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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Stützte sich auf einen Ellenbogen. Wie es Sanne heute wohl ging?
    Die Dusche wurde abgestellt. Maria steckte summend einen Kopf zur Tür herein. Das Haar hatte sie in ein hellrotes Handtuch gewickelt, ihr Körper wurde von einem größeren blauen bedeckt. Kleine Wassertropfen rollten ihr über die Wange, aus einer Haarsträhne, die unter dem Handtuch hervorlugte.
    »Hast du gut geschlafen, Papa?«
    Er grunzte zur Antwort, setzte sich auf. Er wunderte sich noch immer, wie es seiner Tochter gelang, so schnell von einem Ende des Gefühlsregisters zum anderen zu wechseln.
    »Bist du okay?«, erkundigte er sich mit schlaftrunkener Stimme.
    »Ja, sicher.« Maria lächelte. »Denk dran, ich bin heute Abend auf Christinas Party.« Sie verschwand in ihrem Zimmer.
    Er überlegte, sie zu fragen, in diesem Moment klingelte jedoch das Telefon. Er schwang die Beine aus dem Bett, griff danach.
    »Lars.« Er hätte gern eine Zigarette geraucht. Aber das wäre sicherlich nicht gut für seine Kopfschmerzen.
    »Toke hier«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Kim A . und Frank haben gestern einen aus der Gruppe vor dem 7-Eleven ausfindig gemacht. Du weißt schon, einen von denen, die Stine am Nørreport getroffen hat, bevor sie vergewaltigt wurde. Er heißt Jesper Lützen, ist dreiundzwanzig und arbeitet bei …« Toke blätterte. »Cosmo Film. Offenbar einer dieser Jobs, bei denen man kein richtiges Gehalt bekommt. Kim A . und Frank haben heute Nacht mit ihm geredet. Bei Dreharbeiten.«
    »Hm. Und?« Lars’ Zunge war dick und klebrig. Er brauchte Wasser. Oder Saft.
    »Der Bursche auf dem Video, von dem wir angenommen haben, dass er Stine gefolgt ist, hat kurz danach ein Taxi genommen.«
    »Also ist er Stine nicht gefolgt?«
    »Laut Jesper nein.«
    »Wir haben den Zeitpunkt ja auf dem Video der Danske Bank …« Lars griff nach einem T -Shirt auf dem Boden und versuchte es anzuziehen, ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen.
    »Kim A . und Frank reden bereits mit den Taxifahrern.«
    »Ich bin unterwegs.«
    Lars legte auf. Wirklich unglaublich, dass Kim A . und Frank etwas auf eigene Initiative unternahmen.
    »Setzt du Kaffee auf?«, rief er Maria zu. »Ich gehe gerade ins Bad.«
    Eine halbe Stunde später stand er auf der Straße. Die Sonne schien aus einem wolkenlosen Himmel. Maria wollte zu einer Klassenkameradin und lernen, hatte aber noch Zeit. Vermutlich saß sie in der Wohnung und hatte die Beine auf den Tisch gelegt. Er klopfte sich auf die Taschen. Er hatte die Zigaretten vergessen. Lars drehte sich um und wollte die wenigen Schritte zurückgehen, als ihm der Aushang des Extra Bladet vor dem Kiosk ins Auge fiel.
    D er S andmann schlägt wieder zu
    – noch eine L eiche ohne A ugen
    Bankdirektor gefunden
    Lars blieb mit offenem Mund stehen. Glotzte auf die schwarz-gelb-rote Graphik des Aushangplakats. Er drehte auf dem Absatz um, ging in den Kiosk, bat um zwanzig Blå King’s und eine Zeitung, er bezahlte mit einem zerknüllten Zweihundertkronenschein. Ein älterer, dunkelhäutiger Mann mit einem imponierenden roten Bart und einem beachtlichen Bauch nahm den Schein entgegen. Der junge dänische Bursche war vermutlich in der Schule. Aus einer scheppernden Anlage im Hinterzimmer dröhnte orientalische Popmusik. Lars bekam sein Wechselgeld und lief mit der Zeitung unter dem Arm zur Bushaltestelle der Linie 5A an der Nørrebrogade.
    Der Bus war voll, aber es gelang ihm, ganz hinten einen Fensterplatz zu bekommen. Ein großer, fülliger Mann setzte sich neben ihn, so dass er gezwungen war, sich an die von der Sonne aufgeheizte Scheibe zu drücken. Lars schlug die Artikel über die tote Frau auf den Seiten vier, fünf und sechs auf. Überflog die Seiten vier und fünf. Ein unscharfes Nachtfoto, mit einem Teleobjektiv von der anderen Seite des Teichs geschossen, zeigte eine Gruppe Polizisten: dunkle Gestalten im Licht generatorgespeister Polizeischeinwerfer, die am Wasser standen. Er meinte, Ulrik erkennen zu können. Und war das Sanne, auf dem Weg in das Zelt, das sie zur Abschirmung der Leiche aufgestellt hatten? Wahrscheinlich war sie angerufen worden, als sie seine Wohnung verlassen hatte.
    Er blätterte auf die Seite sechs. Bang. Noch eine Überschrift.
    K openhagen in P anik – W o bleibt die P olizei ?
    Wie lange soll der Vergewaltiger noch frei herumlaufen?
    Er ließ den Blick über den Artikel schweifen und blieb an einem fettgedruckten Zitat hängen. »Quellen in der Mordkommission berichten, dass der Leiter der Ermittlungen

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