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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Shqiptarë Karten gespielt?«
    Sein Gesicht veränderte sich, in die hellbraunen Augen kam Leben.
    »Ja.« Er nickte. »Ist richtig.«
    Sanne und Allan sahen sich an.
    »Aber an diesem Abend hast du in der Ausnüchterungszelle in Middelfart gesessen.« Allan schob den Bericht der Kollegen aus Fünen über den Tisch.
    »Öh, ja.« Seferi duckte sich.
    »Du bist 1999 aus dem Kosovo hierhergekommen?« Sanne lächelte. »Und bist ausgebildeter Tierarzt?«
    Seferi nickte erneut. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Arzt. Schwer, im Krankenhaus Arbeit zu finden, besser als Tierarzt.«
    Sannes Herz tat einen Extraschlag. Sie versuchte, Ruhe zu bewahren. Der Adrenalinpegel stieg an.
    »Was war denn dein Fachgebiet? Magen-Darm, das Herz … Augenarzt?«
    »Kein Fachgebiet, nur Arzt.« Seferi setzte sich im Stuhl zurecht.
    Sanne holte die Schachtel mit dem Glasauge, das die Technische Abteilung rekonstruiert hatte, aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. Allan nickte.
    »Wozu braucht man Glutaraldehyd?«
    »Glutaraldehyd?« Seferi sah sie fragend an. »Um Instrumente nach Operation zu säubern. Warum?« Niemand antwortete. »Ah, das wurde gestohlen bei Zahnarzt? Aber ich gesagt, ich war das nicht.«
    Sanne öffnete die Schachtel, legte eine Serviette auf den Tisch und legte das Glasauge darauf. Die Pupille starrte Elvir Seferi an.
    »Hast du im Kosovo Augenoperationen vorgenommen?«
    »Nein!« Seferi rutschte auf seinem Stuhl herum.
    »Du weißt, dass wir die Berichte der Krankenhäuser aus Pristina und Skopje kommen lassen können, oder?«
    Seferi blinzelte, faltete die Hände. Sein Blick folgte Sannes Fingern, die das Glasauge zurück in die Schachtel legten. Allan sammelte die Seiten des Berichts über den Einbruch im Februar zusammen, schloss die Mappe.
    »Ich glaube, wir machen eine Pause. Elvir, du kommst solange in Gewahrsam.«
    Sanne ging in die Kantine. Lars war nirgendwo zu sehen. Am Tresen bat sie um das Tagesgericht, ohne zu fragen, was auf der Karte stand.
    Mittagszeit, die Kantine war voll, trotzdem fand sie einen freien Tisch. Sie zwang sich zu essen. Merkwürdigerweise half es. Es ging ihr besser. Die Kopfschmerzen verschwanden.
    Zurück im Büro setzte sie sich an den Schreibtisch und betrachtete den Stapel ausgedruckter Bilder. Eine namenlose Menge an Gesichtern flog ihr entgegen, sie musste die Augen schließen und die Daumen auf die Lider pressen, bis es wehtat und das Flimmern verschwand.
    Die Tür ging auf, und Lisa steckte den Kopf herein. Kein »Hej«, kein Versuch zu grüßen.
    »Du sollst zu Ulrik kommen. Sofort.«
    Hinter Lisa fiel die Tür mit einem trockenen Klappen zu, das Sannes Herz für einen Moment aussetzen ließ. Jetzt kam es, Langhoff hatte sich beschwert. Ulrik konnte sie nicht mehr gebrauchen. Sie musste zurück nach Kolding. Innerlich war ihr eiskalt, ihre Haut brannte.
    »Sanne! Gut, dass du da bist.« Ulrik sah von seinem Platz am Schreibtisch vor dem Fenster auf. Der Geruch von Linoleum, Staub und altem Schweiß erschien ihr noch durchdringender als gewöhnlich. Wenn es überhaupt möglich war.
    Neben Ulrik stand Kim A . vor dem Panoramafenster. Beide lasen im Extra Bladet , das aufgeschlagen auf Ulriks Schreibtisch lag.
    »Hat dir Lisa nicht gesagt, worum es geht?« Ohne nachzudenken, stellte Sanne sich mit leicht gespreizten Beinen und hinter dem Rücken gefalteten Händen mitten ins Zimmer. Diese Stellung – unmöglich, sie loszuwerden. Sie begann mit den Fingernägeln zu klicken, bevor sie es verhindern konnte.
    Ulrik räusperte sich, wechselte Blicke mit Kim A . Dann drehte er die Zeitung so, dass Sanne die Schlagzeile lesen konnte.
    K openhagen in P anik – W o bleibt die P olizei ?
    Wie lange soll der Vergewaltiger noch frei herumlaufen?
    »Wo ist Lars?«
    Sie schloss einen Moment die Augen.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist …« Ulrik zeigte auf den Artikel. »Das ist unerhört.« Er atmete tief durch. »Ich beschuldige niemanden, dass ihr etwas habt durchsickern lassen, aber …«
    Sanne konzentrierte sich auf die Schiffsschaukel im Tivoli hinter ihm. Was wollte Kim A . hier?
    Ulrik faltete die Zeitung zusammen und warf sie in den Papierkorb.
    »So, jetzt ist sie da, wo sie hingehört.« Er hustete. »Der Justizminister hat den Polizeidirektor angerufen, der wiederum mit dem Chef der Mordkommission gesprochen hat. Wir alle stehen unter Druck. Ich habe«, er sah auf seine Uhr, »ungefähr eine Stunde, dann muss ich eine Erklärung abgeben. Ich bin nicht sonderlich

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