Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Verdächtiger auch schon wieder erledigt. Ben selbst registrierte nur langsam die Tragweite von Luisas Aussage, und wie es schien, hätte er besser damit leben können, unter Mordverdacht zu stehen, als sich mit seiner Rolle als baldiger Vater anzufreunden.
»Sag mal, Luisa. Bist du sicher, dass Thomas und du nicht vielleicht doch …«
»Ben!«, brüllte Luisa ungehalten und erstickte so jede weitere Diskussion im Keim. Mick legte unterdes die Hand auf die Schulter des werdenden Vaters.
»Vergiss es, Kleiner. Ist die Fliege erst mal im Netz, kann sie strampeln, wie sie will. Frag ihn, er kann’s dir bestätigen.« Er deutete auf Andreas. Dem gefiel es überhaupt nicht, dass Mick sein Privatleben einbrachte. Bevor Mick das Thema vertiefen konnte, flüchtete er sich in Sachlichkeit und nahm sich noch mal Ben und Luisa vor, auch wenn die mit ihren Gedanken verständlicherweise gerade woanders waren.
»Hatte Thomas Ärger mit irgendwem? In der Schule, im Sportverein, irgendwo? Ist euch sonst irgendetwas aufgefallen?«
Luisa schüttelte den Kopf. Bei Ben stellte sich die Frage, ob er überhaupt zugehört hatte oder sich gedanklich schon in ein Paralleluniversum geflüchtet hatte.
»Na ja …«
Überrascht sahen sich die Ermittler an. Mick war schwer gespannt, was dem Blitzmerker wohl Außergewöhnliches aufgefallen war.
»Da war zuletzt immer so ’n Chinese in der Siedlung.«
Mick verzog das Gesicht. Mein Gott! Hatte denn in ganz Altenessen noch keiner einen Chinesen gesehen? Zu seiner Verwunderung mischte sich jetzt aber auch Luisa ein.
»Stimmt. Der ist mir auch aufgefallen.«
»Und was wollte er bei euch? Hat er seine zwei Brüder und den Kontrabass gesucht?«
Luisa zog eine zickige Fläppe. »Witzig. Ne, das Auto von dem hatte so ein komisches Nummernschild. Gar keine Buchstaben drin.« Luisa schloss die Augen, überlegte, doch da meldete sich schon Ben zu Wort.
»0-29-290.«
Mick und Andreas waren baff. Wie hatte sich einer wie Ben denn das merken können? Ben grinste zufrieden. »Zweiter Neunter, da sind Luisa und ich zusammengekommen.«
Luisa schien ehrlich gerührt, dass sich Freund daran erinnerte, doch Ben war noch nicht fertig. Er kicherte fast während er fortfuhr. »Und das gleich zweimal, wenn Sie verstehen.«
»Ben!« Luisa schlug Ben gegen die Schulter. Auch Mick rollte angesichts des pubertären Gehabes die Augen. Zeit, den Jungen zu erden.
»Schon klar! Und wie hast du dir die beiden Nullen gemerkt? Null Anstand und null Verhütung?«
Bens Mundwinkel senkten sich. Bevor er antworten konnte, hatte Andreas schon das Kennzeichen in seinen PDA eingegeben.
»Null, neunundzwanzig. Das ist ein Wagen der chinesischen Botschaft.«
Mick neigte den Kopf. Solch ein Fahrzeug bekam man in einer Zechenhaussiedlung in Altenessen tatsächlich nicht alle Tage zu sehen. »Verrät dir dein Zauberkasten auch, wer der genaue Halter ist?«
Andreas schüttelte den Kopf. »Ne, da muss die Zentrale ran.«
»Zaho Akuma. Toll. Und?« Mick wunderte sich, dass Tanja ihn und Andreas extra zu sich ins Büro bestellt hatte, nur um ihnen mitzuteilen, wer der Fahrzeughalter des verdächtigen Wagens war. Immerhin. Die Klimaanlage lief wieder, und das, obwohl Sonntag war. Mick konnte nur mutmaßen, aber der Verdacht lag nahe, dass dies auch der Fall war, weil mit Tanja immerhin die Chefin höchstpersönlich den Weg aufs Revier gefunden hatte. »Chefin« – für Mick hörte sich das immer noch seltsam an. Prinzipiell war ihm ja egal, ob nun Männlein oder Weiblein unter ihm Chef war, denn am Ende machte er sowieso sein eigenes Ding.
Nein, das Problem war ein anderes, und Mick war sich sicher, dass Tanja Haffner, als sie noch seine Psychologin gewesen war, ihm genau hätte erklären können, worin sich seine Schwierigkeiten mit der »Chefin« Tanja Haffner begründeten. Nur war sie diesmal selbst Teil des Problems. Damals hätte sie aber bestimmt so etwas Kluges gesagt wie: »Die emotionale Bindung, die du zu deiner Psychologin Tanja eingegangen bist, wurde in dem Moment gestört, als sie durch ein Hierarchiegefälle belastet wurde.«
Natürlich hätte Mick Tanja in dem Punkt sofort widersprochen, insgeheim hätte er jedoch gewusst, dass sie damit richtiglag. Fakt war nun mal, dass Tanja Haffner nach seinem Erwachen so ziemlich die einzige Person gewesen war, die er an sich herangelassen hatte. Noch näher sogar als Uschi, und das wollte was heißen.
Seit Tanja jedoch Chefin war, fanden sie sich buchstäblich
Weitere Kostenlose Bücher