Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
mit Moira geschah.
»Rafe? Hallo?«, rief Anthony. »Ich habe dich gefragt, ob ihr dieser Hexe trauen könnt, die heute Morgen bei euch war.«
»Ich besitze eine ziemlich gute Menschenkenntnis, Anthony, habe jahrelang Psychologie studiert. Sie ist verängstigt und will nicht, dass ihr Freund stirbt. Und sie hat die Reue wegen der anderen Toten nicht gespielt. Ich bin nicht sicher, dass ihr die Folgen ihres Handelns vorher klar waren. Und Julie hat keine Zaubertricks versucht, weil Moira mit im Zimmer war.« Anthony schwieg, und Rafe umklammerte sein Handy fester. Dieser kalte Krieg zwischen Anthony und Moira stellte Rafes lebenslange Freundschaft zu ihm auf die Probe. »Wir wissen nicht weiter, Anthony. Der Dämon hat sich eine andere Frau ausgesucht, und Detective Nelson verliert seine Seele, wenn wir ihn nicht finden!«
»Nun, ihr wisst zumindest, dass der Dämon es auf den Cop abgesehen hat. Wisst ihr, wo der Detective gerade ist?«
»Ja.«
»Dann folgt ihm. Und wenn der Dämon zu ihm kommt, fangt ihr ihn.«
»Deshalb rufe ich ja an! Wie? Wieder mit einem Tabernakel?«
»Möglich. Es muss allerdings ein besonderer sein, wie der, den wir in Santa Louisa benutzt haben. Ich forsche mal nach und melde mich wieder.«
»Forschen?« Rafe verlor die Geduld, obwohl Anthony tat, was er konnte. »Wir haben keine Zeit!«
»Denkst du, das ist mir nicht bewusst? Ich befinde mich aber leider gerade auf einem anderen Kontinent, Raphael! Ich werde mich an jeden wenden, der etwas wissen könnte, doch ich kann dir gleich sagen, dass wir uns hier auf unbekanntem Terrain bewegen. Ich habe keine Antworten parat, sosehr ich es mir auch wünsche. Guter Gott, hätte ich sie doch nur!«, endete er leise.
Sie alle standen unter enormem Druck. »Entschuldige«, lenkte Rafe ein. »Mir ist klar, dass du alles tust, was du kannst.«
»Ich rufe dich an, sowie ich etwas erfahren habe. Eines ist jetzt schon klar: Ihr müsst diesen Cop vor Sonnenuntergang in eine starke Geisterfalle schaffen, in einer Kirche oder einem anderen geweihten Bereich. Schon das Gebäude sollte den Dämon schwächen. Mit dem Opfer in einer doppelt verstärkten Falle gewinnt ihr ein bisschen Zeit.«
»Sollen wir den Kelch jetzt zerstören, wenn der Dämon auf diesem Weg nicht zurückkann?«
»Nein, damit wäre der Dämon seiner Pflicht gegenüber dem Zirkel entbunden und frei. Ihr müsst abwarten, bis er eingefangen ist, und dann schnell handeln.«
»Du meinst, wir benutzen den Polizisten als Köder?«
»Etwas anderes fällt mir nicht ein. Du hast diese Situation nicht herbeigeführt, Rafe. Und eine bessere Chance zeichnet sich nicht ab, den Dämon aufzuhalten, bevor er noch jemanden verletzt.«
»Ginge Jacksons Kirche?«
»Müsste sie eigentlich. Grace Harvest war früher eine ka tholische Kirche, und ich glaube, Jackson hat die Reliquien noch unter dem Altar. Formt eine umgekehrte Geisterfalle und steckt Grant hinein.«
»Freiwillig geht er bestimmt nicht rein.«
»Dann lass dir was einfallen!«
Im Zweifelsfall müsste er den Cop entführen.
»Ich hoffe, dass ich vor Sonnenuntergang mehr weiß«, sagte Anthony.
Mit Hoffen war es nicht getan.
»Sei vorsichtig, Rafe! Gott sei mit dir.«
Anthony legte die Papiere beiseite, in denen er gelesen hatte. Er musste nach den Antworten suchen, die Rafe brauchte, um diesen speziellen Dämon zu stoppen.
Aber was Anthony bisher aus Dr. Liebers Forschungen erfahren hatte, war weit beängstigender, als er hier in St. Michael oder gegenüber Rafe erwähnte. Seine Brüder würden die Wahrheit früh genug erfahren. Ehe Anthony nicht verstanden hatte, was das alles bedeutete, und die Puzzleteile zusammenge fügt waren, konnte er niemandem sagen, was er entdeckt hatte.
Einzig Rico hatte vage angedeutet, was Anthony finden könn te, und nicht einmal ihm war klar, was nötig wäre, um die Menschheit zu retten.
Viele von ihnen würden sterben. Es könnte sehr gut das Ende von St. Michael sein, das Ende von dem, wofür sie standen, unabhängig davon, ob es ihnen gelang, die sieben Todsünden in die Hölle zurückzujagen oder nicht.
VIERUNDZWANZIG
M oira und Nina Hardwick setzten sich mit ihren Bechern an einen Tisch in der hintersten Ecke des Starbucks. Mehrere Polizisten machten hier gerade Pause, und Moira vermutete, dass die Leute sich in der Nähe von so vielen Gesetzeshütern sicher fühlten. Menschen wie sie hingegen, die häufiger Gesetze übertreten mussten, um gegen das übernatürliche Böse zu kämpfen,
Weitere Kostenlose Bücher