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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Hofplatz zu verlassen. Wieder knarrte das Tor, und eine Gestalt erschien. Mindestens vier Scheinwerfer richteten sich auf sie und die automatische Waffe in ihrer Hand. Der Lauf zeigte auf den Boden.
    »Put the gun down. Now!« Ulrik bellte ins Megaphon. Die Mädchen, die jetzt hinter ihm standen, zuckten zusammen. Zwei Polizistinnen führten sie auf die andere Straßenseite.
    Der Mann am Scheunentor schwang seine Waffe hin und her.
    »Nicht schießen! Nicht schießen!«, rief er auf Deutsch.
    Warum warf er die Maschinenpistole nicht auf den Boden? Und wo war der andere?
    Sannes Blick glitt über die Scheune. Es war stockfinster. Von ihrer Position konnte sie halb um die Ecke sehen. Die Kollegen waren jetzt an der Rückseite.
    Hinter ihnen, wo nichts als Wald und Dunkelheit sein sollte, erhob sich ein Schatten.
    »Dort! Hinter euch!« Sie schrie, rannte über den Hofplatz. Der Mann am Scheunentor trat einen Schritt zurück in die Scheune, hob seine Waffe und feuerte eine kurze Salve, dann noch eine. Das trockene, knatternde Geräusch wuchs in der Nacht, ließ kleine Fontänen aus Kies und Erde vor ihren Füßen aufspritzen. Es folgte eine rasche Serie von Schüssen, und die automatische Waffe schwieg. Ein unheimliches Röcheln kam aus der Scheune, dann hatte Sanne die Ecke der Scheune erreicht und rannte an den uniformierten Beamten vorbei.
    Vor ihr knackten Äste und Zweige. Sie stürzte sich in die Dunkelheit, folgte den Geräuschen. Irgendetwas zischte durch die Nacht, riss ihr Hände und Gesicht blutig. Eine weitere Salve aus einer automatischen Waffe strich dicht vorbei und zerfetzte die Borke und etwas Nasses an einer Tanne hinter ihr. Sie näherte sich, sie hörte ihn schnaufen. Hinter ihr begannen die Hunde zu bellen.
    »You cannot escape. Stop!« , schrie sie. Das Blut pumpte Adrenalin, Angst und Wut in ihren Körper. Der Flüchtige wurde schneller, dann verschwand das Geräusch seiner Füße ganz. Lichtstreifen tanzten zwischen den Baumstämmen. Die Kollegen kamen mit eingeschalteten Taschenlampen. Sie stolperte in einen tiefen Graben, hatte das Gleichgewicht aber wiedergewonnen, als sie die Böschung hinauflief. Dort vorn. Eine Gestalt sprang auf, rannte weiter. Es schien, als hätte er bereits aufgegeben. Die Stablampen der Kollegen fingen ihn in einem Sperrfeuer aus Lichtkegeln. Dreckige Jeans, eine halblange graue Jacke, undefinierbare Haarfarbe. Er stand mit dem Rücken zu ihr und ließ die Schultern hängen, die Arme an den Körper gelegt.
    »Get down. On your knees, hands behind your head!« Sie schrie. Mit gehobener Pistole, schussbereit. Wo war seine Waffe? Zweifellos hatte er sie gehört, aber er reagierte nicht. Blieb nur mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf stehen. Sie konnte seine Hände nicht sehen. Langsam ging sie um ihn herum und stand ihm in dem Moment gegenüber, als die Kollegen sich näherten.
    »Er ist unbewaffnet!«, rief sie, als sie seine leeren Hände sah. Wo hatte er die Maschinenpistole hingeworfen? Zwei Polizisten packten ihn, fixierten seine Hände mit Plastikbändern auf dem Rücken. Zwei weitere kamen dazu. Sanne lieh sich eine Taschenlampe und fing an, zwischen den Bäumen zu suchen. Trockene Zweige, totes Unterholz, Tierexkremente. Tannenzapfen. Sie folgte ihren Spuren durchs Unterholz, über einen umgefallenen Baumstamm, zwischen die Bäume. Abseits der Spur ragte irgendetwas auf, reflektierte. Sie blieb stehen und richtete die Taschenlampe darauf. Eine Heckler & Koch MP 5K PDW lag halb versteckt in einem Haufen welker Blätter.
    »Sanne?« Es war Allan.
    »Hier drüben.« Sie wartete, bis Allan zu ihr kam. Er war außer Atem.
    »Bist du getroffen?«
    Sie schüttelte den Kopf, zeigte ihm die Waffe.
    »Der andere hatte die gleiche. Hatten die vor, einen kleinen Krieg anzuzetteln?«
    Noch einmal sah Sanne den Burschen vor sich in die Lichtkegel springen. Wieso diese Explosion an Energie? Sie hätte beinahe seine Spur verloren, als sie den Graben durchqueren musste.
    »Komm mit«, forderte sie Allan auf. Sie reichte ihm die Waffe, fand die Stelle, an der sie in den Graben gestolpert war, und peilte die Richtung. Ein Stück von der Stelle entfernt, wo sie ihn hatte aufspringen sehen, setzte sich der Graben zickzackförmig fort. Sanne suchte die Böschung mit der Lampe ab. Der Geruch von faulem Holz und Erde schlug ihr aus dem brackigen Wasser und den Unmengen halb verfaulter Blätter entgegen, die den Boden bedeckten.
    Eine Wurzel ragte in den Graben. Sanne folgte mit

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