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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Dunkelheit seiner einsamen, schäbigen Behelfsunterkunft am Rand von Haines Junction. Der Ölofen war erneut während der Nacht ausgegangen und trotz der fünf Schichten aus Woll- und Steppdecken lag Horace unkontrolliert zitternd auf der Matratze auf dem Boden. Nachdem er bereits die letzten zwei Wochen jeden Morgen unterkühlt aufgewacht war, kam er allmählich zu dem Schluss, dass er in diesem heruntergekommenen Loch den Yukon-Winter nicht überleben würde bei Temperaturen unter 40 Grad minus und einem eisigen Wind, der durch die dünnen Wände blies.
    Er schälte sich aus den Decken, darunter bereits in einer Art einteiligem Tarnanzug und einer Daunenjacke, die er letzte Woche im The Woodsman, einem der hiesigen Sportbekleidungsläden, gekauft hatte, und stellte sich auf die Beine. Er verließ sein winziges Schlafzimmer, durchquerte das »Wohnzimmer« mit drei Schritten und ging in die Küche. Der Kühlschrank war an diesem Morgen der wärmste Ort des Wohnwagens. Er zog die Tür auf und holte eine Packung Orangensaft heraus, schüttelte sie und trank den säuerlichen Saft in großen Schlucken. Anschließend durchforstete er die Küchenschränke nach etwas Essbarem zum Frühstück.
    Er aß eine muffige Apfeltasche, lehnte sich gegen das Spülbecken und betrachtete durch das Wohnzimmer die erbärmliche Umgebung, die er seit einem Monat sein Zuhause nannte. Die Einrichtung des Wohnwagens bestand aus einer Matratze, einem Fernseher und einem abscheulichen Sofa. Sitzen konnte man nur auf der linken Seite, wo die Federn noch Gewicht tragen konnten. Klopfte man an einem klaren Tag die braunen Kissen aus, konnte man jedes Mal beobachten, wie eine pilzförmige Staubwolke den Sonnenstrahlen entgegenwuchs.
    Meistens hatte er im Dorf in Bill’s Diner in einer Sitzecke am Fenster geschrieben und dabei Unmengen von Kaffee getrunken. Während der letzten zwei Wochen hatte er die ersten drei Kapitel seines Buches auf liniertes Notizbuchpapier geschrieben. Sie enthielten seine erste Begegnung mit Andrew Thomas in dem Buchladen in Anchorage, seine Reise in den Yukon und sein heimliches Eindringen in Andrews Hütte.
    Tagsüber trug er sein lila Notizbuch immer bei sich, und wenn er schlief, verstaute er es im Kühlschrank, dem sichersten Platz, sollte der Wohnwagen Feuer fangen.
     
    Am 30. Oktober, dem siebten Todestag meiner Mutter, entdeckte ich, dass mein Leben in Haines Junction, ein Leben, das ich über alles liebte, vorüber war.
    Kurz vor Mittag saß ich im Computerraum der öffentlichen Bücherei und las im Online-Tagebuch den gefühlvollen Eintrag einer Internet-Freundin, die ich nur als Tammy M. Midway kannte. Als ich gerade den langen Absatz über ihre Unfähigkeit zu oberflächlichen gesellschaftlichen Kontakten las, drehte sich die Frau am Computer neben mir zu ihrem Mann um und sagte: »Sieh dir das an, Ralph. Andrew Thomas ist zurück.«
    Ein Adrenalinstoß durchfuhr meinen Körper und ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss, doch als ich zu dem Paar hinüberblickte, sah ich, dass die Frau mit dem Finger auf eine Schlagzeile auf ihrem Monitor tippte. Als sie meinen Blick spürte, sah sie mich direkt an.
    »Furchtbar, nicht wahr?« Ich konnte nicht sprechen. »Hier steht, er hat eine ganze Familie abgeschlachtet.«
    »Wo?«, stotterte ich.
    »Ich bin nicht sicher, Moment mal.« Sie scrollte zurück zum Artikelanfang. »Hier steht es. Davidson, North Carolina.«
    Irgendetwas in mir zerbrach. Ich fand die Website und überflog den Artikel sowie die Namen der Opfer. Im dritten Absatz las ich folgende Sätze:
     
    Elizabeth Lancing, eine direkte Nachbarin der Worthingtons, wurde am Montag entführt.
    Obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keine näheren Anhaltspunkte gibt, geht die Polizei von einem Zusammenhang der beiden Taten aus. Ihr Ehemann Walter Lancing, ein ehemaliger Freund des mutmaßlichen Serienmörders und Schriftstellers Andrew Thomas, gehörte vermutlich zu den Opfern von Mr Thomas, auch wenn seine Leiche nie gefunden wurde.
     
    Mein Kopf schmerzte so stark, dass ich Angst hatte, ich könnte ohnmächtig werden, daher klickte ich schnell auf Drucken und schaltete den Computer aus. Mit dem Ausdruck in der Hand verließ ich die Bücherei und trat hinaus in die eisige mittägliche Kälte.
    Nachdem ich zu meinem Jeep zurückgekehrt war und mich hineingesetzt hatte, las ich den Artikel zu Ende.
    Die Beschreibung des Leuchtturms und dessen, was man der armen, lieben Karen angetan hatte, brach mir das

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