Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
sich noch mal, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Mick, ich sag nicht, dass du oder Andreas heute in einer einfachen Situation wart, aber du hattest einfach kein Recht, die Frau mitzunehmen.«
Mick blickte zu Tanja, ihm schwante Böses. »Tanja, wenn du glaubst, ich bring sie wieder zu diesem Arschl…«
»Musst du nicht«, unterbrach ihn Tanja. »Ich hatte vorhin das Vergnügen, mit Herrn Zaho Akuma persönlich zu sprechen. Er bedauert den Vorfall sehr, auch wenn er natürlich weiterhin darauf beharrt, im Recht gewesen zu sein.« Mick wollte schon protestieren, Tanja ließ ihn aber nicht zu Wort kommen.
»Und ich habe ihm vollumfänglich zugestimmt. In jedem Fall ist Zaho Akuma bereit, uns Li-Zi als Zeichen der deutsch-chinesischen Freundschaft zu überlassen.«
»Überlassen? Was ist das denn für ’ne scheiß Leibeigenen-Mentalität?«
Tanja ging auf Micks Einwand nicht ein. »Weißt du, Mick, wenn das dein einziges Problem ist, hast du rein gar nichts verstanden. Nachdem die ganze Sache eskaliert ist, wird Akuma Li-Zi in keins der Konsulate mehr vermitteln. Damit erlischt aber auch automatisch ihre Aufenthaltsgenehmigung.« Tanja griff nach ihrer Tasche und wollte nun endgültig gehen. »Mal gucken, wie dankbar sie dir noch für ihre Rettung ist, wenn du sie in den Flieger Richtung China setzt.«
Das war jetzt ein bisschen viel Information auf einmal für Mick. »Wieso ich?«
»Weil ich das Mädchen sofort in Abschiebehaft nehmen müsste, wenn ich sie nicht unter permanente Aufsicht stelle.« Tanja tippte Mick gegen die Brust. »Da Li-Zi aber für die ganze Sache noch am wenigsten kann, bist du ab sofort für sie verantwortlich.« Tanja bedachte Mick noch mit einem bohrenden Blick und schob sich dann an ihm vorbei.
»Warte mal. Wie stellst du dir das denn vor?«, protestierte Mick noch, doch Tanja ließ ihn einfach stehen.
Als Mick in sein Büro zurückkam, hatte auch der Strickpullover bereits das Weite gesucht. Dafür saß Li-Zi jetzt allein vor Andreas’ Dienstrechner und spielte friedlich Mah Jongg. Sie blickte auf.
» 结婚 ?«
Mick überkam nach dem Ärger ein Lächeln. »Na nu mal langsam mit den jungen Pferden. So leicht sind wir Langnasen auch nicht zu haben.« Mick streckte Li-Zi die Hand entgegen. »Na, komm. Ich nehm dich erst mal mit zu Uschi.«
»Meine Güte, wie siehst du denn aus?!« Uschi griff sofort unter die Theke, wo sich ihr Notfallkit für Kneipenschlägereien befand. Sie stockte jedoch, als sie sah, wen Mick da im Schlepptau hatte.
»Li-Zi, Uschi. Uschi, Li-Zi«, stellte Mick die beiden Frauen vor und wehrte als Nächstes Uschi ab, die schon seinem Cut oberhalb der rechten Augenbraue beikommen wollte. »Lass den Quatsch. Ich brauch jetzt erst mal ’n Pils anstatt ’nem Pflaster.«
Uschi überlegte einen Moment, ob sie Mick so einfach davonkommen lassen sollte, sah dann aber ein, dass er tatsächlich so aussah, als hätte er das Pils nötiger, und griff nach einem Glas.
Während Uschi zapfte, sah sich Li-Zi vorsichtig in der Kneipe um.
»Na, so wie’s scheint, hast du dir meinen Rat ja zu Herzen genommen«, erklärte Uschi mit einem Lächeln. »Na, dass du dir jemanden suchen sollst!«, fügte sie leiser hinzu, als sie Micks verständnislosen Blick bemerkte.
»Kannst ruhig laut sprechen. Li-Zi versteht nur Chinesisch«, erwiderte Mick.
»Ja, ich glaub, ich auch. Wie bist du denn an das schüchterne Ding gekommen? Wenn man dich so anguckt, könnte man meinen, du hättest dafür erst irgendeinen Drachen besiegen müssen.«
Mick neigte den Kopf. So falsch lag Uschi gar nicht. »Mach ’nen chinesischen Drachen draus und streich ›besiegen‹, dann biste schon ziemlich nah dran.«
Uschi war anzusehen, dass sie das schon gern etwas genauer gewusst hätte. Micks Lust, die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen, hielt sich jedoch in Grenzen.
»Nur so viel, Uschi«, erklärte er schließlich. »Das Mädchen hat ’n paar Probleme, und ich bin die nächste Zeit für sie verantwortlich.«
Uschi lachte auf. »Du für sie verantwortlich? Na, dann hat sie jetzt wirklich ein Problem.«
Mick rang sich ein müdes Lächeln ab. »Witzig.« Da er aber auf Uschis guten Willen angewiesen war, spielte er mit.
»Eben. Kannst du dich die nächsten Tage ein bisschen um sie kümmern?« Uschi sah wenig erfreut darüber aus, dass Mick erst ein Problem anschleppte und es dann gleich auf sie abwälzen wollte. »Ich ermittle grad in einem Fall, da kann ich sie doch nicht jedes Mal
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