Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
noch draußen bei seinen Tauben gewesen sein. Deshalb war die Tür offen«, flüsterte Li-Zi. Mick nickte. Darauf war er auch schon gekommen.
»Würden Sie beide sich bitte erheben?«, fragte Zaho Akuma höflich, aber bestimmt. Mick und Li-Zi blickten sich an. Beiden war klar, dass sie keine andere Wahl hatten, und sie tauchten unter dem Schreibtisch hervor. Akuma stand zwei Meter vor ihnen. Er zog eine Augenbraue hoch und begutachtete, anscheinend zufrieden, die Verletzung in Micks Gesicht.
Dafür, dass Zaho Akuma gerade zwei Einbrecher in seinem Büro gestellt hatte, blieb er erstaunlich ruhig. Er griff lediglich zu seinem Handy. »Wollen Sie mir jetzt vielleicht auch noch sagen, was Sie hier machen?« Er wählte langsam eine Nummer. »Oder wollen Sie sich das für die Polizei aufheben?«
Mick zuckte die Schultern, ließ dabei aber das Telefon in Akumas Hand nicht aus den Augen. Wenn Akuma auf »Anrufen« tippte, waren sie geliefert. Trotzdem. Die einzige Möglichkeit, aus dieser Nummer noch rauszukommen, war ein ganz cooles Powerplay.
»Ach. Ich denke, wir warten, bis die Polizei hier ist. Die wird bestimmt auch das hier interessieren.« Mick stupste Li-Zi an. Die verstand und spielte mit. Die rote Ledermappe landete auf dem Schreibtisch. Akuma schien sofort zu wissen, worum es sich handelte, und zögerte einen Moment. Ein Moment, den Mick nutzte, um ihm blitzschnell das Telefon aus der Hand zu schlagen. Leider verfolgte Li-Zi genau die gleiche Idee mit dem Fuß und erwischte mit voller Wucht Micks Hand.
»Au! Verdammt!«, schrie er auf.
»Ups, ’tschuldigung!«
Das Handy flog in hohem Bogen durch den Raum und landete in einer Ecke. Mick wollte ihm nachsetzen, doch da ging Akuma in Angriffsposition. Den einen Arm angewinkelt, den andern weit vom Körper weggestreckt, baute er sich breitbeinig vor Mick auf.
Mick seufzte. »Ne, nicht zweimal an einem Tag!« Er zog seine Waffe. »Herr Zaho, Sie sind festgenommen.«
Akuma und Li-Zi blickten Mick fragend an. Mick warf Li-Zi die Handschellen zu. Sie zögerte, sah noch einmal zu Mick. Er nickte. Ja, er war in gewaltigen Schwierigkeiten, aber lieber bekam er die wegen einer unautorisierten Festnahme, als sich am Ende selbst noch wegen Einbruchs festnehmen zu lassen.
6
Ein Ei, ein O-Saft, ein Tee, eine Schüssel mit Magerjoghurt und daneben eine Schüssel mit Müsli. Das alles stand auf Tanjas Schreibtisch und wurde von Mick noch einmal zurechtgerückt. Sogar an eine kleine Vase mit zwei von Tanjas Lieblingsblumen hatte Mick gedacht. Und trotzdem beschlich ihn schon beim Anblick dieses Frühstücks das Gefühl, dass der Tag kein gutes Ende nehmen würde.
Li-Zi hatte Mick wohlweislich gar nicht erst mit aufs Revier gebracht. Besser, er redete allein mit Tanja und versuchte, ihr die etwas turbulenten Ereignisse der vergangenen Nacht möglichst schonend verständlich zu machen. Dennoch gab sich Mick keinerlei Illusionen hin. Tanja würde vor Wut rasen, die Frage war nur, ob es ihm gelang, sie über die Schwelle der höheren Einsicht zu tragen, bevor sie explodierte. Die »höhere Einsicht« bestand in Micks Augen darin, dass er vielleicht nicht vorschriftskonform vorgegangen war, aber im Endeffekt doch schlagende Beweise ans Licht gebracht hatte, die Tanja unmöglich ignorieren konnte. Auch sie würde, wenn sie erst mal verstand, wie skrupellos Akuma die hilflosen Mädchen ausbeutete, zu der Überzeugung gelangen, dass Mick einfach hatte handeln müssen. Akumas Diplomatenstatus hin oder her. Die entscheidende Frage war nur, ob sich Tanja gern über diese Schwelle tragen lassen wollte. Aber es blieb ihm keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Mick hörte Tanjas Schritte auf dem Flur.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Tanja!« Mick strahlte sie mit einer so umwerfenden Freundlichkeit an, dass Tanja sich für einen Moment zu fragen schien, ob sie vielleicht noch träumend in ihrem Bett lag. Gedankenverloren schloss sie die Tür hinter sich. Doch dann folgten ein kritischer Blick, die Erkenntnis, nicht zu träumen, und ein böser Verdacht. »Was hast du angestellt?«, fragte sie, noch bevor das Frühstück auf dem Schreibtisch seine Wirkung entfalten konnte.
»Jetzt iss doch erst mal was«, wich Mick aus und reichte Tanja schon mal den Tee.
Tanja nahm den Tee und stellte sich ans Fenster. Sie wirkte äußerlich ruhig, blies über den Tee und verbarg so ihre Alarmbereitschaft. »Ist … mit Andreas alles in Ordnung?«, fragte sie schließlich.
»Alles
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