Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
durch schlichte ausgetauscht und das Kruzifix durch drei leere Kreuze ersetzt worden.
GH war eine unabhängige Kirche, und obgleich der charis matische und vermögende Moreno sie zu einem riesigen Zentrum hätte ausbauen können, beließ er es bei diesem bescheidenen, unauffälligen Äußeren.
»Verrätst du mir, was dein Problem mit Moreno ist?«, fragte Rafe, als er den Wagen in eine freie Lücke unweit des Haupteingangs stellte.
Ihr blieb wohl nichts anderes übrig. »Kennst du ihn?«
»Nur vom Hörensagen. Er gilt als Autorität in Sachen Hexerei und spürt Zirkel auf, die schwarze Magie betreiben, besonders im Westen der Vereinigten Staaten. Anthony und Pater Philip haben schon oft mit ihm zusammengearbeitet.«
»Weißt du, dass seine älteste Tochter vor vier Jahren mit einem dieser Zirkel untergetaucht ist?«
Rafe nickte. »Aus diesem Grund engagiert er sich so sehr für St. Michael und gewährt denen Unterschlupf, die einen Zirkel verlassen wollen.«
»Ich bin schuld an Courtneys Absturz.«
»Du?« Seine dunkelblauen Augen waren fast schwarz, als er sie ansah. »Und Courtney hatte nichts damit zu tun? Du hast ein reichlich aufgeblasenes Ego. Hast du sie im Alleingang zur schwarzen Magie getrieben?«
»Nein, aber …« Moira ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich weiß, was du tust. Aber du warst nicht dabei!«
»Du bist immer so verflucht hart zu dir, Moira«, erwiderte er bissig und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es fiel ihm gleich wieder halb über das linke Auge. Rafe erinnerte Moira immer an einen irischen Barkeeper: das Haar etwas zu lang, die Augen etwas zu strahlend und ein Sex-Appeal, der genehmigungspflichtig hätte sein sollen.
Doch sie würde ihm widerstehen.
Denk an all die Menschen, die du schon verletzt hast! , ermahnte sie sich. Willst du, dass Rafe auch wehgetan wird?
Dieser Gedanke wirkte wie eine kalte Dusche auf ihre Libido.
»Ich habe es vermurkst, Rafe.«
»Du trägst das Gewicht der Welt auf deinen Schultern, gibst dir die Schuld für die falschen Entscheidungen anderer. Willst du nicht auch gleich die von Eva mit übernehmen? Immerhin hat sie in den verfluchten Apfel gebissen, und das bestimmt auch nur deinetwegen. Ja, gewiss kannst du es irgendwie so hindrehen, dass du allein für den Sündenfall des Menschen verantwortlich bist.«
Moira öffnete die Wagentür und wollte aussteigen. Rafe packte ihren Arm und zog sie zurück. Mit einem wütenden Blick in seine Richtung entwand sie sich ihm.
Daraufhin berührte er sanft ihre Wange. An dem leichten Zittern seiner Hand erkannte sie, wie verärgert er war, auch wenn seine Gesichtszüge merklich weicher wurden, als sein Handrücken von ihrer Schläfe bis zu ihrem Kinn strich.
Das Schweigen zwischen ihnen zerrte an ihren Nerven.
»Bringen wir es hinter uns«, murmelte sie, das Gesicht zu Morenos Kirche gewandt.
Rafe nahm ihre Hand und küsste sie. »Dann los!«
Die Kirche war offen und niemand darin. Sie liefen um das Gebäude herum zu Jackson Morenos kleinem gepflegten Wohnhaus. Ein zwanzig Jahre alter Mercedes parkte in der Auffahrt; Jackson fuhr also denselben Wagen wie vor vier Jahren.
Rafe klopfte an die Tür, und sofort öffnete Jackson. »Ich habe Sie schon kommen gesehen«, sagte er, blickte flüchtig zu Rafe und fixierte Moira. Seine Miene verriet nichts von dem, was in ihm vorgehen mochte.
Jackson Moreno war auf konservative Weise gutaussehend, in den Mittvierzigern und hatte leicht ergraute Schläfen. Er war so groß wie Rafe und schlank. Seine beigefarbene Baumwollhose hatte eine makellose Bügelfalte, und er trug ein hellblaues Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt waren.
Angesichts seiner eher strengen Erscheinung musste Moira unweigerlich daran denken, dass sie diesen Mann weinen gesehen hatte, als seine Tochter verschwunden war.
»Moira.« Er war eindeutig überrascht, sie zu sehen, und betrachtete sie fragend.
»Hallo, Pastor Moreno. Bitte entschuldigen Sie, dass wir hier unangemeldet aufkreuzen.« Sie räusperte sich. »Das ist Rafe Cooper. Er gehört zum Orden St. Michael.«
»Cooper … Raphael Cooper.« Er nickte. »Von Ihnen habe ich natürlich schon gehört. Kommen Sie rein!« Er öffnete die Fliegentür weit. »Und nennen Sie mich Jackson. Das mit Pater Philip tut mir leid. Er war ein wahrhaft guter Mann.«
»Danke«, sagte Rafe und trat ein. Moira zögerte.
»Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass dies ein reiner Höflichkeitsbesuch ist. Gehen wir in mein
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