Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
drehte sich auf die Seite und beobachtete Mick, wie er sich anzog. »Nun, bis vor ein paar Tagen war ich dran.«
In ihrer Stimme schwang kein Vorwurf mit, dennoch seufzte Mick. Ihm wurde langsam klar, dass er Li-Zi ordentlich in die Quere gekommen war. »Du hast also die ganze Ochsentour durchlaufen.«
Li-Zi erhob sich nun ebenfalls. »Ja. Ich hab mich in China anwerben lassen, wurde nach Deutschland geflogen und hatte sogar das Glück, hier so was wie Akumas persönliche Assistentin zu werden«, sie lächelte, während sie ihr Höschen suchte. »Hab ihm wohl gefallen.«
Die Gelegenheit, Li-Zi auf den Arsch zu hauen, als sie unter dem Bett suchte, ließ sich Mick nicht entgehen. Sie protestierte. »Na, Geschmack hat er wenigstens. Trotzdem. Beweise hast du noch nicht sammeln können?«
»Nein.« Li-Zi fand ihr Höschen schließlich oben auf dem Lampenschirm. »Ich war kurz davor, an eine Liste zu kommen, die belegt, welche Frauen an welchen Haushalt zu welchen Konditionen vermittelt wurden.«
Mick verzog das Gesicht. »Wie kurz davor?«
»Ganz kurz davor. Ich musste aber extrem vorsichtig vorgehen.« Li-Zi zögerte. »Sagen wir’s so. Mein Einsatz ist zwar inoffiziell abgesegnet, aber Akuma und besonders sein Vater Zaho Tian haben wichtige Freunde in der Partei.«
Mick musterte Li-Zi einige Augenblicke. »Hat der Sohnemann die auch noch, wenn du was Handfestes präsentieren kannst?«
»Kommt drauf an, über welche Kanäle man das spielt. Die ganze Sache muss hundertprozentig wasserdicht sein, und dann müssen alle in Akumas Umfeld auch noch die Chance haben, das Gesicht zu wahren und …« Während sie redete, wurde Li-Zi ihr Scheitern noch einmal in seinem ganzen Ausmaß bewusst. Sie zuckte resigniert mit den Schultern. »Mick, es ist aber auch egal. Die Sache ist vorbei.«
»Das seh ich anders.« Sie sah skeptisch zu Mick. Gleichzeitig meinte Mick in ihren Augen jedoch auch einen Funken Hoffnung zu erkennen. »Also. Diese Liste ist in Akumas Büro?« Li-Zi nickte. »Gut, dann hab ich einen Plan.«
Wenn Mick ehrlich war, hatte er weder am Mittag einen Plan gehabt, noch hatte er jetzt einen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, sich zu nachtschlafender Zeit dem Ruhr Tower zu nähern. Immerhin hatte er eine vage Idee. Und in einem Punkt war sich Mick ganz sicher. Es konnte nicht angehen, dass ein menschenverachtender Typ wie Akuma weiter unbehelligt seinen Machenschaften nachging, nur weil man nicht an eine dusselige Liste aus seinem Büro kam. Dummerweise war der Ruhr Tower eines der am besten gesicherten Gebäude der Stadt. Der Aufzug steuerte die jeweiligen Etagen nur an, wenn man im Besitz einer Chipkarte, also einer Art digitalen Schlüssels, war. War man das nicht, brauchte man die Hilfe des Personals in der Lobby, das den Aufzug ebenfalls steuern konnte. Dafür musste man den Herren aber einen bestätigten Termin vorlegen.
Da Li-Zi und er natürlich weder im Besitz einer Chipkarte waren noch einen bestätigten Termin für ihren geplanten Einbruch hatten, musste Mick improvisieren.
Das Treppenhaus konnte man vergessen, weil es alarmgesichert war. Andreas hätte das System vielleicht noch austricksen können, aber er war der Letzte, den Mick in die ganze Aktion reinziehen wollte. Mal bei einem Verdächtigen einzusteigen war das eine. Bei einem Mann ins Büro einzubrechen, der diplomatische Immunität genoss und an dem sie sich beide schon mal die Finger verbrannt hatten, war etwas anderes. Und auch wenn sich Mick die ganze Sache als »deutsche Diensthilfe« für die chinesische Polizei schönredete, war ihm klar, dass so ein Bruch einen den Job kosten konnte, und in die Situation wollte er Andreas auf keinen Fall bringen. Besser also, er wusste gar nicht erst davon.
Die Idee, den ganz offiziellen Weg zu gehen, hatte Mick ebenfalls rasch verworfen. Tanja hatte es ihm schließlich deutlich genug gesagt. Die deutschen Behörden hatten in dieser rein chinesischen Angelegenheit einfach keine Handhabe … und so weiter und so fort.
»So! Und jetzt?«, wollte Li-Zi wissen, als sie sich dem Vorplatz des Ruhr Towers näherten.
»Jetzt … nehmen wir ’ne Abkürzung«, erwiderte Mick und zog sie seitlich ins Gebüsch, bevor jemand in der Lobby Notiz von ihnen nehmen konnte. Sie mussten ein wenig durch das Strauchwerk stiefeln, bis sie auf einen schmalen Schotterstreifen trafen, der um das Gebäude herumführte. Mick blickte immer wieder an dem Koloss aus Stahl und Glas hoch, der sich übermächtig an
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