterbrett. »Er trägt so einen Bart.« Er beschrieb mit der Hand einen Kreis um Mund und Kinn.
    Sanne führte die sorgfältigen Aufzeichnungen von Søren und Kasper fort. Allan schoss eine weitere Serie, als Lokusbrille zehn Minuten später aus dem Club kam. Sanne notierte. 20:45 Exit Lokusbrille.
    »Was sagt deine Frau, wenn du zur Überwachung eingeteilt bist?«
    »Sie ist es inzwischen gewohnt. Schlimmer ist es mit den Kindern.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Kinder hast.«
    »Zwei. Neun und dreieinhalb. Du?«
    Sanne schüttelte den Kopf. Wie wäre es, wenn sie und Martin …? Offensichtlich machte sie bei diesem Gedanken ein sehr eigenartiges Gesicht, denn Allan sah sie erschrocken an.
    »Entschuldigung. Ich wollte nicht … also …« Er griff nach der Kamera, richtete das Objektiv auf die Straße. Die kleinen Klicks schmolzen zu einer langen Salve zusammen, so schnell drückte er ab.
    »Was läuft da?« Sanne stand auf und stellte sich neben ihn. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um über seinen Kopf hinwegzusehen. Meriton und Ukë erschienen auf der Straße. Zwischen ihnen ein dunkelhaariges Mädchen, rauchend. Der Gesichtsausdruck des Mädchens war unmöglich zu deuten, aber ihre ganze Körperhaltung war angespannt. Die Zigarettenglut zitterte zwischen ihren Fingern. Allan schoss weitere Bilder. Sanne sah auf die Uhr. 20:59.
    Meriton zog dem Mädchen die Zigarette von den Lippen und warf sie in den Rinnstein. Dann ging er zu einem schwarzen Audi, öffnete die Zentralverriegelung und setzte sich auf den Fahrersitz. Ukë schubste das Mädchen auf den Rücksitz und setzte sich neben sie.
    »Glaubst du …?« Trotz ihrer Skepsis gegenüber Ulriks Theorie über Meriton und Ukë als Mörder zitterte sie.
    »Die Kollegen sollen sie verfolgen.« Allan rief den Wachhabenden an und teilte ihm das Kennzeichen mit, während der Audi die Viktoriagade hinunterfuhr. »So.« Er steckte sein Handy wieder ein. »Wir haben einen Wagen an der Vesterbrogade. Die übernehmen.« Allan streckte sich. »Hast du Lust auf eine Tasse Kaffee?«
    Eine Viertelstunde später saßen sie in Sannes Auto, jeder mit einem Latte to go. Sanne hatte auf der rechten Seite der Abel Cathrines Gade geparkt, auf dem Stück, das zum Halmtorvet führte. Es gab weiterhin keinen Grund, unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Vesterbro-Hipster, Touristen und die wenigen noch verbliebenen Alkoholiker und Drogenabhängigen trieben in einem sanften Strom an ihnen vorbei. Allans Telefon klingelte.
    »Sie sind in Gentofte, Søtoften 16.« Allan beendete das Gespräch. »Meriton und Ukë warten vor dem Haus.«
    Sanne schaute über die Istedgade auf den Club.
    »Was passiert dort deiner Meinung nach?«
    »Tja,

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