Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)

nicht bloß zu töten, sondern Menschen ewigem Schmerz und Leid auszusetzen?
    Vielleicht wollte Moira den Grund gar nicht wissen. Nichts würde ihr Handeln rechtfertigen. Ihre Opfer verdienten den entsetzlichen Tod nicht, und Moira brachte keinerlei Verständ nis für Leute auf, die andere aus Eigennutz verletzten.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind«, sagte Nina. »Als ich heute aufs Revier kam, wollte ich mit Grant über die Ermittlungen im Mord an George reden. Und Sie haben mich gebeten, mit Ihnen einen Kaffee zu trinken.« Sie zeigte auf Moira. »Ich bin nicht hier, um jemanden reinzulegen.«
    »Ich erzähle Ihnen die Wahrheit«, entschied Rafe. »Sie ist schwer zu glauben, aber ich belüge Sie nicht.«
    »Na, dann mal los!«
    »Nadine Anson war eine Hexe. Und wenn ich Hexe sage, meine ich jemanden, der Zauber benutzt, um dämonische Kräfte zu gewinnen und sich mit ihnen einen persönlichen Vorteil zu sichern. Die meisten Hexen sind harmlos.« Er legte eine Hand auf Moiras Bein, damit sie ihm nicht widersprach. »Sie haben keinen Zugang zu alten Zaubern und Ritualen oder keine Erfahrung damit. Folglich können sie keine Dämonen in unsere Welt rufen.«
    Nina starrte Rafe an. Moira sah ihr an, dass sie ihm glauben wollte, nur sträubte sich ihr logischer Verstand.
    Rafe fuhr fort: »Wir wissen nicht genau, was mit Nadine und ihrem Hexenzirkel geschehen ist, aber die Managerin des Velocity, Wendy Donovan, ist die Anführerin. Die Hohepriesterin – die Oberhexe, oder wie immer man es nennen will – hat das Sagen. Die meisten Mitglieder des Zirkels arbeiten im Velocity oder sind dem Club auf andere Weise verbunden.«
    Nina neigte sich vor und spreizte ihre Hände auf dem Tisch. »Pamela ist eine Lieferantin von ihnen. Sie arbeitet bei dem Getränkehandel, der hiesige Clubs beliefert, einschließlich des Velocity.«
    Rafe nickte, obwohl diese Information für ihn und Moira neu war.
    »Auch wenn nicht alle, die dunkle Magie betreiben, Frauen sind – was umso merkwürdiger wäre, als es in früheren Zeiten weit mehr Hexer als Hexen gab –, ist Wendys Hexenzirkel rein weiblich. Und sie praktizieren eine besonders pervertierte Form der Sexmagie.«
    Nina lehnte sich zurück. »Sexmagie?«, wiederholte sie ungläubig.
    »Ich habe eben mit Anthony Zaccardi gesprochen, einem angesehenen Gelehrten, was alte Dämonen betrifft. Er bestätigte unsere Befürchtungen, ja, verstärkte sie sogar noch. Wendy ist, wie ihre Mutter und wohl zahlreiche Frauen aus vorherigen Generationen ihrer Familie, die Beschützerin einer Dämonengruppe, die als Sukkubus bekannt sind. Es handelt sich um weibliche Dämonen, die untreuen Männern die Seele rauben. Im Austausch verhelfen sie den Frauen zu bestimmten weltlichen Gütern auf Erden. Diese Frauen sind fest überzeugt, dass sie später in der Unterwelt Macht über die Sukkuben haben. Was ein Irrtum ist, denn in der Unterwelt herrschen die gefallenen Engel, und die würden niemals erlauben, dass ein Dämon, der einst menschlich war, irgendwelche Macht in der Hölle ausübt.«
    Moira beobachtete Nina, konnte jedoch nicht erkennen, was sie von Rafes Ausführungen hielt.
    Rafe sprach unbeirrt weiter: »Soweit wir wissen, wurde Craig Monroe zum Opfer, weil er ein Idiot war und seiner Freundin übel mitgespielt hatte, einer Kellnerin aus dem Velocity. George Erickson wurde ausgewählt, weil er gegen die Abmachung mit seiner Frau verstieß, dass sie zwar außerehelichen Sex haben durfte, er jedoch nicht.«
    Nina schlug sich mit einer Hand auf ihr Knie. »Das habe ich Grant doch gesagt! Haben Sie das von ihm?« Sie sah Moira vorwurfsvoll an. »Wieso haben Sie behauptet, dass Sie dachten, die beiden hätten eine offene Ehe geführt? Spinnen Sie mir was vor?«
    Moira schüttelte den Kopf. »Ich sagte Ihnen, dass ich gehört habe, es wäre eine offene Ehe gewesen. Nelson hat uns nicht erzählt, dass das nur einseitig galt.«
    Bevor Nina sich in Rage reden konnte, fuhr Rafe fort: »Alles passt zu dem, was wir über Hexen wissen. Die Frau will absolute, uneingeschränkte Freiheit, und als Mitglied eines Sexzirkels nimmt sie an einer Vielzahl von Aktivitäten teil, weil sie nur so ihre übernatürliche Stärke behält. Je häufiger sie sich diesen Praktiken hingeben, desto größer wird das Verlangen danach. Es schaukelt sich also immer weiter hoch.«
    »Wie Drogen. Man braucht immer mehr Koks oder Heroin, um high zu werden.«
    »Genau. Nur ist es bei der Sexmagie so, dass die Riten zu beständig