Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
um eine Seele zu retten. Etwas so Simples, wie Moira ein bisschen Blut abzunehmen, hätte ihn nicht derart durcheinanderbringen und in Zweifel stürzen sollen.
Nein, er zweifelte nicht. Sein Glaube war es, der ihn stark machte.
»Haben Sie es schon getestet?«
»Nein.«
»Das sollten Sie gleich nach Ihrer Ankunft tun.«
»Ich musste zuerst den Dämon in Sicherheit bringen.«
»Natürlich.« Der Kardinal klang ungeduldig, was Rico nicht wunderte. Dass die sieben Todsünden auf der Erde waren, stellte für sie alle eine Bedrohung dar. Nicht zu vergessen ihre jüngsten Verluste, einschließlich Pater Philip. Rico wurde die Brust eng. Philip war ihr Fels in der Brandung gewesen, der menschliche Grundpfeiler des Ordens St. Michael. Nun erwarteten alle, dass Rico die Lücke füllte, während er sich einzig der Rolle des Kriegers gewachsen fühlte, für die er ausgebildet worden war. Philip war ein Anführer gewesen, der Ratsoberste und derjenige, dessen ruhige Ausstrahlung ihm den Respekt der anderen gesichert hatte.
Ohne Pater Philip wäre Moira schon vor langer Zeit exe kutiert worden.
»Anthony ist unterwegs«, ließ Rico den Kardinal wissen. »Er landet kurz nach Mittag in Italien, Ihre Zeit.« Das war in ungefähr neun Stunden, was bedeutete, dass es bei DeLucca nach Mitternacht sein musste. »Sie sind lange auf, Kardinal.«
»Ich kann nicht schlafen, ehe ich die Ergebnisse nicht habe.«
Rico seufzte. »Ich rufe Sie innerhalb der nächsten Stun de an.«
Er stand auf, nahm eine Spritze aus dem Schrank und zog die Hälfte der Probe in die Kanüle auf. Den Rest stellte er in den Kühlschrank, stöpselte die Spritze zu und ging.
Tobias war der Kälte entsprechend gekleidet. Rico hatte ihn nicht gebeten, bei seiner Aufgabe zu assistieren, aber Tobias wusste, dass er gebraucht wurde. »Du hattest keine Wahl, Rico«, tröstete er ihn.
Rico nickte. »Machen wir es schnell.«
Während Rico hierhergereist war, hatte Tobias einen besessenen Menschen ausfindig gemacht. Der Mann war in einer Dämonenfalle in einem anderen Gebäude am Ende des Anwesens gefangen. Nun würden sie sehen, ob Moiras Blut war, was sie vermuteten: Gift für Dämonen.
Falls sie recht hatten, würde es alle anderen Forschungsergebnisse der letzten Jahre bestätigen. Handelte es sich bei Moiras Blut tatsächlich um Gift, würde sich die Prophezeiung des unbekannten Märtyrers erfüllen: dass einzig Blut, welches einen Dämon töten konnte, die Conoscenza auf ewig zu zerstören vermochte. Genau das glaubten sie alle schon sehr lange.
Mit Moira verfügten sie über eine mächtige Waffe gegen die Dämonen, die auf Erden wandelten. Denn auch wenn sie die Sieben in die Hölle zurückjagen konnten, gab es noch andere. Die Schlacht ginge weiter bis zum Jüngsten Tag. Moiras Blut würde jeder im Orden wollen. Sie würden sie ausbluten, um die Welt zu retten, und Rico wäre derjenige, der Moira zwingen musste, sich das gefallen zu lassen. Ihm war klar, dass sie niemals zustimmen würde, den Rest ihres Lebens als Gefangene in Olivet zu fristen. Nur durften sie nicht zulassen, dass sie sich weiter frei bewegte. Falls die Hexenzirkel von der Macht ihres Blutes erfuhren, würden sie alles daransetzen, Moira zu töten oder sie auf weit schmerzlichere, qualvollere Weise zu benutzen, um die Dämonen zu beherrschen, die sie herbeiriefen. Splittergruppen, mit denen St. Michael hin und wieder zusammengearbeitet hatte, die jedoch nicht zum Orden gehörten, würden sie für ihre eigenen Pläne einsetzen wollen. Und viele dieser Pläne widersprachen St. Michaels Credo, die Unschuldigen zu schützen.
Zahlreiche Ordensbrüder waren gestorben, um die unschuldigen Lämmer Gottes zu schützen. Doch für die Männer von St. Michael lautete genau so ihre Bestimmung. Andere schlossen sich ihnen von außen an. Wie Moira.
Du liebst sie.
Raphaels Unterstellung traf die Wahrheit mehr, als Rico es sich bis dato eingestanden hatte.
Nur war Liebe unbedeutend, wenn das Schicksal der Mensch heit auf dem Spiel stand.
ZWÖLF
M oira kaute auf ihrem Daumennagel, als Rafe zu Morenos Kirche, Grace Harvest, in der Nähe der Warner-Bros.-Studios einbog. Vier Jahre, und nichts hatte sich verändert. Die Bäume waren ein bisschen gewachsen, und ein neuer war nahe den Haupttüren gepflanzt worden. Früher war GH eine katholische Kirche gewesen, und bis heute kennzeichnete die spanische Fassade mit dem Ziegeldach und den Bögen im Missionsstil sie. Die bunten Glasfenster hingegen waren
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